25. Todestag: Erster offen schwuler Fussballer Justin Fashanu

Er wurde später in die Hall of Fame des National Football Museum aufgenommen

Foto: Justin Fashanu Foundation
Foto: Justin Fashanu Foundation

Justin Fashanu war Grossbritanniens erster offen schwuler Profifussballer. Am 2. Mai 1998 nahm er sich das Leben.

Mobbing und Rassismus gehörten zu seinem Leben: Im Stadion warfen Fans Bananen aufs Spielfeld. Nacht seinem Coming-out zog er durch die Londoner Clubs, wo er den Schwulen-Aktivisten Peter Tatchell kennenlernte. Sie freundeten sich an, gingen zusammen aus. Justin Fashanu riskierte es, geoutet zu werden, wenn die beiden gemeinsam unterwegs waren, erinnert sich Tatchell im Gespräch mit der Daily Mail. «Manchmal belastete ihn das überhaupt nicht, aber manchmal eben doch.»

Im Oktober 1990 outete sich Justin Fashanu in einem Interview mit The Sun, weil er fürchtete, von einer Zeitung zwangsgeoutet zu werden. Sein Coach Brian Clough beschimpfte ihn vor der Mannschaft als «verdammte Schw***tel».

Acht Jahre danach nahm er sich das Leben, das ist nun 25 Jahre her. 2020 wurde er bei einer Zeremonie am Mittwoch offiziell in die Hall of Fame des Museums aufgenommen (MANNSCHAFT berichtete).

Fashanus Bruder John, ebenfalls ehemaliger Fussballer, gab einst zu, dem schwulen Bruder 75.000 Pfund angeboten zu haben, um zu schweigen und seine Sexualität für sich zu behalten, wie ITV schreibt. Justin sagte später selber, ihm wurde mehr Geld für sein Schweigen angeboten als dafür, seine Geschichte zu verkaufen.

Sein Bruder sagte dem Daily Mirror: «Ich habe ihn gebeten, ich habe ihm gedroht, ich habe alles getan, um ihn davon abzuhalten, sich zu outen.» Er habe ihm schliesslich Geld gegeben, weil er die Schande für sich und seine Familie vermeiden wollte.

Fashanu, der später in die USA übersiedelte, wo er als Jugendtrainer arbeitete, wurde dort im März 1998 von einem Jugendlichen beschuldigt, ihn im betrunkenen Zustand vergewaltigt zu haben.  Fashanu tauchte unter und kehrte in seine Heimat zurück. Dort hörte er, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht werde und erhängte sich im Mai desselben Jahres in einer Garage. Vier Monate später wurde bei einer gerichtlichen Untersuchung in London jedoch festgestellt, dass es keinen gerichtlichen Haftbefehl gegeben habe; zudem hatte die US-Polizei die Untersuchungen wegen Mangels an Beweisen eingestellt.

Der Eintritt eines Fussballspielers in die Hall of Fame ist ein «wichtiger Moment», sagt seine Nichte und Johns Tochter Amal, die die Justin Fashanu Foundation leitet. «Ich denke, für Justin wäre das ein grossartiger Moment, und ich denke, es ist ein entscheidender Moment, wenn wir endlich anerkennen, wer Justin Fashanu war – nicht nur als offen schwuler Fussballer, sondern auch als sehr talentierter Fussballer und der erste Millionen-Pfund-Schwarze Spieler in England», sagte sie zu Sky Sports.

«Als ich vor einigen Jahren ins Football Museum in Manchester ging, war ich ziemlich schockiert, Justin dort nicht zu sehen. Vielleicht liegt das daran, dass ich seine Nichte bin und ich finde ihn einfach grossartig, aber als Fussballer hätte ich erwartet, dass er da ist.»

Seit dem 20-jährigen Bestehen befinden sich mehr als 100 männliche Fussballer in der englischen Football Hall of Home. Aber während viele die Aufnahme ihres Onkels begrüssten, erklärte Amal, dass es «etwas spät» sei, um Fashanu anzuerkennen. Sie habe schwule Fussballerfreunde, die aktiv spielen und offen schwul gegenüber ihren Freund*innen und ihrer Familie sind – aber nicht gegenüber dem Rest der Welt.

Sie glaube, wenn ein Fussballer sich heute outen würde, wäre es definitiv nicht einmal halb so schlimm wie bei ihrem Onkel, aber es wäre wohl immer noch eine Herausforderung. Trotzdem stellt Amal Fashanu eine wichtige Frage: «Was ist denn schwieriger – so zu leben, als wäre man jemand anderes oder du selbst?»

Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.

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