Jubel in Tokio: Eingetragene Partnerschaft kommt!

Der Premierminister des Landes steht dem Thema noch zögerlich gegenüber

Die Kläger der Marriage-For-All-Japan-Kampagne vorm Gericht in Tokio am Montagmorgen (Foto: Marriage For All Japan / Facebook)
Die Kläger der Marriage-For-All-Japan-Kampagne vorm Gericht in Tokio am Montagmorgen (Foto: Marriage For All Japan / Facebook)

Japanische LGBTIQ-Aktivist*innen begrüssten am Mittwoch die Einführung Eingetragener Partnerschaften in Tokio als grossen Schritt in ihrem Kampf für Gleichberechtigung. Japan ist das einzige G7-Land, das Ehen gleichgeschlechtlicher Partner*innen nicht vollständig anerkennt.

Gemäss den Plänen, die die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike, am Dienstag angekündigt hat, sollen laut Reuters Eingetragene Partnerschaften Anfang nächsten Jahres zugelassen und ab April 2022 legalisiert werden.

Das Partnerschaftssystem ermöglicht es gleichgeschlechtlichen Partner*innen in Tokio, ihre Beziehung zu registrieren und einige der Privilegien zu erlangen, die Ehepaare geniessen. Tokio besteht aus 23 autonomen Bezirken, in denen insgesamt knapp 10 Millionen Menschen leben.

Obwohl es die Ehe für alle noch nicht gibt, wird Tokios Schritt zur Einführung des Partnerschaftssystems als wichtiger Schritt zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in einem Land angesehen, in dem die Ehe immer noch auf der Grundlage der «einvernehmlichen Zustimmung beider Geschlechter» in der Verfassung definiert ist.

Einige Konservative haben Bedenken geäussert, dass, obwohl diese Eingetragenen Partnerschaften japanische Traditionen oder das traditionelle japanische Familiensystem untergraben könnten.

Premierminister Fumio Kishida mahnte vor den Parlamentswahlen im Oktober zur Vorsicht bei dem Thema, obwohl eine Umfrage des öffentlich-rechtlichen Senders NHK im März ergab, dass 57 % der Befragten der gleichgeschlechtlichen Ehe zustimmen.

Tokios Bezirk Shibuya war 2015 der erste Ort in Japan, der das Partnerschaftssystem einführte (MANNSCHAFT berichtete). Wenige Kommunen zogen nach und stellen gleichgeschlechtlichen Lebenspartner*innen Zertifikate aus, um die Wohnungssuche oder den Besuch der Partner*innen im Krankenhaus zu erleichtern. U. a. im Steuerrecht und bei Erbschaften werden schwule und lesbische Paare nach wie vor benachteiligt.

Im Kontext der G7 Staaten ist Japan derzeit das einzige Land, das gleichgeschlechtliche Verbindungen nicht anerkennt. Mehr noch, die derzeit regierende Liberaldemokratische Partei hat schon mehrfach Kampagnen gestartet, um die «traditionelle» heteronormative Familie zu stärken. Ihre Rechtsvertreter*innen sind gleichfalls berüchtigt für abfällige Kommentare zu LGBTIQ-Themen.

Der Anwalt Takeharu Kato erklärte vor zwei Jahren, es sei Zeit, dass die Rechte von LGBTIQ in Japan endlich wahrgenommen werden. Er schätzte, dass das Verfahren mindestens fünf Jahre dauern wird.

In Japan hatte die grösste Werbeagentur des Landes 2018 eine Umfrage unter 60.000 Menschen im Alter von 20 bis 59 durchgeführt, bei der herauskam, dass 8,9 Prozent sich als LGBTIQ identifizieren. Im Jahr 2015 waren es nur 7,6 Prozent und 2012 nur 5,1 Prozent.

Chile ist schon einen grossen Schritt weiter als Japan: Das Land führt die Ehe für alle ein (MANNSCHAFT berichtete).

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