(dpa/gzy) – Dragqueen for Bond Girl! Gestern Freitag sang sich Conchita Wurst mit einer kräftigen und tadellosen Stimme ins Final des Eurovision Song Contests. Die Bühne brannte, die Halle bebte, Conchitas Rehaugen strahlten. Kaiserin von Österreich, Königin des Abends? Chancen: ganz vorne oder ganz hinten. Oder 007? Kann sie (Ost-)Europa eine Lektion erteilen in Sachen Toleranz? Die Kampfparole: The Wiener Takes It All.
Stunk gibt es im diesjährigen Wettbewerb nicht nur wegen Russland, sondern auch um den Armenier Aram MP3. Lange wurde MP3 als ESC-Favorit gehandelt – bis er mit schwulenfeindlichen Sprüchen über die österreichische Dragqueen Conchita Wurst zitiert wurde und sich später nur halbherzig entschuldigte: Man habe ihn falsch übersetzt. Jetzt hat ihn ausgerechnet die vollbärtige Wurst in der Gunst der Buchmacher überholt. Momentan stehen die Chancen auf einen Sieg der Toleranz also höher als einen Sieg der diskriminierenden Stimmen aus dem Osten und Südosten Europas.
Travestie seit 1998 ein «Thema»
Mit perfektem Make-up, langen Beinen und Fünftagebart ist Conchita Wurst wohl eine der auffallendsten Kandidatinnen beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen. Vor der Dragqueen aus Österreich haben auch schon andere Künstler mit ihrem Mann-Frau-Wechselspiel den Wettbewerb aufgemischt. Eine Auswahl:
1998: Für Israel geht Transfrau Dana International an den Start. Sie sorgt in ihrer Heimat für einen kleinen Skandal, gilt aber auch als Aushängeschild für die Offenheit des Landes. In Birmingham gewinnt die brünette Sängerin mit ihrem Song «Diva» den ESC.
2002: Die drei rotfunkelnden Travestie-Stewardessen von Sestre treten in Tallinn für Slowenien an. Trotz einer hitzigen Debatte in ihrem Heimatland wird ihr Song «Samo Ljubezen» dort über Nacht zum Hit. In Estland singt sich das Trio auf den 13. Platz.
2007: Als Verka Serduchka mit ihrem Titel «Dancing Lasha Tumbai» den ukrainischen Vorentscheid gewinnt, sorgen sich konservative Stimmen um das Image des Landes. Weit gefehlt: Europa ist von der spacigen Gaga-Sängerin begeistert – die Dragqueen holt in Helsinki Platz zwei.