In Myanmar blüht das Geschäft mit Männer-Sex
Prostitution ist streng verboten, aber trotzdem floriert neuerdings vor allem das Geschäft mit käuflichem Männer-Sex
Myanmar war unter der Militärdiktatur eine Angstgesellschaft, konservativ dazu. Seit der Öffnung wird das Leben bunter. Jetzt blüht auch die männliche Prostitution – eine Gesetzeslücke machts möglich.
Seit dem Ende der Militärherrschaft in Myanmar entwickelt sich die einst verschlafenen Hafenstadt Rangun rasant: Geschäfte, Cafés, Hotels, Firmen schiessen seit 2011 aus dem Boden – und einschlägige Massagesalons, «nur für Männer». Das buddhistische Land in Südostasien ist in seinen Moralvorstellungen bis heute eigentlich höchst konservativ. Kein Sex vor der Ehe, Töchter wohnen bis zur Heirat zu Hause – das ist völlig üblich. Prostitution ist streng verboten, aber trotzdem floriert neuerdings vor allem das Geschäft mit käuflichem Männer-Sex. Die Gesetzeshüter sind nach eigenen Angaben machtlos.
Im Stadtteil Sanchaung nahe dem berühmten Wahrzeichen der Stadt, der goldenen Shwedagon-Pagode, liegen in manchen Strassen gleich mehrere einschlägige Bars und Clubs. Die Schaufenster verraten nichts. Da ist vielleicht das Poster eines Musikers aufgehängt, oder vor der schweren Gardine ist in der Auslage Creme gegen Akne oder für eine weissere Haut dekoriert. «Für fünf bis zehn Dollar Trinkgeld wissen die Taxifahrer fast alle Bescheid», sagt ein Anwohner. «Man sagt ihnen, was man sucht, Alter und Grösse, und sie fahren einen hin.»
Acht von zehn Kunden lehnen Kondome ab «Arbeit zu finden ist kinderleicht. Die Etablissements suchen ständig junge, smarte Leute», sagt Kaung Thura (28). Er hat zwei Jahre in einem Salon gearbeitet. «Ich brauchte Geld fürs Studium», sagt er. «Es ist riskant, weil acht von zehn Kunden Kondome ablehnen.» Jetzt hat er einen Hoteljob gefunden. Visagist Linn Linn (24) findet die Salons prima. «Endlich kann ich in nettem Ambiente und in Ruhe Typen finden», sagt er. «Es ist sauber und wir können unseren Spass haben.»
Männliche Prostituierte gab es früher auch schon, sagt Maung Maung Nyunt (52). Er verkauft am Bogyoke-Markt mitten in der Stadt Andenken, ein populäres Revier für Männer auf Partnersuche. «Sie trugen als Erkennungszeichen immer ein weisses Hemd und einen Kugelschreiber oder eine rote Rose in der Brusttasche.» Weibliche Prostituierte werden verfolgt, männliche nicht Seit es die Salons gibt, sieht er weniger. Heute arrangieren sich viele auch über Handy und Internet. Das war bis vor kurzem fast unmöglich. Nach offiziellen Angaben hatten 2012 nur zehn Prozent der Menschen Handys. Heute sind es 60 Prozent, in den Städten mehr. Mit Internetzugang verhält es sich ähnlich. Viele Prostituierte bieten nun Dienste über den Kurznachrichtendienst Viber oder Facebook an.
«Das Antiprostitutionsgesetz gibt uns keine Handhabe gegen Männer.»
Da Prostitution verboten ist, verfolgt die Polizei weibliche Prostituierte. «Sie nehmen sie fest, aber männlichen Prostituierten passiert so etwas nie», sagt Hnin Hnin Yu, Vorsitzende eines informellen Netzwerks von Sexarbeiterinnen in Myanmar. Dass Männer nicht verfolgt werden, erklärt die Polizei mit einer Gesetzeslücke. Der Text sei so formuliert, dass sich nur weibliche Prostituierte strafbar machen, sagt ein ranghoher Polizeioffizier. «Das Antiprostitutionsgesetz gibt uns keine Handhabe gegen Männer.»
Das Netzwerk sorgt sich um die Ausbreitung von HIV. Zahlen sind schwer zu finden, die UN-Aids-Behörde UNAIDS schätzt, dass 190 000 Menschen infiziert sind. Das entspräche einer Rate von 0,6 Prozent, etwa halb so viel wie im Nachbarland Thailand. Die Abgeordnete Sandar Min wollte die Prostitution legalisieren, scheiterte damit aber 2013 im Parlament.
Wie in den meisten asiatischen Ländern ist die Gesellschaft konservativ, wenn vielerorts auch eine Doppelmoral deutlich ist. Homosexualität ist verbreitet und irgendwie akzeptiert, das Thema ist aber tabu. Auch in China und selbst im toleranten Nachbarland Thailand ist Prostitution offiziell verboten. Dabei blüht das Geschäft unter den Augen der Gesetzeshüter. Im Land mit der grössten muslimischen Bevölkerung der Welt, Indonesien, ist die Prostitution dagegen legal, nur Zuhälterei ist verboten.
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