Dr. Gay – Wie ansteckend ist fremdes Sperma auf der Eichel?
Fragen? Sorgen? Das Expertenteam von «Dr. Gay» ist für dich da
Lieber Dr. Gay, heute hatte ich Analsex mit Kondom. Er setzte sich auf mich und hat auf mich abgespritzt. Danach masturbierte er kurz bei mir weiter. Besteht hier ein Risiko für HIV, falls etwas von seinem Sperma auf meine Eichel gekommen ist? Jürgen (27)
Hallo Jürgen, Sperma gehört bezüglich HIV zu den infektiösen Flüssigkeiten. Es ist darum ratsam, den Kontakt von frischem Sperma mit gewissen Schleimhäuten zu vermeiden. Aus diesem Grund ist ein HIV-Risiko nicht gänzlich auszugeschliessen, es ist aber in der Regel klein.
Wenn infiziertes Sperma in die Vorhaut eingerieben wird, gibt es viele Wirtszellen, an denen das Virus direkt andocken kann. Hier ist die Frage, wie lange und wie intensiv das Sperma eingerieben wurde und wie gross die Menge war. Auch die sogenannte Viruslast, das heisst die Anzahl der HI-Viren im Blut bzw. im Sperma, ist massgebend.
Kurz nach einer HIV-Infektion ist die Viruslast im Körper hoch und das Ansteckungsrisiko um ein Vielfaches grösser. Je nach Menge des Spermas, der Viruslast und der Intensität des Einreibens ist das Risiko von kaum relevant bis hoch einzuschätzen.
Wie hoch das tatsächliche Risiko ist, hängt stark davon ab, wie viel Sperma im Spiel war, wie lange es mit der Schleimhaut in Kontakt kam oder ob es einmassiert wurde. Eine Risikoeinschätzung aufgrund der Menge von Sperma zu machen, ist allerdings nicht möglich.
Ebenfalls wichtig ist auch die Anzahl der Viren im Sperma eines HIV-positiven Mannes (die sogenannte Viruslast):
Wenn sich jemand erst vor Kurzem angesteckt hat, ist er in der Primoinfektionsphase und seine Viruslast ist sehr hoch – so wäre auch das Ansteckungsrisiko höher. Wenn er andererseits unter erfolgreicher antiretroviraler Therapie steht, ist seine Viruslast soweit unterdrückt (nicht mehr nachweisbar), dass eine Ansteckung nicht möglich ist.
In deinem Fall scheint die Menge nicht so gross und die Dauer nicht so lang gewesen zu sein. Somit wäre das HIV-Risiko eher vernachlässigbar. Solltest du beschnitten sein, reduziert dies das Risiko noch weiter. Wenn das Sperma nur in Kontakt mit der intakten Haut des Penisschafts gekommen ist, besteht gar kein HIV-Risiko.
Ich kann mir vorstellen, dass dies im Nachhinein schwierig zu beurteilen ist. Solltest du unsicher sein, mache einen HIV-Test. Dieser ist bereits 15 Tage nach der Risikosituation möglich und wird dir Sicherheit geben.
Es gibt übrigens weltweit kaum Fälle, die eine HIV-Infektion über Sperma auf dem Schwanz belegen. Bedenke einfach, dass fremdes Sperma nicht bewusst als Gleit- oder Wichsmittel verwendet werden soll. Dann gilt gegenseitiges Wichsen nach wie vor als eine der sichersten Sexpraktiken. Ein zufälliger Spritzer auf den Schwanz ändert daran nicht viel.
Alles Gute wünscht dir Dr. Gay
Auf drgay.ch findest du viele Infos und kannst eigene Fragen stellen. Hinter Dr. Gay stehen Mitarbeiter*innen der Aids-Hilfe Schweiz. Wir engagieren uns für die sexuelle Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern. Hier kannst du deine Frage stellen: www.drgay.ch
Das könnte dich auch interessieren
Lifestyle
Gayming-Tipp: «Life is Strange»
Für Fans von Diversity, Mystery und Coming-of-Age-Geschichten
Von Newsdesk Staff
Lifestyle
«Hosen runter, let's talk»: Neue Doku über Männergesundheit
Die fünfteilige Reportage zeigt das «beste Stück» aus männlicher, non-binärer und trans-maskuliner Perspektive
Von Newsdesk/©DPA
Gesundheit
Lifestyle
Teuflischer Geburtstag: Anna Wintour wird 75
Die Grande Dame der «Vogue» hat Grund zu feiern
Von Newsdesk/©DPA
Mode
Arbeitswelt
++ Homophob beleidigt und bedroht ++ Vom Teddy zum Oscar? ++
LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland
Von Newsdesk Staff
Geschlecht
Geschichte
Jugend
Queerfeindlichkeit
Schwul