EVP will Zürcher nach homophobem Tweet rauswerfen
Benjamin Zürcher zeigte sich gemäss Parteileitung «uneinsichtig»
JEVP-Politiker Benjamin Zürcher findet, dass Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare «Pädophilie fördern kann». Nach einem Gespräch mit der Parteileitung veranlasste diese nun ein Ausschlussverfahren.
Vergangene Woche erklärte Benjamin Zürcher, damals noch Vorstandsmitglied der Jungen EVP (JEVP) Thurgau, via Twitter, dass das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare «Pädophilie fördern kann» (MANNSCHAFT berichtete). Die JEVP distanzierte sich umgehend von den Äusserungen und teilte mit, dass man mit Zürcher das «Gespräch suchen» werde.
Benjamin Zürcher bleibt uneinsichtig Der Betroffene selbst entschuldigte sich zwar für den Tweet und löschte seinen Account. An den Inhalt seiner Aussage glaube er jedoch nach wie vor – dies sagte er gegenüber 20 Minuten. Er glaube hingegen nicht, dass er dafür aus der Jungen Evangelischen Volkspartei ausgeschlossen werde, auch wenn dies viele Menschen in den sozialen Medien forderten.
Gerade dazu könnte es nun jedoch kommen. Wie MANNSCHAFT von JEVP-Co-Präsident Dominic Täubert erfuhr, zeigte sich Zürcher im Gespräch mit der Parteileitung «uneinsichtig» und bestand weiterhin auf seine Aussagen.
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Ausschlussverfahren eingeleitet Nebst dem homophoben Tweet liess sich Zürcher in der Vergangenheit aber noch mehr zu Schulden kommen. So stünden gemäss Täubert auch problematische Ansichten über Ausländerkriminalität, die Zürcher ebenfalls auf Twitter äusserte, im Raum. Nachdem der Politiker nun öffentlich und parteiintern auf seine Aussagen bestanden hatte, habe die EVP bei der zuständigen Bezirkspartei beantragt, ein Parteiausschlussverfahren zu prüfen.
«Das Verfahren wurde von der EVP-Bezirkspartei eingeleitet und ein Ausschluss durch diese hätte automatisch auch den Ausschluss aus der JEVP zur Folge», erklärt der Co-Präsident der Jungen EVP. «Sollte Zürcher am Ende dieses Verfahrens nicht ausgeschlossen werden, würde die JEVP Schweiz ihrerseits einen Ausschluss prüfen», so Täubert weiter. Der Vorstand der JEVP Thurgau habe zudem bereits entschieden, dass Zürcher dort nicht mehr als Beisitzer tätig sein darf.
Der JEVP sei es wichtig zu betonen, dass die Aussage von Benjamin Zürcher nicht der Haltung der Partei entspreche. «Wir verurteilen diese Äusserung und distanzieren uns klar davon», so Dominic Täubert weiter.
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«Sofort Ausschluss beantragen» Wir wollten von anderen Schweizer Jungparteien wissen, wie sie mit einem Benjamin Züricher in den eigenen Reihen umgehen würden. Für Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz, ist die Sache klar: Eine solche Äusserung sei mit ihrer Partei nicht zu vereinbaren. «Wir würden deshalb sofort den Ausschluss beantragen und ebenfalls das Gespräch suchen», sagt Küng auf Anfrage von MANNSCHAFT.
Nur sei es schwer vorstellbar, dass sich ein Mitglied der Jungen Grünen so äussern würde. «Solche Aussagen passieren nicht zufällig, sondern haben etwas mit dem parteiinternen Klima und dem dortigen Umgang mit queer-feministischen Themen zu tun», sagt Küng. «Wir setzten uns auf allen Ebenen konsequent für die Gleichstellung aller Menschen und gegen jegliche Formen von Diskriminierung ein.»
Auch der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, Matthias Müller, nahm die Aussage von Benjamin Zürcher «mit Befremden» zur Kenntnis. «Solche oder ähnliche Äusserungen würde ich nicht tolerieren. Ich würde entsprechend beantragen, dass dieses Vorstandsmitglied vom Vorstand der Jungfreisinnigen Schweiz ausgeschlossen wird», sagt Müller. Für den Parteiausschluss wäre die kantonale Sektion zuständig.
Pink Cross erfreut über Entscheid «Ich bin froh, zeigt die JEVP Haltung», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. «Doch es sollte ihnen zu denken geben, dass nicht früher gegen solche menschenfeindlichen Ansichten in ihrer Partei vorgegangen wird. Benjamin Zürcher ist ja doch im Vorstand einer Kantonalsektion und äusserte sich nicht zum ersten Mal öffentlich abschätzig über Minderheiten.»
«Die JEVP sollte ihre Mitglieder offensichtlich besser bilden, was es heisst, christliche Werte zu leben. Gerne können wir sie dabei mit einem Workshop zu LGBTIQ-Themen unterstützen», so Heggli weiter. «Und ich hoffe, die JEVP wird Flagge zeigen und sich gemeinsam mit uns für die Ehe für alle engagieren!»
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