Corona-Krise trifft in Brasilien vor allem LGBTIQ
Die Arbeitslosigkeit bei Queers ist fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung
Die queere Community Brasiliens ist von der Corona-bedingten Wirtschaftskrise besonders stark gebeutelt. Jede vierte LGBTIQ-Person hat aufgrund der Pandemie ihr Einkommen verloren.
Seit dem Ausbruch des Corona-Virus hat eine von vier queeren Personen in Brasilien ihren Arbeitsplatz verloren. Einer neuen Studie zufolge liegt die LGBTIQ-Arbeitslosigkeit fast doppelt so hoch wie der landesweite Durchschnitt.
Die Umfrage der Interessensvertretung #VoteLGBT ergab, dass in der queeren Community Brasiliens viele von der Hand in den Mund leben. 40% der befragten Schwulen, Lesben und Bisexuellen gaben an, dass sie ohne Einkommen keinen Monat über die Runden kommen würden. Bei trans Person liegt dieser Wert über der Hälfte.
Brasilien ist einer der grössten Infektionsherde weltweit. Gemäss dem brasilianischen Gesundheitsministerium verzeichnet das Land mehr als 1,2 Millionen Corona-Ansteckungen und rund 55’000 Todesfälle. Ein tieferes Einkommen sowie Herausforderungen im Gesundheitssystem und am Arbeitsplatz führe dazu, dass LGBTIQ-Brasilianer*innen in der Pandemie besonders gefährdet seien, so #VoteLGBT.
Queer in Brasilien – «Entweder du bringst dich um oder du kämpfst»
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge liegt die Arbeitslosenquote in Brasilien gegenwärtig bei 12,6%, fast fünf Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren. Gemäss Prognosen der Zentralbank von Brasilien soll die Wirtschaft dieses Jahr aufgrund von Corona um 6,4% einbrechen.
Die Umfrage von #VoteLGBT bezifferte die Arbeitslosenquote in der Community mit 21,6%. Da es sich um eine virtuelle Umfrage handle, dürfte die Dunkelziffer wahrscheinlich höher liegen, sagt Sprecherin Fernanda De Lena gegenüber Reuters. «Menschen ohne elektronische Geräte sind nicht mitgerechnet.»
Obwohl die Diskriminierung von Homosexuellen und trans Personen in Brasilien 2019 verboten wurde (MANNSCHAFT berichtete), sind Angehörige der queeren Community im Alltag besonders von Gewalt, Diskriminierung und Vorurteilen betroffen. Wie die Interessensvertretung ANTRA meldet, wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 89 trans Personen ermordert – eine Zunahme von 39% gegenüber des ersten Halbjahres 2019.
Lasst bitte die Regenbogenfahne in Ruhe!
Eine App namens «Dandarah» soll die Sicherheit von LGBTIQ-Personen erhöhen (MANNSCHAFT berichtete). Mittels einer Karte können Nutzer*innen erkennen, an welchen Orten sich homo- und transphobe Vorfälle ereignet haben und welche Strassen und Quartiere sicher sind. Die App beruht auf Crowdsourcing. Nutzer*innen können homo- und transphobe Gewalt direkt melden und auf der Karte einzeichnen. Mit einem «Panic»-Button alarmiert man Freund*innen.
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