«Bautzen ist kein Einzelfall» – Hetze und Gewalt bei kommenden CSDs?
Der CSD Deutschland fordert die Community auf, die bevorstehenden Prides im Osten zu unterstützen
Am Samstag wurde im sächsischen Bautzen CSD gefeiert. Rechtsextreme versammelten sich in grosser Zahl zur Gegendemo. Das könnte sich bei weiteren Pride-Veranstaltungen im Osten wiederholen.
Zu einer Gegendemonstration unter dem Motto «Gegen Gender-Propaganda und Identitätsverwirrung!!!» kamen in Bautzen rund 680 Neonazis. Auch die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen hatte zum Protest aufgerufen, dem sich laut Abschlussmeldung ungefähr 40 Menschen anschlossen. Sie zündeten am Bahnhof eine Regenbogenfahne an, sie hielten eine Reichsflagge hoch und sangen «Ausländer raus!».
Die Polizei leitete 14 Strafverfahren und 7 Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. Dabei gehe es etwa in einem Fall um Körperverletzung, in zweien um Volksverhetzung und in einem um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Ausserdem seien 16 Platzverweise erteilt worden. Beamte stellten bei den rechten Demonstranten Sturmhauben sicher.
Ich bin erschrocken, dass Menschen, die friedlich für Freiheit und Demokratie auf die Strasse gehen, so attackiert werden.
Die CSD-Saison ist noch nicht vorüber: Am kommenden Samstag findet der Leipziger CSD statt, und der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, nimmt teil. gerade nach den Neonazi-Angriffen in Bautzen sei die Teilnahme «ein Zeichen der Solidarität mit der queeren Community in Sachsen».
Lehmann weiter: «Unsere Demokratie wird auch auf den CSDs verteidigt. Die Attacken von Neonazis gegen den CSD in Bautzen waren ein gezielter Einschüchterungsversuch. Ich bin erschrocken, dass Menschen, die friedlich für Freiheit und Demokratie auf die Strasse gehen, so attackiert werden. Umso wichtiger war es, dass Bautzen ein entschlossenes Zeichen für Vielfalt und gleiche Rechte gesetzt hat. Ich verbeuge mich vor den vielen Ehrenamtlichen gerade in kleinen Städten wie Bautzen, die sich nicht einschüchtern lassen. Ihr Einsatz für unsere Demokratie ist heldenhaft.»
Am 7. September folgt der 1. CSD in Freiberg. In den Sozialen Medien erklärt das Junge Netzwerk aus Freiberg, dass es dort mittlerweile Aufrufe aus rechtsradikalen Kreisen gebe, den CSD zu stören.
Auch der Verein CSD Deutschland zeigt sich besorgt: Die Vorgänge in Bautzen «machen uns Angst». Man sei aber denjenigen dankbar, die dieses Risiko eingegangen sind, einen CSD in Bautzen zu organisieren. Genauso, wie dem CSD Pirna und dem CSD Koethen und allen anderen Städten und Landkreisen im Land. «Jeder CSD steht in vorderster Reihe beim Kampf gegen Faschisten», heisst es in einer Mitteilung bei Instagram.
Was in Bautzen passiert ist, sei «kein Einzelfall». Vielmehr handle es sich um «eine unfassbare Steigerung der bisherigen Erlebnisse und Bedrohungen!».
Weiter heisst es: «Alles, was derzeit passiert, ist auf erschreckende Weise bekannt. Es war damals falsch und gefährlich. Es ist heute gefährlich und falsch. Wir sind viele und es gibt viele, deren Hilfe und Unterstützung wir jetzt suchen sollten.»
Beim CSDs mit zu demonstrieren müsse auch bedeuten, «im Alltag Stellung zu beziehen. Hetze und Gewalt entgegenzutreten, wo sie auflodern». Zudem fordert der CSD Deutschland, die CSDs im Osten zu unterstützen. Am kommenden Samstag zum Beispiel in Leipzig.
Die weiteren CSD-Termine findest du in der MANNSCHAFT-Übersicht.
Das könnte dich auch interessieren
Pride
Swisscom, Amorelie, Nivea: Pinkwashing oder echtes Engagement?
Nivea verteilt zur Pride bunte Cremedosen im Bahnhof – davon profitiert finanziell die SBB und nicht die Community. Wir schauen uns das LGBTIQ-Engagement dreier Firmen genauer an.
Von Greg Zwygart
Arbeitswelt
Schweiz
Deutschland
Berlin
Senatorin Kiziltepe unterstützt Pride Parade gegen Neonazi-Demo
Eine rechtsextreme Demonstration will in Berlin-Marzahn gegen eine Pride Parade von Queers protestieren. Nun äussert sich auch der Senat.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Bayern
Zum CSD in Nürnberg werden Sicherheitsmassnahmen erhöht
Pride-Events haben es aktuell nicht leicht. Einerseits fehlt es an Sponsoring, dazu kommen Anfeindungen. Der CSD Nürnberg bereitet sich nun vor.
Von Newsdesk Staff
News
Pride
LGBTIQ-Rechte
NRW
Wirbel um Jobcenter Düsseldorf: CSD-Verbot für Fussgruppe?
Die Bundestagsverwaltung hat die Teilnahme ihrer queeren Mitarbeitendengruppe am CSD Berlin zurückgezogen. Dasselbe wiederholt sich nun offenbar in Düsseldorf mit der Fussgruppe des Jobcenters. Doch die Geschäftsführung weist die Vorwürfe zurück.
Von Kriss Rudolph
Pride
News
Arbeitswelt