«Die Ehe ist einfach ein Gefühl der Zusammengehörigkeit»
Patric und Adrian würden gerne heiraten, wenn es die Ehe für alle in der Schweiz gäbe
Sie sind ein fast gewöhnliches Schweizer Paar, das gerne heiraten und seine Zusammengehörigkeit feiern würde. Doch vorerst müssen sie zuschauen, wie sich die Ehe für alle langsam den Weg durch die Ebenen der Schweizer Politik bahnt. Erst dann können auch sie ihre Liebe durch eine Hochzeit besiegeln.
Noch gibt es keine Ehe für alle in der Schweiz – aber die Bevölkerung ist mit grosser Mehrheit dafür (MANNSCHAFT berichtete). Vielleicht ab nächstem Jahr, wenn die Rechtskommission des Ständerats, der Ständerat und das Volk nach einem allfälligen Referendum mehrheitlich «Ja» sagt. Die nächste Sitzung der Rechtskommission zur Ehe für alle ist für den 12. November vorgesehen (MANNSCHAFT berichtete). Es könnte aber auch noch ein, zwei oder drei Jahre dauern. Nach den beinahe sieben Jahren, die es schon gedauert hat, seit die Grünliberalen das Anliegen eingereicht hatten.
Patric Etter (31) und Adrian Schütz (44) aus Dürnten im Kanton Zürich wollen ihre Zusammengehörigkeit durch die Ehe zeigen. Vielleicht lassen sie ihre Partnerschaft auch erst einmal eintragen, wenn man diese einfach zur Ehe upgraden könne, sagen die beiden. Was sie dem Ständerat vor der Abstimmung gerne mitgeben würden und wie ihre Hochzeit aussähe erzählen sie im Interview.
Patric und Adrian, ihr seid seit anderthalb Jahren verlobt, wer hat den Antrag gemacht und vor allem: wie? Patric: Willst du erzählen? Adrian: Ich habe einfach einen speziellen Moment abgewartet. Es war am CSD in Zürich vergangenes Jahr, als wir das Jubiläum des Anlasses gefeiert haben. Mitten in der Menschenmenge bin ich auf die Knie gegangen und habe um Patrics Hand angehalten. Patric: Es war sehr speziell mit all den Menschen um uns herum. Da konnte ich fast nicht Nein sagen. (lacht)
Wie haben die Leute um euch herum reagiert? Patric: Alle haben geklatscht und gejubelt. Das Witzigste war eine Gruppe Lesben, die uns richtig abgefeiert haben. Adrian: Ja voll, die haben uns sogar noch Champagner eingeschenkt. Das war super.
Weshalb wollt ihr heiraten? Patric: Es ist einfach ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, wenn man einen Ring am Finger trägt. Ich hatte mir schon in einer früheren Beziehung gewünscht, einen Verlobungsring zu tragen, darauf schauen zu können und zu sagen: Dieser Mann steht zu mir und gehört zu mir. Leider hat sich das nicht ergeben. Der unromantische Teil ist dann noch die rechtliche Absicherung, zum Beispiel wenn einer von uns auf der Intensivstation liegen würde. Adrian: Eigentlich ist es schnell zu beantworten. Wir wollen aus denselben Gründen heiraten wie ein Hetero-Paar. Wir haben dieselben Vorstellungen und Wünsche, wie ein «normales» Paar: Er möchte an mein Vermögen. (lacht) Patric: Ja genau. (lacht)
Lasst ihr eure Partnerschaft eintragen, wenn es noch länger dauert mit der Ehe für alle? Adrian: Ich würde mich sicher erkundigen, ob man die eingetragene Partnerschaft nachträglich in eine Ehe umwandeln kann. Wenn man sie, wie in Deutschland, einfach auf ein Amt gehen kann zum Umschreiben lassen, dann würde ich auch davor schon heiraten wollen. Patric: Ich denke, wir können noch etwas abwarten, wenn es nicht mehr ewig geht. Ich bin aber zuversichtlich, dass es bald klappt.
Seit ich klein bin, bedeutet Ehe für mich, dass sich zwei Personen lieben und ihre Zusammengehörigkeit zeigen wollen.
Weshalb braucht die Schweiz die Ehe für alle? Adrian: Ich es mega wichtig für uns alle, Schwule und Lesben. Wir wollen nicht mehr in der Öffentlichkeit zwangsgeoutet werden. Wenn ich mich heute für einen Job bewerbe, dann steht da, dass ich in einer eingetragenen Partnerschaft lebe. Damit wissen dann alle, dass ich schwul bin. Ich habe zwar kein Problem mehr damit, es zu sagen, aber es sollte meine Entscheidung sein, wann ich es sage. Es könnte mich aber auch mal die Chance auf einen Job kosten.
Habt ihr schon Diskriminierung bei der Arbeit erlebt? Patric: Bei meinem ersten Job in Zürich habe ich von Beginn an gesagt, dass ich schwul bin. Die obere Etage war ziemlich homophob und das kriegte ich auch zu spüren. Damals war ich Anfang zwanzig und das hat mir ziemlich zugesetzt. Beim nächsten Job habe ich mir dann gedacht: Sag bloss nichts! Irgendwann sagte ich es einer Mitarbeiterin und sie meinte, dass es kein Problem sei, auch der Chef sei da offen.
Wenn ihr vor der Abstimmung zur Ehe für alle ein paar Worte an die Ständerät*innen richten könntet, was würdet ihr ihnen sagen? Adrian: Sie sollen sich auf die Grundwerte der Schweiz besinnen. Wir sind ein liberales Land mit Vorbildfunktion durch unsere humanitäre Tradition. Wir sind alle Menschen und wir sollten auch dieselben Rechte haben, wie es auch in der Verfassung steht. Patric: Ich bin jetzt nicht so der politische Mensch, aber ich schliesse mich Adrian an. Die Schweiz ist solch ein fortschrittliches Land, jetzt müssen wir endlich bei der Ehe für alle vorwärts machen.
Diskriminierung hat in der Schweiz keinen Platz.
Wie würde euere Hochzeit aussehen? Adrian: Wir stehen beide auf das Thema Mittelalter. Deshalb würden wir gerne in der Ritterburg in Stäfa heiraten. Ich habe da auch eine konkrete Vorstellung wie es aussehen soll. Gerne hätte ich einen dieser Bögen aus Rosen. Patric: Einfach nicht so pompös und durchgeplant, wie Hochzeiten teilweise sind. Wir wollen einfach etwas Kleines, Feines organisieren. Am liebsten an einem schönen Sommerabend Ende August, wenn es noch warm ist.
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