„Da gucken sie weg“
Es war der erste richtig heiße Tag in diesem Berliner Frühling. So heiß, dass Serkan Arpac, der als Bauchtänzer die Pausen zwischen den Talkblöcken überbrückte, seinen Auftritt auf der aufgeheizten IDAHOT-Bühne am Brandenburger Tor unterbrechen musste, um sich zuerst Strümpfe und später Schuhe anzuziehen.
Heiß ging es auch bei der kleinen Elefantenrunde mit Vertretern von Union, SPD, Grünen und Linken zu. Nicht dass man wesentlich Neues erfahren hätte.
Stefan Kaufmann (CDU), schwuler Katholik und seit 15 Jahren Parteimitglied, gab schon von sich aus zu, womöglich masochistisch veranlagt zu sein, bevor ihn jemand danach fragen konnte. Bekanntlich hatte Kaufmann einst vergeblich versucht, für seine Beziehung mit einem Mann den Segen der katholischen Kirche zu bekommen. Erst die Alt-Katholische Kirche hatte sich im Mai vor zwei Jahren bereit erklärt, das schwule Paar zu segnen. Karl-Heinz Brunner (SPD) betonte, wie sehr seine Partei die Eheöffnung wolle, sie aber des Koalitionsfriedens wegen nicht durchsetzen könne. Diese Argumentation hatte das Publikum schon gefühlt fünf Millionen mal gehört. Beim Thema Freigabe der Abstimmung im Bundestag, mit der die Opposition und schwule SPDler wie Johannes Kahrs eine Öffnung der Ehe durchsetzen glauben zu können, gab es dann tatsächlich eine Überraschung. Brunner erklärte, man könne die Koalition nicht aufs Spiel setzen, da man sich mit der CDU endlich auf die Entschädigung und Rehabilitierung der Opfer des Paragraphen 175 geeignet habe. Diese Einigung dürfe man nicht gefährden, aus Rücksicht auf die teils betagten Opfer.
Kuhhandel in Großer Koalition?
Harald Petzold (Linke) und Renate Künast (Grüne) reagierten empört. Der schwule Linke-Politiker sprach von einem „Kuhhandel“. Kaufmann erklärte daraufhin, dass es keine solche Junktimregelung gebe. Das habe ihm Unionsfraktionschef Volker Kauder zugesichert. Fazit: Hätte es auf der Bühne ein Applausometer gegeben und ließen sich daraus Schlüsse für die Bundestagswahl ziehen, die Große Koalition käme nicht mal auf 5 %. Nicht mal gemeinsam.
Zuvor hatte die offen lesbische WDR-Moderatorin Bettina Böttinger ihre Sorge geäußert, dass es Kräfte gebe, die in Deutschland Freiheitsrechte abbauen wollten, und vor einem Domino-Effekt gewarnt. Erst gebe es Homophobie, dann folge Antisemitismus und schließlich würden weitergehende Rechte beschnitten.
Zivilcourage angemahnt
Der ehemalige Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit, der 2001 mit dem Satz „Ich bin schwul, und das ist auch gut so“ erst berühmt und kurz darauf Regierender Bürgermeister wurde, was er 13 Jahre blieb, erinnerte daran, dass schwule Sau bei Jugendlichen und in Sportvereinen immer noch ein beliebtes Schimpfwort sei. Seiner Beobachtung nach gebe es kaum Eltern oder Trainer, die bei solchen Äußerungen einschritten und klar machten, dass solche Äußerungen nicht gingen. „Da gucken sie weg“, sagte Wowereit.
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