Nach «Weckruf»: Basketball-Star Isaac Humphries outet sich
Der 24-Jährige spricht von Depression und einem Selbstmordversuch
Der australische Basketballer Isaac Humphries hat sich in einem bewegenden Video vor seinen Teamkollegen in Melbourne geoutet.
Der 2,10 Meter grosse ehemalige NBA-Spieler Humphries hatte sich geschworen, dass er im Fall eines Wechsels zu einem neuen Verein seine Homosexualität endlich öffentlich machen würde. Nachdem er den Vertrag mit Melbourne United für die Saison 2022/23 unterschrieben hatte – einem Team der australisch-neuseeländischen Topliga National Basketball League – löste er dieses Versprechen nun spektakulär ein.
In einem aufwändig produzierten Social-Media-Video spricht der Starspieler nicht nur darüber, dass er schwul ist. Stattdessen berichtete er seinem Team auch, was für ein Kampf es für ihn gewesen sei, die eigene Homosexualität zu akzeptieren, sie mit seinen Vorstellungen von sich selbst zu vereinen, davon, dass er einen Selbstmordversuch unternommen habe.
Im Video heisst es: «Vor ein paar Jahren landete ich an einem sehr dunklen Ort, einem sehr einsamen Ort. Ich konnte nicht der sein, der ich bin. Ich versuchte, mir das Leben zu nehmen. Der Grund, warum ich mich so depressiv fühlte und an diesem Punkt angekommen war, war der, dass ich ziemlich mit meiner Sexualität zu kämpfen hatte und die Tatsache akzeptieren musste, dass ich schwul bin.»
Teil einer stolzen und glücklichen Community Weiter erklärt Humphries: «Ich habe das an mir gehasst. Ich habe mich vor mir selbst geekelt. Ich dachte, ich könnte unmöglich diese Person in unserer Branche sein, also in der Basketball-Welt. Erst als ich Teil einer Community wurde, die voller Stolz, Spass und Lebensfreude ist, erlebte ich einen grossen Weckruf.»
«Aber dann kam das grosse Fragezeichen: Wie kann ich ein Basketballspieler sein, und wie kann ich Teil eines neuen Teams werden, nachdem ich endlich mit mir selbst ins Reine gekommen war und nicht mehr verstecken wollte, wer ich bin? Ich entscheid damals, dass ich mich in dem Moment, wo ich zu einem neuen Team dazustossen würde, öffentlich outen würde. Ich wollte sicher sein, dass die Leute wissen, dass man so leben kann. Dass man sich nicht verstecken muss, nur weil man Sportler*in ist», so Humphries.
Nach der Ansprache, bei der viele Tränen fliessen und ein emotionaler musikalischer Soundtrack unterlegt ist, nehmen die Teamkollegen Humphries in den Arm, um ihre vollständige Unterstützung auszudrücken.
Der Clip ging gleich nach der Veröffentlichung viral und wurde innerhalb von nur 24 Stunden über zwei Millionen mal auf Twitter angeschaut.
Zur Erinnerung: Humphries ist laut einem Bericht des LGBTIQ-Nachrichtenportals Queerty erst der zweite männliche Basketballer, der ein Coming-out wagt, während er in einer Top-Liga aktiv ist. Vor ihm hatte das nur Jason Collins aus der amerikanisch-kanadischen NBA getan, als er 2013 für die Washington Wizzards spielte.
Humphries ergänzt: «Als Sportler*innen – als professionelle Sportler*innen – haben wir die Verantwortung, Vorbild für andere zu sein.»
«Du kannst sein, was auch immer du willst» «Die Wahrheit ist doch, dass es so viele Menschen in anderen Bereichen gibt, die jeden einzelnen Tag mit sich kämpfen und teils nicht wissen, wie sie morgens aus dem Bett kommen sollen, die nicht wissen, wie sie leben sollen», sagt Humphries. «Ich weiss, wie sich das anfühlt, und ich möchte diesen Menschen eine Stimme geben.»
Sein Ziel sei es, der Welt klarzumachen, dass man eine Sportkanone und gleichzeitig homosexuell sein könne, genauso wie man «ein grossartiger Basketballer sein kann und schwul».
«Du kannst sein, was auch immer du willst», verkündet Humphries. «Es hat nichts mit deiner Sexualität zu tun oder damit, wer du glaubst sein zu müssen, auch nicht damit, was andere von dir erwarten. Sei einfach du selbst.» Dies aller Welt zu sagen sei sein Lebenszweck, erklärt Humphries. «Und ich werde mein Bestes tun, diese Botschaft zu verbreiten.»
Vor kurzem erst wurde der NBA-Spieler Anthony Edwards wegen LGBTIQ-feindlichen Aussagen mit einer Geldstrafe von 40’000 Dollar belegt. In der deutschen Basketball-Bundesliga habe es bisher kein einziges Coming-out gegeben, erinnern verschiedene Nachrichtenportale.
Der CEO seines Vereins in Melbourne, Nick Truelson, erklärte nach Humphries‘ Coming-out: «Unser gesamter Verband ist einfach nur so stolz auf Issac.»
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