HIV-Selbsttest vor Zulassung
Die Schweiz prüft die Einführung eines HIV-Tests, der Zuhause vorgenommen werden kann.
HIV-Prävention wird in der Politik entschieden. So kennt jedes Land seine eigene Spielregeln und Kosten, wie ein HIV-Test angeboten wird. Bisher war im Alpenland ein Hometest für HIV verboten. Die Behörden hatten sich 2013 noch abwertend zum Test für Zuhause geäussert. Die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit verweigerte damals die Freigabe – weil die «qualitätsgesicherte Diagnose» beim Heimtest nicht gewährleistet und «Beratung und Therapie» bei einem positiven Resultat nicht sichergestellt seien.
Warum soll, was zum Beispiel in den USA bereits seit 2012 geht, in der Schweiz nicht funktionieren? «Ein HIV-Test soll freiwillig und eingebettet in eine persönliche Beratung geschehen», so Roger Staub, der damalige stellvertretender Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Geschehe das nicht, sei es eine verpasste Chance für die Prävention. Staub hatte weitere Einwände: «Es braucht Wissen, um ein Testresultat korrekt zu interpretieren.»
Fünf Jahre später steht nun der erste HIV-Hometest in der Schweiz vor der Zulassung. «Das entsprechende Gesetz ist im Moment in Revision», sagt Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu Medien. Gleichzeitig hofft auch die Deutsche Aidshilfe auf die Zulassung noch in diesem Jahr.
Aids-Hilfe Schweiz begrüsst den Hometest Inzwischen sind die Tests so einfach wie ein Blutzucker-Check. Auch Daniel Seiler, Geschäftsleiter bei der Aids-Hilfe Schweiz, begrüsst den neuen Test. Er biete «einen neuen Zugang für Leute, die nicht zum Arzt oder in ein Test-Zentrum gehen möchten. Insofern unterstützen wir diesen Entscheid sehr», sagt er zur Mannschaft.
Gemäss Seiler nähert sich die Schweiz der «Endphase von HIV». Noch rund 3000 Menschen tragen den HI-Virus in sich, ohne es zu wissen. «Der Heimtest ist ein weiteres Puzzelstein in der Prävention, welcher helfen wird diese Zahl zu senken.» Denn nur wer seinen Status kenne, könne einer Therapie zugeführt werden. Die neuen HIV-Medikamente sind mittlerweile so gut, dass sie bei wirksamer Therapie HIV so stark kontrollieren, dass HIV-Menschen den Virus nicht mehr übertragen können. Sex ohne Kondom und auch Schwangerschaften sind möglich.
Gefahren beim Hometest wie falsche Anwendung oder verzweifelte Menschen mit einer Neudiagnose ohne persönliche Betreuung, sieht indes Seiler nicht. Er fordert aber konkrete Rahmenbedingungen. So solle jeder HIV-Heimtest eine Packungsbeilage mit Informationen über HIV/Aids haben und und in den vier Landessprachen und Englisch abgefasst sein. Gleichzeitig müsse die Qualitätssicherung der HIV-Heimtests durch unabhängige Prüfungsstellen gewährleistet sein. Und «Jeder und Jede, die ein positives Testresultat erhält, weiss, wo er oder sie sich unkompliziert für eine Beratung hinwenden kann. Unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Nationalität, Aufenthaltsstatus.»
Aktuell sind die Checkpoints für schwule und bisexuelle Männer federführend in Sachen HIV-Beratung und -Tests. Auswirkungen auf die Gesundheitszentren seien keine zu befürchten, die Aids-Hifle Schweiz sieht die neuen Hometests als Ergänzung zum bestehenden Angebot. «Bei den Tests wird zwischen dritter und vierter Generation unterschieden. In den Schweizer Test-Zentren werden ausschliesslich Tests der vierten Generation verwendet. Diese Labortests sind sensibler und können deshalb eine Infektion schneller entdecken.» Zum Vergleich: Bei den HIV-Heimtests handelt es sich um Tests der dritten Generation, die eine Infektion statt nach 6 Wochen erst nach etwa 12 Wochen zu 100 Prozent identifizieren können.
Die Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit wird im März dem Bund eine Empfehlung um Selbsttest abgeben. Kommt danach die schweizerische Zulassungsbehörde Swissmedic zum Schluss, dass eine Ausnahme im Interesse der öffentlichen Gesundheit ist, kann sie einen diagnostischen Test erlauben.
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