Goldenes Herbstwandern in Gstaad
Die Reichen und Schönen entdeckten den Rückzugsort im Berner Oberland schon längst für sich – kein Wunder!
Gut ausgebaute Wanderpfade und ein breites Wellness-Angebot machen es uns einfach: Wir zelebrieren den goldenen Herbst mit tiefblauen Bergseen und tosenden Wasserfällen.
Text: Sara Pavic, Kim Zwygart
Der Stadt entfliehen und in der Natur einen Moment für uns finden: Als leidenschaftliche Wanderinnen brechen wir gerne aus dem hektischen Alltag aus, um neue Bergwelten zu entdecken. Ein Besuch von Gstaad im Saanenland und die Wanderung über die Wispile zum Lauenensee waren schon lange auf unserer Bucketlist. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Bereits in den Fünfziger- und Sechzigerjahren entdeckten Hollywoodstars wie Elizabeth Taylor, Richard Burton oder Roger Moore Gstaad für sich. Seither hat sich hier viel getan. Gstaad machte sich einen Namen für hochstehende Kulinarik und internationale Events wie das Menuhin Festival oder das Swiss Open Gstaad. Für Sportbegeisterte wartet ein umfangreiches Netzwerk von Wander- und Radwegen darauf entdeckt zu werden. Das Flair von Glanz und Glamour ist geblieben: Zu den illustren Gästen Gstaads zählten in der Vergangenheit unter anderem Modeschöpfer Valentino, Phil Collins, Madonna oder Schauspielerin Julie Andrews.
Die Lage auf 1050 Metern über Meer macht Gstaad zu einem idealen Ausgangspunkt für Outdoorfans mit den unterschiedlichsten Ansprüchen. Wer es lieber flach und gemütlich mag, kann stundenlang durch malerische Alpentäler spazieren, anspruchsvolle Höhenjunkies nehmen die Glacier-3000-Bahn auf knapp 3000 Meter für eine Überquerung des Tsanfleuron-Gletschers. Erholung findet man in den verschiedenen Wellness-Anlagen der Region. Klingt nach einem guten Plan für uns!
Käseschmaus im Riesen-Caquelon Eine Wanderung inklusive Fondue zum idyllischen Lauenensee war eines unserer Highlights. Eingekesselt von mehreren Bergen ist zweifellos die markante Kulisse für den Charme des Sees verantwortlich, für zusätzliche Dramatik sorgen die tosenden Wasserfälle Geltenschuss und Tungelschuss – bei Letzterem breitet sich das Wasser wie ein Schleier auf der kahlen Felswand aus, bevor es in die Tiefe stürzt.
Wir entschieden uns dafür, unseren Besuch des Lauenensees mit einer Gratwanderung über die Höhi Wispile zu kombinieren. Nicht fehlen durfte ein Halt beim überdimensionalen Caquelon, wo wir unser eigenes Fondue anrühren wollten. Dazu reservierten wir den Fondue-Rucksack bei der Molkerei Gstaad. Die Übergabe war unkompliziert und wir waren dankbar, dass der Rucksack nicht allzu schwer war – mussten wir ihn doch eine Weile tragen! Mit der Bergbahn auf der Wispile angekommen, wurden wir von einem eindrücklichen Alpenpanorama und vielen Kühen begrüsst. Nach einer Stunde über den Gratweg erreichten wir den Fondueplatz. Dank Anleitung und allen nötigen Utensilien war das Fondue schnell angerichtet und wir genossen den sämigen Käse inklusive Bergkulisse im Hintergrund. Gesättigt machten wir uns wieder auf den Weg, der uns an saftigen Wiesen vorbeiführte. Da die Sonne auch im Herbst noch kräftig scheinen kann, empfehlen wir unbedingt Hut und Sonnenschutz! Nach insgesamt knapp drei Stunden Wanderzeit erreichten wir den Lauenensee, wo wir uns beim Restaurant noch etwas Süsses gönnten. Müde, aber stolz, dass wir einen Ausflug zum schönen Bergsee mit einer Gratwanderung kombinieren konnten, nahmen wir das Postauto zurück nach Gstaad.
Wellness mit queerer Tradition Erholung gab es in unserem Hotel, dem Wellness- und Spa-Hotel Ermitage oberhalb von Gstaad. Über mehrere Jahrzehnte wurde es von den Gründern Laurenz Schmid und Heiner Lutz geführt und zählt viele queere Paare zu seinen Stammgästen. Das renommierte 5-Sterne-Hotel ist im Chalet-Stil gehalten und bietet einen malerischen Blick auf die umliegenden Berge.
Massgeblich zu unserer Erholung trug der 3700m² grosse Wellnessbereich bei! Die im Solbad verwendete Natursole stammt von den Schweizer Rheinsalinen, die mit Quellwasser auf 35° C erwärmt werden. Weitere Entspannung gibt es in den acht Saunen der Saunawelt, unter anderem mit einem Aroma-Dampfbad, einer Kräutersauna mit Infrarot und einem neuen Arven-Zirben-Sanarium.
Die ¾-Pension des Hotels umfasst ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, Suppe und Salatbuffet am Mittag, Kuchen am Nachmittag und ein mehrgängiges Menü am Abend mit veganen, kalorienbewussten und feinschmeckerischen Optionen. Mit der Rundumverwöhnung besteht lediglich die Gefahr, dass man das Haus am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte. Übrigens: Ein Besuch der Wellness-Anlage ist auch als Tagesgast möglich.
Durch die Dorfpromenade schlendern Hollywood-Glamour und gemütliches Alpenflair: In der autofreien Promenade Gstaads verschmelzen diese Gegensätze. Hier reihen sich Luxusmarken wie Louis Vuitton und Cartier an Boutiquen und Tante-Emma-Läden mit Schweizer Produkten. Egal, ob Bauern, Büroangestellte oder arabische Grossfamilien mit Nanny – die Vielfalt der Menschen ist ebenso beeindruckend wie die Geschäfte. Zum Leute-Beobachten sollte man sich am besten in den Aussenbereich eines Cafés setzen oder sich eine Kutschenfahrt gönnen. Übrigens: Die Skulptur des trinkenden Kalbs am Dorfbrunnen, entworfen von Liza Todd, der Tochter von Elizabeth Taylor, ist eines der meistfotografierten Motive der Promenade.
Den Herbst kulinarisch feiern Auch Feinschmecker*innen kommen in Gstaad auf ihre Kosten: Die Region hat mit insgesamt 308 Gault-Millau-Punkten und 3 Michelin-Sternen eine breite Auswahl an Restaurants zu bieten. Hier wird mit grösster Sorgfalt flambiert, geschmort und gebraten. Im Herbst lockt zudem die traditionelle «Metzgete» (Schlachtfest) und man darf sich auf leckere Wildgerichte freuen. So zum Beispiel im Golfhotel Les Hauts de Gstaad & Spa in Saanenmöser, im Posthotel Rössli oder im Hotel Kernen in Schönried. Hausgemachte Spätzli, Rotkohl und karamellisierte Maroni machen den Genuss perfekt. Übrigens: Gemäss Gault-Millau hat The Alpina Gstaad mit Martin Göschel den besten Koch des Kantons Bern 2023.
Wohlfühlfaktor auch für queere Paare Im Gegensatz zu anderen Bergregionen sind hier keine wiederkehrenden LGBTIQ-Events oder queere Skiwochen zuhause. Wer nach Gstaad kommt, entscheidet sich für eine wohltuende Auszeit vor imposanten Naturkulissen. Besonders hervorzuheben ist, dass queere Paare hier nicht für Stirnrunzeln oder unangenehme Blicke sorgen, wie man es vielleicht von einer ländlichen Region erwarten würde. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass viele Stars und Sternchen seit Jahrzehnten in Gstaad ein und aus gehen. Elton John steigt im Hotel Palace ab? Madonna feiert eine rauschende Party? Das bringt die Lokalbevölkerung mittlerweile nicht mehr aus der Ruhe. Die Unaufgeregtheit und Selbstverständlichkeit schätzten wir als lesbisches Paar besonders im Wellness- und Spa-Hotel Ermitage. Diese gelassene Atmosphäre ist auch ausschlaggebend dafür, dass wir wiederkommen werden.
Hier findest du mehr Inspiration zu aktuellen Wander-Highlights im Herbst und Informationen über offene Bergbahnen: Herbst-Genuss in der Ferienregion Gstaad
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