HIV/Aids: Schwule Männer zu unrecht kritisiert
Die Zahl der frischen HIV-Infektionen bei schwulen Männern hat 2012 weiterhin abgenommen. Das zeigt eine Beurteilung der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG).
Im Mai geriet der Ruf der Schweizer Gay Community in ein schiefes Licht. Da die Zahl der HIV-Diagnosen bei Männern, die mit Männer Sex haben (MSM), im Jahr 2012 zugenommen hatte, ging man davon aus, dass schwule Männer im Umgang mit Safer Sex nachlässig geworden sind. Man stellte laufende Präventionskampagnen in Frage und zeigte mit dem Finger auf Männer, die anonym und in Darkrooms den schnellen Sex suchen. In der SRF-Sendung Club vom 4. Juni stellte SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi das «Rudelbumsen» schwuler Männer als «verantwortungslos» hin.
Das Gegenteil ist aber der Fall. Eine Beurteilung des EKSG zeigt, dass die HIV-Diagnosen zwar gestiegen sind, nicht aber die Anzahl von frischen Infektionen. Diese ist sogar weiterhin rückläufig, und das seit 2008. Zugenommen haben die Diagnosen von älteren HIV-Infektionen, die länger als zwölf Monate zurückliegen (siehe Grafik).
Aufgrund dieser Daten geht die EKSG davon aus, dass die Zahlen «auf eine intensivierte Testaktivität» schliessen lassen. Die Risikogruppen wurden 2012 häufiger oder gezielter getestet, und das sei zu begrüssen, schreibt die EKSG in ihrer Beurteilung.
Differenzierung der HIV-Diagnosen durch «Recency»-Verfahren Das Risikoverhalten von schwulen Männern hat sich also nicht verschlechtert. Im Gegenteil: Der schwule Mann weiss, wie man sich vor HIV schützt, und setzt die Safer-Sex-Regeln auch konsequenter um als vor ein paar Jahren. Die erhöhte Testaktivität 2012 führt dazu, dass mehr HIV-positive Männer ihren Status kennen, mit der medizinischen Therapie beginnen können und so das Virus nicht unwissentlich weitergeben.
War das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der Veröffentlichung der Zahlen im Mai etwas voreilig? Pietro Vernazza, Präsident der EKSG, verweist auf Anfrage von Mannschaft Magazin auf das «Recency»-Verfahren, das auf den Labortest zur Abschätzung von Neuinfektionen zurückgreift.
«Die Analyse der ‹Recency›-Daten ist ein altes Anliegen von mir, das bisher einfach noch nie systematisch in das Reporting aufgenommen wurde», sagt Vernazza. «Als die steigenden Daten nach bisherigem Muster publiziert wurden, haben wir dann sofort die weitere Analyse gefordert und mit Unterstützung des BAG abgeschlossen. In Zukunft werden wir das Reporting in der von uns vorgeschlagenen Art erhalten.»
Dass Präventionskampagnen wie zum Beispiel «Break The Chains» von Checkpoint unter der Medienaufmerksamkeit im Mai gelitten haben, glaubt Vernazza nicht: «Schuldzuweisungen kommen meist kategorisch und wenig fundiert. Ob ‹Break The Chains› Schaden genommen hat, kann ich nicht beurteilen.»
Wichtig ist für Vernazza, dass man sich mit dem Rückgang der frischen HIV-Infektionen nicht zufrieden gibt: «Es zeigt, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Wir müssen weiterhin Risikogruppen wie MSN gezielt erreichen können, um diesen Trend beizubehalten.»
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