Aus Nachkriegselend zur Weltkarriere: Doku über Siegfried und Roy
Die beiden waren grosszügige Spender für rumänische Waisenkinder
Vor einem Jahr starb Roy Horn, der berühmte Magier und Tigerdompteur. Bühnenpartner Siegfried Fischbacher erlag in diesem Januar einem Krebsleiden. Für beider Karriere findet die Arte-Doku «Siegfried und Roy – Der amerikanische Traum» eine psychologische Erklärung. Von Ulrike Cordes, dpa
Ihr Zauberwort lautete «SARMOTI» – «Siegfried And Roy – Masters Of The Impossible». Mit 27 weissen Tigern, Broadway-Glanz und atemberaubenden Illusionen vollführten sie im US-Glücksspielort Las Vegas ab 1990 ihre legendäre Show «Siegfried and Roy at The Mirage». Millionen Zuschauer*innen liessen sich im Laufe der Jahre davon faszinieren. Die Magier und Dompteure Siegfried Fischbacher und Roy Horn arbeiteten als die wohl berühmtesten und spektakulärsten ihrer Zunft. Bis zu dem Tag 2003, als der weisse Tiger Mantecore seinen Herren Roy lebensgefährlich verletzte. Mittlerweile sind beide Zauberkünstler tot. Der stark geschwächte Roy erlag am 8. Mai 2020 mit 75 Jahren einer Covid-19-Infektion, Siegfried starb am 13. Januar 2021 mit 81 Jahren an Krebs (MANNSCHAFT berichtete).
Wie konnten zwei einfache junge Männer aus Deutschland solch eine Weltkarriere verwirklichen? Der Frage geht Christian Jakob («Karl Lagerfeld – Eine Legende») in seiner Doku «Siegfried und Roy – Der amerikanische Traum» am Freitag (22.05 Uhr) auf Arte nach.
Brennender Wunsch nach Glamour und Grosszügigkeit Im Gespräch mit Freunden wie dem Sänger Heino und dessen Ehefrau Hannelore, mit Verwandten, Journalist*innen, Psycholog*innen und dem Magier Hans Klok sowie bei viel altem Bildmaterial kommt Jakob zu einer schlüssig erscheinenden Erklärung: Es waren Elend und Armut des Weltkriegs und der Nachkriegszeit samt traumatisierter Soldatenväter, die in Siegfried aus dem bayerischen Rosenheim und Roy aus Nordenham bei Bremen (damals hiess er noch Uwe) den brennenden Wunsch nach Glamour und Grosszügigkeit weckten.
Diesen Wunsch verfolgten beide dann willensstark, diszipliniert und zielstrebig – wobei Roy als Motor ihrer Entwicklung dargestellt wird. In Las Vegas brachte ihr Weg sie allerdings auch mit der Mafia in Kontakt. Fischbacher hatte 1959 auf dem Luxusliner «Bremen» als Steward angeheuert. Dort lernte er den tiernärrischen Horn kennen, der als Page auf dem Schiff begonnen und den Geparden Chico mit an Bord geschmuggelt hatte. Schon bald verzauberten beide samt Raubkatze mit ihren Tricks die Passagiere.
Ich werde beim Abendessen weiterhin für ihn decken lassen.
Es folgten Auftritte im Hamburger Varieté Hansa-Theater, im «Lido» in Paris und – als Durchbruch – 1966 vor dem Fürstenpaar in Monaco. Der Rest ist Geschichte, die beide Illusionisten mit weissen Raubkatzen auf ihren glamourösen Anwesen genossen haben. Die Doku zeigt eine weitere Facette von Siegfried und Roy: die der liebevollen Familienmitglieder und grosszügigen Spender für rumänische Waisenkinder.
Öffentlich redeten sie nie über ihre Homosexualität. Nach dem Tod von Roy im Mai 2020 sprach Fischbacher davon, seinen besten Freund verloren zu haben – bis 1998 waren die beiden auch privat ein Paar gewesen. Der Bild am Sonntag sagte er, dass Roy noch immer bei ihm sei. «Ich werde beim Abendessen weiterhin für ihn decken lassen, so wie es immer war. Ich bin nicht allein.»
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