Karl-Heinz Rummenigge gegen Boykott der Fussball-WM in Katar

Er glaubt, «dass durch den Fussball die Dinge besser geworden sind»

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München (Foto: Tom Weller/dpa-Pool/dpa()
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München (Foto: Tom Weller/dpa-Pool/dpa()

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (65) hält nichts von einem Boykott der Fussball-WM im kommenden Jahr in Katar.

«Die Spieler haben das gute Recht, ihre Bedenken vorzubringen», sagte der frühere Nationalspieler dem Internet-Portal The Athletic. «Wir sind der Meinung, dass Veränderung nicht durch Zurückweisung geschieht, sondern nur durch Dialog. Und Veränderung passiert nicht über Nacht, sie braucht Zeit.»

Rummenigges Einschätzung zufolge hat die Partnerschaft seines Vereins mit Sponsor Qatar Airways in den vergangenen Jahren gezeigt, «dass durch den Fussball, durch den Dialog, die Dinge besser geworden sind. Langsam, aber sicher.»

WM-Gastgeber Katar steht international wegen des Umgangs mit Gastarbeitern in der Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hält einen Boykott der WM in Katar ebenfalls für nicht sinnvoll und räumt einen Reformprozess in dem Land ein. (In einer Umfrage hat sich kürzlich eine deutliche Mehrheit der Deutschen gegen die Austragung der Fussball-WM 2022 in Katar ausgesprochen – MANNSCHAFT berichtete).

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«Man sollte nicht vergessen, dass Katar erst seit 50 Jahren eine unabhängige Nation ist. Es ist Teil der islamischen Welt, mit einem anderen kulturellen und religiösen Hintergrund», sagte Rummenigge. «Wir verlangen von ihnen, dass sie Rechte verankern, für die wir in Europa Hunderte von Jahren gebraucht haben, um sie zu verwirklichen. Kennen Sie Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches? Er stellt Homosexualität unter Strafe und wurde 1871 eingeführt. Es hat bis 1994 gedauert, bis er endlich abgeschafft wurde.»

Zuletzt hatten die deutschen Nationalspieler wie ihre Kollegen aus Norwegen, Dänemark, Belgien und den Niederlanden bei WM-Qualifikationsspielen mit Protestaktionen die Einhaltung von Menschenrechten gefordert und damit auch die Bedingungen in Katar kritisiert.

Toni Kroos kündigte kürzlich an, er wolle den Protest gegen Katar bei der WM fortsetzen. Als einen der Gründe nennt der Fussballstar nun explizit die Homophobie im Emirat am Persischen Golf. Von einem Boykott hält jedoch auch er nichts (MANNSCHAFT berichtete).

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