Emotionales Comeback von Céline Dion: «Eine Inspiration»

Die Sängerin selbst war von den Momenten überwältigt

Céline Dion sorgte mit der «Hyme à l’Amour» für ein fulminantes Finale der Eröffnungs-feier. (Bild: Sven Hoppe/dpa)
Céline Dion sorgte mit der «Hyme à l’Amour» für ein fulminantes Finale der Eröffnungs-feier. (Bild: Sven Hoppe/dpa)

Céline Dion leidet an einer heimtückischen Krankheit. Lange ist fraglich, ob sie je wieder singen kann. Dann kommt die Olympia-Eröffnungsfeier – und Dion feiert ein zauberhaft emotionales Comeback.

Tex: Manuel Schwarz, Rachel Boßmeier und Barbara Munker, dpa

Zum Grande Finale der olympischen Eröffnungsfeier kommt tatsächlich Céline Dion. Zunächst ist diese grosse Künstlerin nur ein winziger, silberner Punkt hoch oben auf dem Eiffelturm. Dann beginnt sie zu singen. Und innerhalb weniger Augenblicke wächst Dions Stimme über das monumentale Bauwerk hinaus, legt sich wie eine warme Decke über das regendurchnässte Paris, strömt in die Herzen der Zuhörer und sorgt für einen atemberaubenden Schlusspunkt der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Viele Leute haben Tränen in den Augen.

Was für eine Show – und was für ein Comeback für den Weltstar aus Kanada. Seit Jahren kämpft Dion gegen eine heimtückische, neurologische Krankheit, das sogenannte Stiff-Person-Syndrom. Mit einer Dokumentation gab die Ausnahmekünstlerin jüngst Einblicke in ihr Leben. Es sind herzzerreissende Szenen dabei, etwa wenn die Kamera draufhält, während sie in einer Arztpraxis einen schweren Krampfanfall erleidet. Sie zittert heftig und weint. Immer wieder stand die Frage im Raum, ob Dion überhaupt je wieder singen kann.

Das Finale fand nach den umstrittenen Szenen auf der Seine statt. Dragqueens, ein trans Model, ein nackter Sänger und der ebenso fast nackte Gott Bacchus sorgten für Unmut bei der katholischen Kirche (MANNSCHAFT berichtete).

Atemberaubende Hommage an Edith Piaf Tagelang war rund um Olympia spekuliert worden, ob die Céline Dion vielleicht im Rahmen der Eröffnungsfeier auftreten könnte. Selbst Emmanuel Macron hatte sich dies gewünscht. Die Rückkehr ins Rampenlicht wurde dann noch triumphaler, als sie sich Monsieur le President und auch die französischen Olympia-Organisator*innen vorstellen konnten.

In einem silberweissen, glitzernden Kleid stand Dion auf der ersten Etage des Eiffelturms, in mehr als 50 Metern Höhe. Voller Inbrunst sang sie Édith Piafs«L’Hymne à l’Amour», die Hymne an die Liebe. Begleitet wurde sie von einem Pianisten neben sich, auf dessen Flügel hatten sich unzählige Wasserpfützen gebildet. «Sogar der Regen, den ganzen Abend über ein unwillkommener Gast, schien innezuhalten, um ihrer ergreifenden Interpretation des Edith-Piaf-Klassikers zu lauschen», schrieb das Journal de Québec aus Dions Heimat.

Die Sängerin selbst war von den Momenten überwältigt. Auf Handyvideos ist zu sehen, wie sie nach ihrem Auftritt vor dem Hotel von Fans empfangen und bejubelt wird und sich mehrmals die Hand auf das Herz legt. «Ich fühle mich geehrt, dass ich heute Abend bei der Eröffnungsfeier von Paris 2024 aufgetreten bin», schrieb sie danach auf der Plattform X, «und ich bin voller Freude, wieder in einer meiner Lieblingsstädte zu sein.»

«Vor allem aber bin ich so glücklich, diese unglaublichen Athlet*innen zu feiern, mit all ihren Geschichten von Aufopferung und Entschlossenheit, Schmerz und Ausdauer», ergänzte Dion. Die fünfmalige Grammy-Gewinnerin, die in den 90er-Jahren zum Weltstar aufstieg und mit dem Titanic-Titelsong «My Heart Will Go On» etliche Rekorde aufstellte, hätte damit auch sich selbst meinen können.

Musiker-Kolleginnen feiern Dion Die Bewunderung und der Respekt in der Musikwelt und im Showbusiness war riesig. US-Sängerin Kelly Clarkson, die für den Sender NBC die Zeremonie in der französischen Hauptstadt kommentierte, sagte mit Tränen in den Augen, dass ihr der Auftritt die Stimme verschlagen habe. Sängerin Gloria Estefan berichtete bei Instagram von «Tränen der Freude», die sie vergossen habe.

Schauspielerin Elizabeth Banks nannte die Show «episch» und Sängerin Cyndi Lauper schrieb in dem sozialen Netzwerk: «Seht, was harte Arbeit und Glaube machen. Du bist eine Inspiration.»

Der künstlerische Leiter der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, schilderte, dass sie die Eröffnungsshow mit dem ikonischen Piaf-Lied krönen wollten und Dion dafür die beste Sängerin gewesen sei. Man habe ihr überlassen, wo sie auftreten wolle. Dion selbst habe sich dann für den Eiffelturm entschieden. Grösser und prachtvoller geht nicht.

Unklar blieb zunächst, inwieweit die Darbietung hoch über Paris ein Indiz dafür ist, dass die Sängerin wieder Konzerte spielen oder gar auf Tour gehen könnte. Jüngst gab es einen Bericht des – oft gut informierten – Klatschportals TMZ, wonach Dion an einem Deal arbeite, künftig fest in Las Vegas aufzutreten. In der US-Glitzermetropole hatte sie bereits zweimal in ihrer Karriere für jeweils mehrere Jahre feste Engagements.

Muskelkrämpfe in der Kehle An einen Auftritt wie in Paris oder gar ganze Shows schien zuletzt jahrelang nicht zu denken. Im Dezember 2022 hatte sie bekannt gemacht, dass bei ihr das Stiff-Person-Syndrom diagnostiziert worden sei. Sie leide an Muskelkrämpfen und habe dadurch manchmal Probleme beim Gehen und beim Singen. Dion musste alle für 2023 und 2024 geplanten Termine ihrer «Courage World Tour» in Europa absagen (MANNSCHAFT berichtete).

Erstmals seit Bekanntwerden ihrer Diagnose sprach sie im Juni in einem Fernseh-Interview über ihr Leben mit der seltenen Autoimmunerkrankung. Es fühle sich so an, als wenn dich jemand erwürgt, beschrieb sie die schweren Krämpfe in ihrer Kehle (MANNSCHAFT berichtete).

Die Krankheit könne überall im Körper zu Muskelkrämpfen führen, so dass etwa ihre Hände oder Füße erstarren würden. Mit Physiotherapie, Gesangstraining und Medikamenten kämpfe sie gegen die Krankheit an.

Und in diesem Kampf war der Freitagabend hoch über den Dächern von Paris für Céline Dion ein riesengrosser Sieg.

Mehr: Queers bei Olympia: Über 100 Gründe, sich die Spiele anzuschauen (MANNSCHAFT berichtete)

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