Spaniens Fussball-Weltmeisterinnen fühlen sich «befreit»
Im ersten Spiel nach dem WM-Titel gelingt Spaniens Fussballerinnen ein Erfolg. Der Sieg ist nicht nur aus sportlicher Sicht wertvoll.
Spaniens Fußballerinnen haben sich nach dem 3:2 beim Weltranglistenersten Schweden im ersten Spiel nach dem WM-Titel und dem Kuss-Skandal «befreit» gefühlt. Das sagte in Göteborg am Freitagabend unter anderem Kapitänin Irene Paredes. «Obwohl wir alle nicht in bester Verfassung waren, ist es das, was wir gerne tun. Wenn wir auf den Platz gehen, dann befreit uns das», sagte die offen lesbische Paredes nach der Nations-League-Partie der «La Roja». Sie ist mit der spanischen Hockeyspielerin Lucía Ybarra liiert.
Die Partie stand unter den Eindrücken der vergangenen Wochen. Der damalige Verbandschef Luis Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Es sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, beteuert er. Hermoso erklärte aber, sie habe sich «als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe». (zum MANNSCHAFT-Kommentar).
Athenea del Castillo betonte nach der Partie: «Jetzt sind wir alle glücklich. Endlich haben wir wieder spielen dürfen. Das ist nämlich das, was wir alle wollten», sagte die Stürmerin, die in Göteborg das Tor zum 1:1 erzielte. Mariona Caldentey, die per Strafstoss den Treffer zum 3:2-Endstand schoss, sagte: «Mental war das ein sehr schweres Spiel (…) Einige haben sich sicher gewünscht, dass es uns schlecht geht. Für die tut es mir leid», meinte sie ironisch. Man habe in Schweden «als Team sogar besser als bei der WM gespielt».
Eine «Befreiung» der Weltmeisterinnen sah auch die renommierte Zeitung El País. «Sie lächeln wieder», stellte das Fachblatt Mundo Deportivo ebenfalls fest. «Die Spielerinnen wollen die Debatten, die nichts mit dem Sport zu tun haben, endlich ad acta legen und dass man ab jetzt nur über Fussball spricht», resümierte das Blatt nach Gesprächen mit mehreren Profis.
Die Spielerinnen hatten personelle und strukturelle Änderungen beim Verband RFEF verlangt. Sie riefen einen Länderspiel-Boykott aus, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Im Trainingslager vor dem Schweden-Spiel waren aber unter Vermittlung von Regierung und Gewerkschaften eine Reihe von Vereinbarungen erzielt worden.
Hermoso hatte auch Anzeige gegen Rubiales erstattet und somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof ermöglicht. Hermoso wurde von der neuen National-Trainerin Montse Tomé für die Partie in Schweden nicht nominiert, um die 33-Jährige zu «beschützen», so die Trainerin. Mit dieser Begründung war Hermoso jedoch nicht einverstanden: «Mich beschützen? Wovor?».
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