«Ich bin schwul»: So schwänzte Satiriker Mike Müller das Militär
In einem alten Interview verrät der Schweizer, wie er der Dienstpflicht entgehen konnte - damit steht er nun in der Kritik
Mit der Behauptung, er sei schwul, entkam Mike Müller seinerzeit der Dienstpflicht. Ein ausgegrabenes Zitat von 2014 bringt den Satiriker nun in die Kritik.
Das Dienstbüchlein wird abgeschafft. Der Ausweis über die Absolvierung der Wehrpflicht und der Militärdienstpflicht in der Schweizer Armee hat ausgedient. In der gestrigen Ausgabe der Sonntagszeitung liessen sich Prominente mit dem Dokument ablichten, darunter auch der Satiriker Mike Müller.
Tinder warnt Reisende in homophoben Ländern
Für Gesprächsstoff sorgt nun ein Zitat von 2014. Damals erklärte Müller gegenüber dem Bund, wie er der Wehrpflicht entgehen konnte. «Ich behauptete, ich sei schwul». Nach zehn absolvierten Diensttagen war das Coming-out sein Ticket für die Untauglichkeit. Er habe «gelogen, was das Zeug hält».
An der Aussage stört sich ausgerechnet der SVP-Mann Christoph Mörgeli. «Ich finde es übel, wie Komiker Mike Müller stolz ist auf seinen Betrug, sich im Militär schwul gestellt zu haben und so nach wenigen Tagen frei gekommen zu sein», twitterte der Politiker. «Ein Schlag ins Gesicht aller ehrlicher junger Mitbürger, welche ihre Wehrpflicht geleistet haben und noch leisten.»
Marco Fritsche sieht die Sache eher entspannt. «Mike Müller darf das!», sagte der Moderator von «Bauer, ledig, sucht …» gegenüber der Nachrichtenplattform Nau.ch. Zu Müllers Zeit sei Homosexualität sicher alles andere als akzeptiert gewesen. Daher sei der heute 55-Jährige eher ein «unkonventioneller Rebell» als ein «Drückeberger».
In der Schweizer Armee gab es nie ein Verbot für schwule oder bisexuelle Männer. Aber: «Wer mit einer Person gleichen Geschlechts eine unzüchtige Handlung vornimmt» wurde gemäss Artikel 127 des Militärstrafgesetzes noch bis 1992 mit Gefängnis bestraft. In einer Volksabstimmung strichen die Schweizer Stimmberechtigten mit einer Dreiviertelmehrheit diesen Artikel dann aus dem Militärstrafgesetz.
Heute ist die sexuelle Orientierung kein Grund mehr für die Untauglichkeit. Seit 2005 gibt es mit den «Queer Officers» sogar einen Verein für homosexuelle Angehörige der Armee. «Wir treffen regelmässig militärische Stellen, bis hin zum Chef der Armee. Wir sind offizieller Ansprechpartner der Armeeführung, wenn es um Diversity-Fragen geht», sagte der Präsident Dominik Winter gegenüber der Mannschaft. «Wir verstehen uns als Impulsgeber und diskutieren auf Augenhöhe mit.» So sei es beispielsweise auch das Verdienst der Queer Officers, dass 2018 das Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung offiziell Eingang ins Dienstreglement gefunden hat.
Offizielle «Outing-Tage»? Streit um Diversity bei der Bundeswehr
In den früheren Achtzigerjahren – der Zeit in der Mike Müller für die Armee rekrutiert wurde – sah das noch anders aus. «Schwul reichte für den Gang zum Militärpsychiater. Den interessierte das aber nicht sonderlich, weil er ein Profi war», sagte Müller gegenüber Nau.ch. Für ihn sei die Homosexualität der einzige Ausweg gewesen. «Für eine längere Gefängnisstrafe fehlte mir der Mut.»
Das könnte dich auch interessieren
NRW
Warnung vor Anschlag: CSD in Gelsenkirchen abgesagt
Bis zu 600 Personen waren angemeldet zum Christopher Street Day in Gelsenkirchen. Die Veranstalter*innen sagten den CSD aber vorsichtshalber kurzfristig ab.
Von Newsdesk Staff
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
ESC 2025
Choreograf beim ESC: «Wenn das Publikum tobt, kommen mir die Tränen»
Als Choreograf steht Jonathan Huor beim ESC 2025 im Zentrum des Geschehens. Gemeinsam mit seinem Team bringt er die grösste Musikshow der Welt tänzerisch zum Leben.
Von Greg Zwygart
Bühne
Schweiz
Kultur
Eurovision Song Contest
Gesundheit
Mehr Fälle von Mpox – aber woher kommt die Gelassenheit?
Mpox wird vor allem bei Sex unter Männern übertragen. Zuletzt nahmen die Infektionen in Deutschland wieder etwas zu. Doch bislang herrscht unter Beobachter*innen keine Alarmstimmung.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
Lifestyle
Deutschland
Regenbogen-Banner vor CSD in Flensburg zerstört
Kurz vor dem Christopher Street Day am Samstag in Flensburg wurden zwei Banner zerstört. Der Staatsschutz ermittelt.
Von Newsdesk Staff
News
Pride