Razzia in Mexiko: Polizei bricht Vorführung von LGBT-Film ab
Trotz Bewilligung stürmte die Polizei in Puerto Vallarta die Aufführung eines Schwulenfilms.
Am Samstagabend stürmte die mexikanische Polizei die Aufführung des Films «Théo et Hugo dans le même bateau» und brach diese ab.
Der Film ist einer von zwei Siegerfilmen, die jährlich am renommierten Filmfestival FCIG (Festival Internacional de Cine en Guadalajara) mit dem Premio Maguey ausgezeichnet werden, einem bedeutenden Filmpreis für LGBT-Filmschaffen. Das FCIG wird als grösstes Filmfestival Lateinamerikas gehandelt.
Auch «Toro», der zweite Siegerfilm, konnte am folgenden Tag nicht aufgeführt werden, da sich die Veranstalter weigerten, bestimmte Szenen herauszuschneiden.
Gemäss einer Mitteilung des Filmfestivals störten sich die Behörden an den Nacktszenen, die nach 22 Uhr unter freiem Himmel auf der Plaza Lázaro Cárdenas hätten gezeigt werden sollen. «Der Filmpreis Premio Maguey wehrt sich gegen diese Zensur und diesen Machtsmissbrauch», sagt Pavel Cortés, Programmdirektor und Verantwortlicher für den Premio Maguey. Ein Video auf Facebook zeigt die Auflösung der Aufführung:
Gemeinde hatte Ausstrahlung der Filme bewilligt Für den Schweizer Filmproduzenten Ivan Madeo ist aber klar, dass sich die Behörden nicht in erster Linie an den Nacktszenen, sondern am homosexuellen Inhalt der Siegerfilme störten. Er selbst war in Puerto Vallarta vor Ort und sass in der Jury des Premio Maguey. Er spricht von einer gewaltsamen Razzia.
«Ein zufälliger Passant hat sich am Film gestört und die Polizei gerufen. Diese ist trotz Bewilligung der Gemeinde von Puerto Vallarta eingeschritten», sagt Ivan Madeo gegenüber der Mannschaft. Für Mexiko sei ein solches Einschritten der Polizei bei LGBT-Filmen äusserst ungewohnt. In der Geschichte des Filmfestivals sei dies der erste Vorfall dieser Art.
«Diese Art von Zensur widerspiegelt die machistische Haltung der mexikanischen Behörden, tritt unsere Würde und unsere Rechte mit Füssen und trifft die LGBT-Community mitten ins Herz», sagt Madeo. «Das ist totale Willkür.»
Madeo erlebt eine solche Razzia nicht zum ersten Mal. In der Ukraine wurde 2014 im Kino, das seinen Film «Der Kreis» gezeigt hatte, kurz nach der Aufführung ein Feuer gelegt. Das Kino brannte vollständig aus.(Mannschaft berichtete.)
«Dass eine Gay-Veranstaltung von radikalen Rechtsextremen sabotiert wird ist schrecklich, aber wenig überraschend», sagt Madeo. «Dass offizielle Behörden sich gegen die Aufführung eines Queer-Films einsetzen, in einem Land, in dem Homosexualität nicht verboten ist, ist hingegen höchst bedenklich.»
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