US-Sprinterin Sha’Carri Richardson: «Gib niemals auf!»
Aufgrund ihres Auftretens wurde die bisexuelle Sportlerin wiederholt mit Hasskommentaren konfrontiert
Die offen bisexuelle Sprinterin Sha’Carri Richardson hat sich bei der Leichtathletik-WM in Budapest den Titel «schnellste Frau der Welt» gesichert. Dabei stand ihre Karriere schon kurz vor dem Aus.
Die Olympischen Spiele in Tokio waren ein tiefer Einschnitt in ihrer Karriere. Positiv auf Marihuana getestet, wurde Sha’Carri Richardson von dem Wettkampf ausgeschlossen und musste auf die sicher geglaubte Medaille verzichten. Wie sie später berichtete, hatte sie Medikamente genommen, um den Tod ihrer Mutter besser verarbeiten zu können.
Die Vorkommnisse sorgten schnell dafür, dass sie als enfant terrible galt. Ihre teils neon gefärbten Haare, der aktive Kampf gegen Rassismus und ihre offene Bisexualität sorgten zusätzlich dafür, dass die Reaktionen, die ihr in den sozialen Netzwerken und anderswo entgegen gebracht wurde, von negativen Kommentaren durchtränkt waren. Wie sie im Juni mitteilte, habe sie in dieser Zeit viel dazu gelernt. «Ich habe nur noch Rot gesehen, musste erwachsen werden», erklärte die 23-Jährige. «Ich musste werden, wer ich wirklich bin.»
In diesem Jahr kehrte sie nun auf die Weltbühne zurück, gewann bei der Leichtathletik-WM erst die Königsdisziplin über 100 Meter in Rekordzeit, dann sicherte sie sich Bronze über 200 Meter. In der Staffel winkt eine weitere Medaile. «Ich habe es euch allen gesagt», sagte sie freudestrahlend in die Kameras. «Gib niemals auf! Du darfst nie zulassen, dass dich irgendjemand herunterzieht. Du musst kämpfen und dein Schicksal selbst bestimmen. Ich bin nicht nur zurück, ich bin besser.» Es gebe immer gute und schlechte Tage, «das Morgen bleibt aber immer», erklärte Richardsson weiter. Sie habe die Widerstände überstanden.
Dazu gehört nicht nur die Debatte über ihren Drogenkonsum. Denn aufgrund ihrer unglaublichen Geschwindigkeit auf dem Tartan gab es immer wieder Gerüchte, dass sie ein Mann sei beziehungsweise eine Geschlechtsangleichung durchlaufen habe.
NFL-Quarteback Larry Johnsson hatte seinerzeit die Gerüchte noch einmal befeuert, als es sagte, dass Menschen heute nicht mehr wüssten, wie eine Frau aussieht. Gleichzeitig erklärte der bekannte Verschwörungskritiker, dass es Männer gebe, die bei den Olympischen Spielen als Frauen antreten würden – und namentlich Richardsson angeführt.
Aktuell wird unterdessen die Debatte um trans Athlet*innen im Sport weitergeführt. Im März hatte der Leichtathletik-Weltverband mitgeteilt, dass trans Frauen, die eine männliche Pubertät durchlaufen haben, künftig nicht mehr an Elite-Wettkämpfen der Frauen teilnehmen dürfen (MANNSCHAFT berichtete). Mittelstreckenläuferin Caster Semenya, bei der ein für die Statuten zu hoher Testosteronwert festgestellt wurde, spricht dieses Problem in ihrem im Oktober erscheinenden Buch «The Race To Be Myself» an.
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