Malmö übt für die World Pride 2021
2021 sollen hier auch die EuroGames stattfinden
Es ist noch ein bisschen hin, bis die gemütliche südschwedische Stadt gemeinsam mit Kopenhagen die World Pride 2021 austrägt. Das schwule Reiseblogger-Paar Karl und Daan alias Couple of Men hat sich schon mal umgeschaut.
Das Städtchen Malmö in der südschwedischen Grafschaft Skåne liegt ein bisschen verschlafen rund 40 Kilometer vom Kopenhagener Grossstadtleben entfernt direkt an der See. Einige Fahrradfahrer*innen, ein bisschen Verkehr und noch weniger Fussgänger*innen. Hier herrscht eine unerwartet ruhige und friedliche Atmosphäre. Die Ruhe vor dem regenbogenfarbenen Sturm?
Malmö und Kopenhagen sind in knapp zwei Jahren Schauplatz der World Pride 2021. Damit wird LGBTIQ-Geschichte geschrieben, denn zum ersten Mal tragen zwei Länder eine globale Pride aus. Bis zu 750 000 lesbische, schwule, bisexuelle und trans Reisende aus aller Welt werden erwartet – in Malmö, der sechstgrössten Stadt Skandinaviens, wohnen nicht einmal die Hälfte. Hinzukommen kommen 2021 die LGBTIQ-Sportler*innen, denn zeitgleich finden die EuroGames statt.
Ankommen im urbanen Design Malmö gilt als die fünftfahrradfreundlichste Stadt der Welt. So steht es zumindest auf einem Infoblatt in unserem Fahrradhotel geschrieben. Passend dazu erhalten wir für die Dauer unseres Aufenthaltes zwei Stadtfahrräder. Breite, gut ausgeschilderte Radwege erinnern uns an unsere Heimatstadt Amsterdam.
Doch weit kommen wir an unserem ersten Tag nicht mehr. Der noch junge Stadtteil Westhafen, der als Vorzeigeprojekt der urbanen Entwicklung gilt und als «Stadt in der Stadt» mit hundertprozentiger Nachhaltigkeit konzipiert wurde, macht uns mit einem eindrücklichen Sonnenuntergang einen Strich durch die Rechnung. Das Naturspektakel geniessen wir dann auch mit einem Bier direkt am Wasser, während viele Einheimische noch zur späten Stunde in die Ostsee hüpfen. Willkommen in Malmö.
Vom berühmten Hochhaus Turning Torso des spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava bis hin zur schwedischen Sauna Ribersborgs Kallbadhus – der nördliche Teil der Stadt hat ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Zu Fuss beziehungsweise mit dem Rad ist wirklich alles gut und sicher erreichbar. Für den zweiten Teil unseres Besuchs gesellen sich unsere zwei besten Reisefreundinnen aus Amsterdam zu uns. Das lesbische Paar Maartje und Roxanne reist extra an, um mit uns gemeinsam am 25. Malmö Pride Festival teilzunehmen.
Lasst bitte die Regenbogenfahne in Ruhe!
«Wir kennen Kopenhagen schon von früheren Reisen. Doch über die Öresundbrücke nach Malmö ging es für uns bisher noch nicht», sagt Roxanne. «Dabei haben wir von der positiven Entwicklung der Studentenstadt Malmö schon so viel gehört.»
Die beiden sind mindestens genauso gespannt auf das LGBTIQ-Event wie wir. Der Regenbogen-Umzug mit rund 15 000 Teilenehmer*innen führt durch die Altstadt zum Folkets Park, wo anschliessend auch das Parkfest stattfindet. Die Atmosphäre ist gemütlich, nahezu familiär. Es wird ausgelassen getanzt und gesungen sowie friedlich und farbenfroh für Gleichstellung demonstriert. «Viele junge Leute sorgten für eine richtig feierliche Stimmung», meint Roxanne nach dem Anlass. «Es ist nicht so voll und es gibt kein Gedränge wie an einigen anderen Prides. Wie ein kleiner Event fühlte es sich trotzdem nicht an.»
Kleinstadtfeeling hin oder her, in Malmö fühlen wir uns als Teil der LGBTIQ-Community willkommen und sicher (Gerade wurde Schweden in einem neuen Ranking zum sichersten Reiseland für Queers gewählt – MANNSCHAFT berichtete). Das können auch unsere lesbischen Freundinnen bekräftigen, die wie wir oft Hand in Hand unterwegs sind und den Kontakt zur Community nicht scheuen. «Offen, frei und gastfreundlich, so haben wir Malmö erlebt», meint Maartje überzeugt. «Wir freuen uns schon auf die World Pride 2021, zu der wir unbedingt wiederkommen wollen.»
Wem gehört die Pride – und wofür steht sie?
Am Tag nach der Pride ist es in Malmö wieder wie gewohnt ruhig und gemütlich. Zeit für eine Bootstour mit einem Elektroboot durch die Stadt. Die Kanäle verbinden die Altstadt Malmös mit dem Hafen und der Meerenge Öresund. Besonders fotogen sind die zahlreichen Leuchttürme, während wir die entspannte Sommerstimmung in den Parks vom Wasser aus geniessen. Am Abend stolpern wir dann noch in ein Livekonzert direkt am Malmo Titanic Lovelock Point, einem bugähnlichen Pier, dessen Geländer – wie viele Brücken – mit Liebesschlössern übersät ist. Während die Sonne über Dänemark untergeht, können wir uns von Malmö verabschieden.
Schwedische Gastfreundschaft Unser Sommerabenteuer ist damit aber noch nicht zu Ende. Von Malmö aus machen wir uns auf, das Hinterland zu erkunden. Die Provinz Skåne wird auch als Kornkammer Schwedens bezeichnet: Weite Getreidefelder und blühende Sommerwiesen, dazwischen die typisch bunten Häuser Schwedens. Auch hier im ländlichen Raum finden wir von schwulen Paaren geführte Hotels und Restaurants, darunter das Gasthaus Karnelund Krog & Rum. Die Gastgeber Peter und Janne haben sich vor einigen Jahren hier niedergelassen und sind bekannt für ihre exquisite Küche und stilvollen Apartments.
«Viele Schwule, vor allem aus den nördlichen Landesteilen, tun es uns gleich und kommen in den Süden», sagt Peter. «Als offen schwul lebendes Paar sind wir hier von den Einheimischen voll und ganz akzeptiert.» Beide umarmen sich stolz, während sie in unsere Kamera strahlen. Schon am Abend können wir uns dann selbst von der schwedischen Gastfreundschaft überzeugen. Obwohl das Restaurant komplett ausgebucht ist, begrüsst der Koch jeden Gast persönlich mit Händedruck. Das Klischee der distanzierten Schweden ist überholt!
Mit einem letzten Tag am weissen Strand von Sandhammaren geht unsere Reise zu Ende. Hier sitzen wir bis in den frühen Abend hinein nackt in den Dünen, während der frische Wind der Ostsee in unseren Haaren wühlt.
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