Arabiens vergessene Küste: Dhofar in Oman
Im Süden des Sultanats Oman liegt die Region Dhofar, die mit traumhaften Stränden und fantastischen Tauchgründen lockt. In der Gesellschaft ist das Thema Homosexualität weitgehend tabuisiert – eine unauffällige LGBTIQ-Szene spielt sich im privaten Umfeld ab.
In den kargen Gebirgen der Provinz Dhofar gedeihen seit Urzeiten Weihrauchbäume, auf deren Suche sich bereits die Römer vor rund 2000 Jahren begaben. Erreicht haben sie den Ort des kostbaren Harzes jedoch nie. 1507 eroberten die Portugiesen grosse Teile des Territoriums, nachdem sie 1498 den Seeweg nach Indien erschlossen hatten. Bereits 150 Jahre später wurden sie jedoch wieder vertrieben, und Oman wurde daraufhin schnell selbst zu einer bedeutenden Seemacht im Indischen Ozean. Von ihren Stützpunkten in Ostafrika betrieben die omanischen Händler einen gewinnbringenden Sklavenhandel mit der islamischen Welt.
Die immer moderner werdende Handelsflotte der Europäer sowie das Verbot des Sklavenhandels führten jedoch bereits wenige Jahre später zum Niedergang der omanischen Wirtschaft und einer Verarmung des Landes. Oman isolierte sich daraufhin fast vollständig vom Rest der Welt. Dies änderte sich erst, als in den Sechzigerjahren grosse Erdölvorkommen entdeckt wurden. 1970 kam der neue Herrscher Qabus ibn Said an die Macht und leitete die Modernisierung des Landes ein.
Vom Gesetz her ist Homosexualität im Oman illegal und kann theoretisch mit einer Ge-fäng-nisstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden. In der Praxis kommt es jedoch nur höchst selten zu Verurteilungen. LGBT, die sich in der Öffentlichkeit zurück-haltend verhalten, haben keine Repressalien zu befürchten. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Qabus ibn Said, der Herrscher des Omans, gar selbst schwul sein, denn der unverheiratete Sultan umgibt sich in seinem Palast bevorzugt mit jungen, schönen Männern.
In der Gesellschaft ist das Thema Homosexualität jedoch immer noch weitgehend tabuisiert und es konnte sich daher bis heute auch keine nennenswerte homosexuelle Community bilden. Im Süden Omans findet das beinahe vernachlässigbare schwul-lesbische Leben im privaten Umfeld ab, jedoch auch unauffällig in westlich orientierten Restaurants, Bars und Clubs. Schwulen und Lesben wird empfohlen, bei einer Reise durch den faszinierenden Wüstenstaat Oman stets die notwendige Zurückhaltung an den Tag zu legen, um allfällige Probleme zu vermeiden.
Wenn im Sommer der nördliche Teil der Arabischen Halbinsel in einer Gluthitze versinkt, kommen viele Besucher aus den Golfstaaten in den Süden Omans, wo die Ausläufer des Monsuns, des Khareefs, die Landschaft in dichten Nebel und Nieselregen tauchen. In dieser Regenzeit wird die Provinzhauptstadt Salala zum Urlaubsmekka des Nahen Ostens und scheint die Vegetation in den Bergen richtiggehend zu explodieren. Dann entstehen im Hinterland glasklare Seen, fahren auf sonst ausgetrockneten Flussbetten kleine Ausflugsboote und wird das Rinnsal, das durch die Oase Wadi Darbat fliesst, vorübergehend zum grössten Wasserfall der arabischen Welt. 150 Meter tief stürzen seine Fluten talwärts, bevor die starke Sonne bereits im September die ganze Landschaft wieder austrocknet.
Zwischen Moderne und Tradition Salala, die Hauptstadt der Provinz Dhofar, ist der ideale Ausgangspunkt, um den Süden Omans zu erkunden. Bereits im 13. Jahrhundert gelangte die Stadt dank des Weihrauchhandels zu grossem Reichtum. Von 1932 bis 1970 war Salala gar die Hauptstadt des Landes, bevor Sultan Qabus den Regierungssitz nach Maskat verlegte. Seither geht es in Salala gemächlicher zu und her. Obschon die Regierung zunehmend versucht, die Stadt als internationale Badeferiendestination zu etablieren, ist der grosse Touristenboom bisher ausgeblieben. Mitten im modernen Stadtzentrum zieht die im Jahr 2009 eingeweihte Sultan-Qabus-Moschee alle Blicke auf sich. Nichtmuslime dürfen sie leider nicht betreten, doch kann man die prachtvolle Fassade von der attraktiven umgebenden Parklandschaft auf sich wirken lassen.
Zwischen der Neustadt und der Küste erstrecken sich ausgedehnte Plantagen und Palmenhaine, in denen fast jede tropische und subtropische Pflanze gedeiht. Entlang den Strassen reihen sich denn auch unzählige Obststände, bei denen man sich für wenig Geld mit frisch geernteten Bananen, Papayas, Mangos oder Passionsfrüchten eindecken kann. An der Küste angekommen, erreicht man den antiken Hafen von Khor al-Baleed, in dem über viele Jahrhunderte hinweg vor allem Weihrauch umgeschlagen wurde. Die Überreste der weitläufigen mittelalterlichen Siedlung können besichtigt werden und im dazugehörigen Weihrauchmuseum erfährt man gleichzeitig viel Wissenswertes über die Geschichte dieses wohlduftenden Harzes. Etwas westlich liegt der Stadtteil al-Haffah, in dem noch einige traditionelle Kalksteinhäuser erhalten sind, wie sie vor hunderten von Jahren gebaut wurden. Hier findet man auch den Suq, in dem es an allen Ecken und Enden nach Weihrauch und orientalischen Gewürzen duftet.
Berge und Meer Westlich von Salala verlässt man die flache Küstenebene und gelangt nach rund 30 Kilometern zum paradiesischen Mughsail Beach. Am östlichen Ende dieses sich über mehrere Kilometer erstreckenden Sandstrandes mündet ein Flüsschen ins Meer, welches vor allem bei Dromedaren beliebt zu sein scheint. Diese machen sich hier nämlich genüsslich über das frische Gras her, welches hier selbst in den trockenen Monaten noch aus dem Wüstenboden spriesst. Neben den einhöckerigen Paarhufern kommen am Mughsail Beach auch Strandspaziergänger voll auf ihre Kosten, kann man hier doch stundenlang dem Strand entlangschlendern und die Aussicht auf die umgebende Bergwelt und den tiefblauen Ozean geniessen, ohne anderen Menschen zu begegnen.
Am westlichen Ende des Strandes führt eine Treppe auf einen weitläufigen Felsvorsprung, in welchem die Brandung im Laufe der Jahrtausende sogenannte Blow-Holes erschaffen hat. Durch diese Löcher im Gestein schiesst das Meerwasser vor allem bei starkem Seegang in regelmässigen Abständen mehrere Meter in die Höhe. Furchtlose können sich auf die vergitterten Öffnungen stellen und werden dann in Sekundenschnelle platschnass, sobald die Wasserfontäne aufsteigt. Fährt man nun weiter in Richtung Westen, darf man sich auf eine atemberaubende Strecke freuen.
Anreise: Oman Air bietet Flüge ab Zürich, Frankfurt und München via Maskat nach Salala an (ab CHF 460.- / EUR 550.-).
Beste Reisezeit: Von Oktober bis Mai. Während der Monsunzeit im Sommer ist es häufig bedeckt, weshalb sich diese Zeit für Badeferien weniger eignet.
Sprache: Die offizielle Landessprache ist Arabisch. Vielerorts wird auch Englisch gesprochen.
Einreise: Staatsangehörige der Schweiz und der EU benötigen für die Einreise in den Oman einen gültigen Reisepass. Darüber hinaus ist ein Visum erforderlich, das direkt bei der Ankunft am Flughafen ausgestellt wird.
Sicherheit: Oman gilt als sicheres Reiseziel.
Aufgepasst: Oman ist ein muslimisches Land und es empfiehlt sich, Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten anzupassen. Während des Fastenmonats Ramadan sollte man auf Essen, Trinken und Rauchen auf öffentlichen Strassen verzichten und das Angebot in Restaurants und Bars ist teilweise eingeschränkt.
Weitere Informationen: omantourism.de
Die kurvige Strasse ist mitten durch die Berge gebaut und bietet spektakuläre Ausblicke in tiefe Canyons und auf steile Felswände. Den eindrücklichsten Aussichtspunkt erreicht man beim Shaat-Aussichtspunkt, wo das karge Hochplateau über einen Kilometer senkrecht ins Meer abfällt. Hier oben hat man das Gefühl, sich in den Wolken zu befinden, die hier aufgrund der Thermik ganzjährig aus dem Nichts entstehen. Wer mit einem Geländewagen unterwegs ist, sollte auf dem anschliessenden Rückweg nach Salala einen Abstecher zum Al-Fazaya-Strand machen. Über eine steile und kurvige Schotterpiste fährt man von der hochgelegenen Hauptstrasse aus hinunter bis zum Meer, wo es mehrere feinsandige Badebuchten zu entdecken gibt. Hier lässt sich dann der Rest des Tages mit süssem Nichtstun verbringen.
Magische Illusionen Auch die Gegend östlich von Salala hat einiges zu bieten. Nach rund einer halben Stunde erreicht man über eine Schnellstrasse die verschlafene Küstenstadt Taqa. In deren Zentrum findet sich mit dem Taqa-Fort, das auf einem kleinen Hügel thront, eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude des Südomans. Die Festung sowie der danebenliegende Wohnsitz der ehemaligen Stammesführer sind beide rund 250 Jahre alt. Die vollständig renovierten Gebäude können besichtigt werden, und man erfährt dabei viel Wissenswertes über das damalige Leben sowie die turbulente Geschichte des Landes. Wenige hundert Meter vom Fort entfernt gelangt man zum endlos scheinenden Strand der Stadt. Hier bringen in den frühen Morgenstunden jeweils die Fischer ihren nächtlichen Fang an Land. Tagsüber liegen die meisten Boote verlassen am Strand, bevor sie gegen Abend wieder in die See stechen.
Auf der weiteren Fahrt in Richtung Osten gelangt man zu einem ganz speziellen Strassenabschnitt, der sogenannten Gravity Hill Road. Dieser werden magnetische Kräfte nachgesagt und es scheint tatsächlich, als würden Autos wie von Geisterhand den Hügel hinaufgeschoben. Die Erklärung für dieses Phänomen hat jedoch nichts mit Magie zu tun, denn tatsächlich verursacht die Anordnung der Hügelkette und der umgebenden Landschaft die optische Illusion, dass es sich um eine ansteigende Strasse handeln muss. In Tat und Wahrheit ist die Strasse jedoch leicht abschüssig, weshalb Autos natürlich auch automatisch ins Rollen geraten. Es macht trotzdem grossen Spass, sich der Illusion hinzugeben und zuzusehen, wie sich der Mietwagen in eine unerwartete Richtung bewegt.
Strandparadies par excellence Nun ist es nicht mehr weit bis in die alte Hafenstadt Mirbat. Kurz bevor man diese erreicht, zweigt eine Strasse zum Mausoleum von Scheich Muhammad bin Ali al-Alawi ab, der hier im 11. Jahrhundert verstarb. Das Grabmal mit seinen zwei spitzen Kuppeln erstrahlt in reinem Weiss. Das Heiligtum selbst darf nur von Muslimen betreten werden, aber der Besuch des umgebenden uralten Friedhofes mit seinen verwitterten Grabsteinen ist allen Konfessionen gestattet. Auch Mirbat macht einen etwas verfallenen Eindruck. Etliche historische Gebäude in der Stadtmitte sind mittlerweile verlassen, da viele Bewohner in die Boom-Stadt Salala gezogen sind, wo es Jobs im Überfluss gibt.
Wer in Mirbat geblieben ist, lebt vom Fischfang oder Tourismus. Im fotogenen Hafen gibt es ein paar Restaurants und Geschäfte, doch zieht es die meisten Besucher direkt an die schönen Strände östlich der Stadt. Dort sind in den vergangenen Jahren auch ein paar Hotels und Tauchschulen entstanden. Letztere bieten Tauchausflüge in die unberührte und überaus farbenfrohe Unterwasserwelt des Indischen Ozeans an.
Wer lieber beim Schnorcheln einen Blick unter die Wasseroberfläche werfen möchte, sollte einen Abstecher zu einer der schönsten Badebuchten des südlichen Oman machen. Diese erreicht man über eine Staubpiste, die der Küste in Richtung Osten folgt. Am Ende der Strasse angekommen, verströmen der schneeweisse Sandstrand und das glasklare Meer Ferienstimmung pur. Nebst Schnorcheln kann man hier natürlich auch einfach relaxen und einen perfekten Ferientag geniessen.
Dieses gepflegte Hotel liegt rund zehn Kilometer westlich von Salala direkt an einem breiten Sandstrand. Die Zimmer im omanischen Stil verfügen über einen Sitzbereich sowie einen Balkon. Im Palmengarten des Hotels steht den Gästen ein grosser Aussenpool mit Liegestühlen zur Verfügung. Zum weiteren Angebot zählen ein Fitnesscenter, eine Sauna sowie Tennisplätze. Für das leibliche Wohl sorgen gleich vier verschiedene Spezialitätenrestaurants sowie eine Bar. Der feinsandige Traumstrand von Mughsail ist mit dem Mietwagen in zirka zwanzig Minuten zu erreichen – hilton.com/salalah
Diese weitläufige Resortanlage befindet sich direkt an einer langgezogenen feinsandigen Bucht in der Nähe der alten Hafenstadt Mirbat. Die modern ausgestatteten Zimmer bieten einen herrlichen Blick über den Indischen Ozean sowie den grössten Süsswasserpool Südomans. Zum Hotel gehören ein Tennisplatz, ein Tauchzentrum, ein Fitnessraum sowie ein Spa. Wem die vier Restaurants und die hoteleigene Bar zu wenig kulinarische Abwechslung bieten, findet im nahen Mirbat diverse lokale Essenmöglichkeiten. Im Zimmerpreis inbegriffen ist ein kostenloser Shuttle zum Flughafen – marriott.com
Dieses Resort befindet sich wenige Kilometer von Salalah entfernt direkt an einem kilometerlangen Sandstrand. Die luxuriösen Villen – einige mit eigenem Pool – verteilen sich im weitläufigen Garten und bieten viel Privatsphäre. Im Zentrum des Resorts lädt ein grosser Infinitypool zum Baden ein. Zu den Angeboten des Hotels zählen Tennisplätze, ein Fitnesscenter, ein Fahrradverleih, Tauch- und Reitausflüge sowie ein Hamam. In den drei Restaurants werden Grillspezialitäten sowie arabische und asiatische Gerichtezubereitet. Die Sehenswürdigkeiten Salalas sind in einer halben Stunde zu erreichen – salalah.anantara.com
Unterstütze LGBTIQ-Journalismus
Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!
Das könnte dich auch interessieren
Fotografie
Elska: Die Männer aus Odessa
Im Mittelpunkt der 50. Ausgabe steht die ukrainische Hafenstadt am Schwarzen Meer. Aufgrund des andauernden russischen Angriffskriegs experimentierte Fotograf Liam Campbell mit einem neuen Konzept.
Von Newsdesk Staff
Reisen
Kultur
Schwul
Gesellschaft
Von wegen Trend! Kleine queere Völkerkunde
LGBTIQ-Identitäten gab es schon immer – sie hatten in unserer christlich geprägten Gesellschaft nur einfach keinen Platz. In anderen Kulturen sehr wohl.
Von Greg Zwygart
Geschichte
Bühne
«Die Zeit ist vorbei, in der cis Männer trans Frauen spielen»
Amy gehört zu den ersten offen trans lebenden Musicaldarsteller*innen im deutschsprachigen Raum. Mut könnte ihr zweiter Vorname sein. Dies ist ihre Geschichte – und ihre Absicht, die hiesige Musicalszene zu revolutionieren
Von Denise Liebchen
TIN
Kultur
Kultur
«Ich sah mich als Medium zwischen brillanten queeren Künstlern»
Lange erwartet: «Queer» läuft nun endlich im Kino. MANNSCHAFT sprach mit Drehbuchautor Justin Kuritzkes über seine Freundschaft zu Regisseur Luca Guadagnino, schwule Liebe und unterdrückte Gefühle.
Von Patrick Heidmann
Kultur
Film