«Die Geschlechtsidentität ist zwischen den Ohren und nicht zwischen den Beinen»
Medienwirksame Auftritte wie derjenige der Transfrau Caitlyn Jenner haben einerseits positive Auswirkungen für die Trans-Community. Andererseits ist die mediale Beschäftigung mit dem Thema selten ausgewogen und bleibt oft an Stereotypen über Transpersonen hängen.
Seit Caitlyn Jenner auf der Titelseite der US-amerikanischen Zeitschrift Vanity Fair erschien, ist sie in aller Munde. Für sie ist die vielbeachtete Cover-Story ein Befreiungsschlag: «Sobald das Vanity Fair Cover erscheint, bin ich frei», sagte sie dazu.
Nach der Veröffentlichung des Magazins wurde Caitlyn Jenner mit Gratulationen überhäuft, ihr Mut gelobt. Für Henry Hohmann, Vorstandsmitglied des Transgender Network Switzerland, kann diese Aufmerksamkeit durchaus förderlich sein für die Anliegen von Transmenschen. «Die Weltöffentlichkeit schaut auf sie und beschäftigt sich mit dem Thema», sagt er gegenüber der Mannschaft. Andererseits birgt die Arbeit der Medien aber auch gewisse Gefahren. So bliebe die Auseinandersetzung mit dem Thema oft an Stereotypen über Transpersonen hängen. Der Fokus liege grösstenteils auf körperlichen Merkmalen, beziehungsweise deren Veränderungen. «Caitlyn Jenner hat ihren Penis noch» – so betitelte etwa das Newsportal 20minuten einen Artikel über sie.
«Das jahrzehntelange Unterdrücken ihrer Geschlechtsidentität und die Frage, welche Folgen das für sie und ihr Familienleben hat, kommen hingegen kaum zur Sprache», sagt Henry Hohmann. Es werde kaum je erklärt, was Trans-sein wirklich heisse: Ein Geschlecht zu haben, das unabhängig von irgendwelchen körperlichen Anpassungen ist. «Die Geschlechtsidentität ist zwischen den Ohren und nicht zwischen den Beinen zu finden», führt Hohmann aus. Entscheidend sei, wer Caitlyn Jenner sei und wie sie sich deklariere. „Oder anders: Eine Transfrau ist eine Frau, egal, welche Merkmale ihr Körper hat.»
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