China lässt trans Personen im Stich
Sie operieren sich selbst oder greifen zu Hormonen vom Schwarzmarkt: Aufgrund fehlender ärztlicher Unterstützung gehen trans Personen gefährliche Risiken ein
Amnesty International macht in einem neuen Bericht auf die Lage von trans Personen in China aufmerksam. Aufgrund von Stigmatisierung und Diskriminierung sind sie besonders gefährdet.
Aus Angst, von der Familie abgelehnt und verstossen zu werden, versuchen trans Personen in China sich oftmals selbst zu helfen. Ein Beispiel ist die 30-jährige Huiming, die sich geschlechtsangleichende Massnahmen nicht in ärztliche Behandlung begeben wollte, da diese eine Zustimmung der Eltern vorausgesetzt hätte. Stattdessen bestellte sie Hormone im virtuellen Schwarzmarkt, die sie aber aufgrund starken Stimmungsschwankungen und Folgen auf ihre psychische Gesundheit wieder absetzen musste.
Die Mai-Ausgabe der MANNSCHAFT ist da!
2016 versuchte sie, ihre männlichen Geschlechtsorgane eigenhändig zu entfernen. Die Selbstoperation schlug fehl und Huiming musste in die Notaufnahme gebracht werden. Dort flehte sie den Arzt an, gegenüber ihrer Familie zu lügen und von einem Unfall zu sprechen. «Ich hatte Todesangst, weil ich so stark blutete», sagte sie gegenüber Amnesty International. Die Tatsache, dass ihr die Operation nur teilweise geglückt war, störte sie dabei besonders. «Ich wollte nicht als Mann sterben.»
«Homoheilung» in China – Therapien bleiben verbreitet
In einem am 10. Mai veröffentlichten Bericht stellt Amnesty International auch die 21-jährige Shanshan aus Beijing vor, die ihre männlichen Geschlechtsmerkmale hasste. «Meine grösste Angst ist es, ein Mann zu sein», sagte sie. «Es gab Zeiten, da fühlte ich mich so schlecht, dass ich mich umbringen wollte.» Um sich von ihren Ängsten zu befreien, kaufte auch Shanshan Hormone auf dem Schwarzmarkt.
Amnesty International zufolge führen gesellschaftliche Stigmatisierung, eine mangelnde Aufklärung sowie strenge Auflagen für den Zugang zu geschlechtsangleichenden Massnahmen dazu, dass sich trans Personen sich an unsichere und unregulierte Behandlungen wenden.
«China lässt trans Personen im Stich», sagt Doriane Lau von Amnesty International. «Diskriminierende Gesetze und Richtlinien geben vielen Menschen das Gefühl, dass es keine Alternativen gibt, als unsichere Hormone vom Schwarzmarkt zu kaufen oder sich gefährlichen Selbstoperationen zu unterziehen.»
UMFRAGE: Wie viele Dating-Apps nutzt du?
Amnesty International fordert eine Lockerung der strengen Bedingungen für geschlechtsangleichende Massnahmen. «Die Behörden und das medizinische Personal dürfen trans Personen nicht länger als geisteskrank bezeichnen», sagt Lau.
Im Fall von Huiming gibt es ein Happyend. Nach der missglückten Selbstoperation outete sie sich bei ihrer Mutter, die ihre Geschlechtsidentität akzeptierte. 2017 reiste sie nach Thailand, um sich einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Hass und Drohungen wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Pause ein
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche Hassnachrichten. Deshalb will sie sich «für ein paar Tage» zurückziehen.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Gesellschaft
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Jugend
Promis wie Bettina Böttinger unterstützen neue Stiftung für junge Queers
Mit prominenter Unterstützung wurde in Köln die «Du bist gut!»-Stiftung vorgestellt. Ihr Ziel ist es, queere Jugendliche zu stärken, indem sie langfristig sichere Räume und Projekte im Coming-out-Prozess fördert. Die Stiftung ist aus dem anyway hervorgegangen – der ältesten und grössten queeren Jugendeinrichtung Europas.
Von Newsdesk Staff
LGBTIQ-Organisationen
Coming-out