Sex und Exzesse sind sein Markenzeichen: Bret Easton Ellis wird 60
Der Autor des Klassikers «American Psycho» plant nun auch, selbst Regie zu führen
Mit Romanen wie «Unter Null» oder «American Psycho» wurde Bret Easton Ellis bekannt. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt. Jetzt wird der schwule US-Autor 60 – und will erstmals selbst Regie führen.
Bret Easton Ellis hält sich nicht gerne an Konventionen, am liebsten sprengt er sie gleich ganz. Weltberühmt wurde der US-Autor mit detaillierten Beschreibungen von Drogen-, Gewalt- und Sex-Exzessen – wie in «American Psycho», das in Deutschland jahrelang auf dem Jugendschutz-Index stand. Seinen im vergangenen Jahr veröffentlichten und bislang letzten Roman «The Shards» über einen Zirkel elitärer Jugendlicher im Los Angeles der 80er-Jahre widmete er schlicht «niemandem». Am Donnerstag (7. März) wird Ellis 60 Jahre alt – und will nach zahlreichen Romanen und Drehbüchern nun erstmals auch selbst Regie führen.
Für den geplanten Horrorfilm «Relapse» will er den britischen Schauspieler Joseph Quinn («Stranger Things») als Hauptdarsteller vor die Kamera holen. Der Film soll sich um einen jungen Mann in Los Angeles drehen, der auf einer Party Augenzeuge eines schrecklichen Todesfalls wird und sich vorübergehend in eine Entzugsklinik begibt. «Relapse» habe für ihn typische Charaktere – jung, gut aussehend und reich – und sehr persönliche Themen wie Sex, Drogen und Paranoia, wurde Ellis von der französischen Produktionsfirma SND zitiert.
Geboren wurde Ellis 1964 als Kind wohlhabender Eltern in Los Angeles. Er studierte Musik an einem College im US-Bundesstaat Vermont und spielte in mehreren Bands. Seinen ersten Roman «Unter Null» schrieb Ellis als Teil eines College-Kurses. Der begeisterte Professor ermunterte ihn, das Manuskript zu veröffentlichen. In wenigen Jahren verfasste Ellis danach auch «American Psycho» und einen weiteren Roman, «Einfach unwiderstehlich».
Ellis war erst Mitte 20, als «American Psycho» erschien – ein von detailliert geschilderten Exzessen geprägter Roman rund um den Wallstreet-Banker und Mörder Patrick Bateman. Die Reaktionen waren zunächst entsetzt und ablehnend – was Ellis hart traf. «Wenn nicht eine einzige Zeitung auf deiner Seite ist und alle schreckliche Artikel darüber schreiben, wie teuflisch du bist, dann greift dich das an», sagte er einmal dem New York Magazine.
Nach der anfänglich harschen Ablehnung etablierte sich «American Psycho» dann aber doch noch als Kult-Roman, genau wie der 1985 erschienene Vorgänger «Unter Null» – vor allem auch dank erfolgreicher Verfilmungen. «Ellis hat die 80er-Jahre auf den Kopf getroffen zu einer Zeit, als er sie selbst wahrscheinlich noch gar nicht verstanden hat, und es werden diese beiden Bücher sein, an die wir uns erinnern werden», urteilte das New York Magazine.
Mit dem wachsenden Ruhm kamen auch Probleme. Ellis zog nach New York und widmete sich hauptsächlich Drogen, Alkohol und ausschweifenden Partys. «Das war meine jugendliche Extravaganz», urteilte er später einmal. «Heute ist mir das ein bisschen peinlich.» Nachdem sein damaliger Partner plötzlich gestorben war, zog Ellis zurück nach Los Angeles. Dort lebt er noch heute ein nach eigenen Angaben eher bodenständiges Leben ohne Drogen.
«Vielleicht vermisse ich manchmal meine Jugend und im Manhattan der 90er zu leben, aber grundsätzlich vermisse ich nichts am Leben in New York«, sagte Ellis dem Interview Magazine. «Ich habe allerdings noch eine Wohnung auf der 13th Street im East Village, die ich zu einem Preis vermiete, der mich schockiert. Meine einzige kluge Investition.»
In Los Angeles schrieb Ellis einige weitere Bücher, Kurzgeschichten und Drehbücher – unter anderem für den Independent-Flop «The Canyons» – und sammelte sich eine grosse Fangemeinde auf der Online-Plattform X, vormals Twitter, zusammen. An den Erfolg von «American Psycho» konnte Ellis bislang nicht mehr anknüpfen – aber das sei ihm inzwischen auch nicht mehr so wichtig, betont der Schriftsteller. «Seitdem ich in meine 40er und 50er gekommen bin, ist das Konzept davon, wer Bret Easton Ellis ist, was seine Bücher sind, was sie beinhalten, wer sie liest – das ist nicht so wichtig wie das Problem mit den Rohren in meiner Wohnung.»
Ellis blickt nicht optimistisch in die Zukunft. «Die grosse Zeit des Romans ist vorbei», sagte er jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Romane sind nicht mehr Teil des Diskurses der Intelligenzija.» Zwar werde nach wie vor viel gelesen, das zeigten die vielen Buchgruppen und Buchclubs im Internet. «Aber die Buchkultur ist nicht mehr im Zentrum des öffentlichen Lebens wie damals, als ich aufwuchs. Die Dinge, die wir liebten, verlieren an Bedeutung. Auch das Erzählkino stirbt. Im Kino laufen Superhelden und Blockbuster, den Rest haben die Streamingdienste übernommen. Nichts, was Bücher und Filme ersetzt hat, ist besser.»
In seiner Schulzeit hätten ihn Bücher beschützt, sagte Ellis in der Süddeutschen Zeitung. Er, der sich als Einzelgänger sieht, konnte darin verschwinden. Mit ihnen und mit Filmen sei er nicht allein gewesen (MANNSCHAFT berichtete). «Meinen Klassenkameraden gegenüber fühlte ich mich fremd, was hauptsächlich damit zu tun hatte, dass ich schwul war und es nicht sagen konnte.»
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