Jeder zehnte Schwule schläft auch mit Frauen, sagt Münchner Studie
Münchner Studie zum Sexualverhalten hetero- , bi- und homosexueller Männer mit 45
12.354 Männer im Alter von 45 Jahren haben für eine Studie der Technischen Universität München (TUM) über Sex gesprochen. Die Studie macht einige Diskrepanzen erstmals statistisch sichtbar: So hatten etwa zehn Prozent der Männer, die sich als schwul verstehen, in den letzten drei Monaten Sex mit einer Frau. Rund 6 Prozent waren „hidden homosexuals“, die sich selbst als homosexuell sahen, Sex aber nur mit Frauen hatten und häufig verheiratet waren.
Über zwei Jahre hinweg befragten Ärztinnen und Ärzte Männer im Alter von 45 Jahren in Düsseldorf, Hannover, Heidelberg und München unter anderem über ihre erste sexuelle Erfahrung, ihre sexuelle Orientierung, die Anzahl ihrer Partnerinnen und Partner und ihre sexuellen Praktiken. Studienleiterin ist Prof. Kathleen Herkommer, Oberärztin in der Klinik für Urologie am TUM Universitätsklinikum rechts der Isar.
Es handelt sich wohl um eine Findungsphase, in der sexuell unterschiedliches Sexualverhalten ausprobiert wird
Unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung machten die Männer ihre ersten sexuellen Erfahrungen im Alter von etwa 18 Jahren – mit Frauen. Erst im Durchschnitt zwei Jahre später hatten einige auch sexuelle Kontakte zu Männern und auch das unabhängig von ihrer in der Studie angegebenen Orientierung. Die Studienleiterin erklärt das so: „Es handelt sich dabei wohl um eine Findungsphase, in der sexuell Unterschiedliches ausprobiert wird.“
Die meisten Schwulen machen es oral, zwei von dreien auch anal Die Studie beinhaltete auch Fragen zur Art des Geschlechtsverkehrs, den die Männer in den letzten drei Monaten hatten. Der vaginale Sex lag bei heterosexuellen Männern deutlich auf Platz 1 (98 %), gefolgt von oralem Sex, den knapp 60 % ausübten. Diese Form des Sexes wurde von homosexuellen Männern (91%) am häufigsten praktiziert, weitaus weniger häufig Analverkehr (64%).
Jeder zehnte homosexuelle Mann hatte in den letzten drei Monaten Geschlechtsverkehr mit Frauen. Ähnlichen Studien aus Australien, Belgien oder den USA hatten diese „Abweichung von sexueller Orientierung und Sexualverhalten“, wie die Münchner Forscher es nennen, bisher nicht gefunden.
Bis zum 45. Lebensjahr hatte der Großteil (98%) der heterosexuellen Männer mit bis zu zehn unterschiedlichen Menschen Sex. Etwa ein Drittel der bisexuellen Männer und knapp die Hälfte der homosexuellen Männer waren sexuell deutlich aktiver: sie hatten mehr als 30 unterschiedliche Sexualpartner beziehungsweise -partnerinnen.
Im Alter von 45 waren über drei Viertel der heterosexuellen Männer zwischen fünf und zehn Jahren mit ihrer Partnerin zusammen, auch über die Hälfte der homo- und bisexuellen Männer war in einer festen und langjährigen Partnerschaft. Knapp 70 Prozent der heterosexuellen Männer waren verheiratet, 80 Prozent waren Vater geworden.
Wir haben eine Gruppe gefunden, die ihre Homosexualität zwar kennen, diese aber nicht ausleben, sondern ein rein heterosexuelles Leben führen und geführt haben
Auffällige Diskrepanzen zwischen der angegebenen sexuellen Orientierung und der gelebten Sexualität zeigten sich vor allem bei den Homosexuellen. „Wir haben eine Gruppe gefunden, die ihre Homosexualität zwar kennen, diese aber nicht ausleben, sondern ein rein heterosexuelles Leben führen und geführt haben – häufig mit Ehefrau und Kindern. Es gibt Hinweise darauf, dass eine solche Diskrepanz zu psychischen Problemen führen kann. Unsere Studie liefert wichtige Daten, um das Phänomen weiter zu erforschen“, sagt Herkommer und ergänzt:
„Andere Studien gaben bereits Hinweise, dass es diese Gruppe gibt. Wir konnten es jetzt erstmals wissenschaftlich beweisen.“ Das traf auf 5,9 Prozent der schwulen Männer zu.
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