Ein würdiger Abschied von Röbi Rapp
Volles Haus zur Abschiedsfeier des langjährigen Aktivisten
Ende August verstarb der LGBTIQ-Pionier Röbi Rapp 88-jährig im Kreis seiner Liebsten. Am 27. Oktober fand im Zürcher Stadthaus eine Abschiedsfeier statt. Worte von Röbi Rapps langjährigem Lebensgefährten Ernst Ostertag.
Text: Ernst Ostertag
Es regnete in Strömen, genau wie an unserem Hochzeitstag vor fünfzehn Jahren und genau wie damals traf man sich im Zürcher Stadthaus. Die Halle war bis zum letzten Platz besetzt. Giovanni Lanni hatte die Dekoration besorgt. Ballons in den sechs Farben der internationalen Flagge der schwul-lesbischen Community schmückten die Bogen über den Säulen, und auf der Bühne erschienen sie wieder und umrahmten den Namen RÖBI.
Corine Mauch, unsere Stadtpräsidentin, eröffnete den Anlass mit bewegenden und sehr persönlichen Worten. Das war schlicht grossartig und wunderbar zugleich.
Danach sang der schwule Männerchor Zürich (schmaz) und sofort war klar, in diesen nicht einfachen Liedern paarte sich Gesangskunst auf höchstem Niveau mit grosser Professionalität. Denn die Akustik der Halle ist schwierig, weshalb sich die erfahrenen Sänger unter ihrem Dirigenten Ernst Buscagne bereits vor dem Eintreffen des Publikums an Ort einsangen. Das zahlte sich aus. Es tönte vollkommen, auch in den schwierigen Passagen mit aufgeteiltem Chor, mit Solostimmen und mimischen Einlagen.
Die Moderation hatte kurzfristig Ernst Ostertag übernommen. Das gab etwas Persönliches.
Josef Burri, Autor und Fachmann im Bereich Buddhismus und Südostasien schilderte in seinem Hauptreferat Röbis Leben. Er tat dies nicht chronologisch, sondern nahm die Lehren des Buddha zur Grundlage und konnte so auf wenig bekannte Linien und Aspekte in Röbis Werdegang und seiner geistigen Entwicklung hinweisen. Für viele war das vielleicht neu, aber der Redner fand die sprachlich nötige Klarheit. Und er gab auch Antwort auf Röbis tibetischen Namen Karma Sherab und das Mantra auf der Todesanzeige.
Das Flötenduo Brita Ostertag und Philipp Bachofner, zusammen mit der Cellistin Cécile Grüebler überraschte mit einem heiteren Zwischenspiel von Melodien aus Mozarts Don Giovanni anhand eines Arrangements aus dem Jahr 1818 und liess dieses kaum bekannte Stück zum musikalischen Erlebnis werden.
Es gelang Oliver Fritz mit seiner Schilderung des sich im Alter neu entwickelnden Talents von Röbi als Bühnen-Star jenes Phänomen erfahrbar zu machen, das seiner Künstlernatur zugrunde lag. Nach jahrzehntelangem Schweigen (Untergang des KREIS) wollte Röbi noch einmal ins Rampenlicht treten und das Publikum mit den Feinheiten seiner Kunst verzaubern. Oliver war nun Röbis Pianist. Ohne ihn wäre der Neustart nicht gelungen. Oliver liess Röbi zu sich selbst und weit über sich selbst hinauswachsen. Das machte er uns an der Abschiedsfeier ganz nahe und ganz persönlich spürbar. Es waren die berührendsten Momente.
Danach kam der schmaz und sang mit einem jazzigen Lied Rhythmus, Spass und Freude herbei, sodass Tobias Urech – Vorstandsmitglied der «Milchjugend» und zugleich ein Bühnentalent als Dragqueen namens Mona Gamie – es leicht hatte, vom letzten Auftritt Röbis zu erzählen, als die «alterslose Grande Dame» zusammen mit ihm, dem jungen Tobias am 5. Mai dieses Jahres auf jener Bühne performte, die auch die Bühne des KREIS war, nämlich im Theater am Neumarkt. Er enthüllte zum Schluss ein Foto-Bild, das Röbi zeigte, im weissen Frack Abschied vom Publikum nehmend, den Zylinder in der Hand.
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