Brasilien: FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto outet sich

Er sagt: «99,9 Prozent der Homosexuellen in der Fussballwelt leben im Verborgenen»

Igor Benevenuto (Foto: Instagram/Igor Benevenuto)
Igor Benevenuto (Foto: Instagram/Igor Benevenuto)

Der FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto hat den Schritt gewagt – und sich als homosexuell geoutet. Er ist damit der zweite FIFA-Schiedsrichter, der dies tut – nach dem Norweger Tom Harald Hagen Ende 2020 (MANNSCHAFT berichtete).

Der 41-Jährige Brasilianer Benevenuto nutzte für sein Coming-out ein Interview mit dem Podcast Globo Esporte und kritisierte im Gespräch auch den Umgang des Profifussballs mit dem Thema Homosexualität.

Benevenuto: «Fussball war ein Männerspiel, und ich wusste schon früh, dass ich schwul bin. Es gab keinen perfekteren Ort, um meine Sexualität zu verstecken», so Benevenuto.

Schiedsrichter zu sein, habe ihn in eine Machtposition gebracht, die er brauchte: «Habe ich es gewählt, um meine Sexualität zu verbergen? Ja.»

Erwartungen der Hetero-Welt nicht enttäuschen Trotz Machtposition erklärt er: «Ich habe mein wahres Ich geopfert, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen. Schwule sind es gewohnt, nicht sie selbst zu sein. Wir schränken unser Verhalten ein, um die Erwartungen der Hetero-Welt nicht zu enttäuschen.» (MANNSCHAFT berichtete über das erste A-Liga Pride-Fussballspiel in Australien, mit Josh Cavallo.)

Seine Homosexualität sei in der Szene ein offenes Geheimnis gewesen, sagt Benevenuto. Dennoch sei er regelmässig Opfer von Beleidigungen vonseiten der Fans und Club-Verantwortliche geworden.

Um nicht mit dem «Schwulen-Image» in Verbindung gebracht zu werden, habe er darauf verzichtet, das Finale eines queeren Fussball-Turniers zu pfeifen. «Sie überzeugten mich, es nicht zu tun, weil es keine gute Idee sei.»

Von Spielern und Trainern sei er jedoch stets respektvoll behandelt worden, betont Benevenuto. Ein Grund: «99,9 Prozent der Homosexuellen in der Fussballwelt leben im Verborgenen.» Deshalb fordert er nun: «Wir existieren und verdienen das Recht, darüber zu sprechen und normal zu leben.»

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