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WDR Queer zeigt Filmreihe von Céline Sciamma

Zu sehen ist von der queer-feministischen Filmemacherin u.a. «Portrait einer jungen Frau in Flammen»

Céline Sciamma
«Portrait einer jungen Frau in Flammen» von Céline Sciamma (Foto: Lilies Film et al./ Verleih: Alamode)

Die Filmreihe WDR Queer präsentiert fünf Filme der queer-feministischen Filmemacherin Céline Sciamma. Sie beschäftigt sich in ihren Filmen mit der Erkundung weiblicher Identitäten, weiblichen Begehrens und weiblicher Lebensentwürfe.

Alexander Bickel, Leiter WDR Programmbereich Fiktion, erklärt in seiner Ankündigung: «Céline Sciamma rückt in ihren Filmen Figuren in den Mittelpunkt, die zwischen den geläufigen Zuordnungen nach ihrem eigenen Weg suchen. Sie entführt uns dabei in Welten, die im Film noch wenig repräsentiert sind und entwickelt eine Filmsprache, die gängige Ideen des Filmemachens auf subtile Weise unterläuft.» Damit beteilige man sich an der queeren Sommerfilmreihe von RBB und BR (MANNSCHAFT berichtete).

Grösste Bekanntheit erreichte Céline Sciamma 2019 mit dem Film «Portrait einer jungen Frau in Flammen», der bei den Filmfestspielen in Cannes für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Das Drama spielt im 18. Jahrhundert und stellt die Malerin Marianne ( Noémie Merlant) in den Mittelpunkt. Sie erhält den Auftrag, heimlich das Hochzeitsporträt einer Adeligen ( Adèle Haenel) zu malen, die sich gegen ihre Vermählung sträubt. Marianne beobachtet Héloïse während ihrer Spaziergänge und malt abends aus dem Gedächtnis heraus ihr Porträt. Je mehr Zeit die beiden jungen Frauen miteinander verbringen, desto stärker fühlen sie sich zueinander hingezogen. In betörend schönen Bildern, die selbst Gemälde sein könnten, entfaltet sich eine unglaublich feine Liebesgeschichte.

«Portrait einer jungen Frau in Flammen» war 2020 der weltweit meistgesehene französische Film – zu sehen im WDR Fernsehen am 3. August um 23:45 Uhr als Eröffnungsfilm der Werkschau.


Direkt im Anschluss um 01:30 Uhr zeigt der WDR den ersten Film der Regisseurin: «Water Lilies» (2007), der sich mit pubertärer Sexualität und den Irrungen und Wirrungen des Heranwachsens beschäftig: Marie (Pauline Acquart) ist fasziniert von den grazilen Bewegungen der Synchronschwimmerinnen – oder vielleicht doch vor allem von der schönen Floriane (Adèle Haenel), dem hinreissenden Star der Gruppe? Sie gilt unter den Jugendlichen als «femme fatale», die jeden Jungen um ihren Finger wickeln kann. Dritte im Bund der erkundungsfreudigen Jugendlichen im zeitlos erscheinenden Vorstadtmilieu ist Maries beste Freundin Anne (Louise Blachère), die stets auf der Suche nach dem ersten Mal ist.

Auch in ihrem zweiten Film «Tomboy» (2011) nimmt sich die Hauptfigur Laure (Zoé Héran) ganz unbekümmert und hartnäckig die Freiheit, den eigenen Vorstellungen zu folgen: Laure trägt die Hosen am liebsten weit und die Haare kurz. Wie ein Mädchen sieht Laure nicht aus und möchte am liebsten keins sein. Als Laure mit den Eltern umzieht ergibt sich die Chance: Laure stellt sich den neuen Freunden als Michael vor. Für die Familie ändert sich nichts, doch für die anderen Kinder ist Laure nun Michael, der Fussball spielt und in den sich die hübsche Lisa verliebt. Michael lebt seine neue Identität aus und wünscht sich, dass der Sommer ewig so weitergeht. (WDR Fernsehen am 10. August um 23:45 Uhr)

«Mädchenbande» (2014) begibt sich in die Pariser Banlieue und folgt Marieme/Vic (Karidja Touré) auf der Suche nach ihrem Weg: «Ich will nicht so sein, wie alle anderen. Normal». Doch die Optionen von Marieme sind begrenzt. Zu Hause muss sie sich um ihre jüngeren Schwestern kümmern, weil die Mutter Überstunden als unterbezahlte Putzkraft schiebt. Ausserfamiliär ist es nicht besser. In der Nachbarschaft geben Jungs den Ton an und die Schule ist eine Sackgasse.


Doch dann wird sie Teil einer coolen Mädchengang, die sich Freiheiten nimmt, von denen Marieme bislang nur träumte. Fortan heisst sie Vic (wie Victory) und das Leben macht Spass: Vic schwänzt den Unterricht, verändert ihr Äusseres und legt sich mit rivalisierenden Banden an. Das neue Leben soll Mariemes Weg in die Unabhängigkeit sein. Dabei besteht ihre Strategie in der stolzen Aneignung unterschiedlicher Rollenmodelle, die in etwa den gängigen Klischees entsprechen. Indem jede Option nach kurzer Testphase wieder verworfen wird, führt Céline Sciamma die Klischees als solche vor. (WDR Fernsehen am 10. August um 01:30 Uhr)


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Den Abschluss der Werkschau bildet «Petite Maman – als wir Kinder waren» (2021) am 17. August um 23:40 Uhr. Die achtjährige Nelly fährt mit ihren Eltern in das Haus der gerade verstorbenen Grossmutter, um es auszuräumen. Sie stöbert in den alten Spielsachen und Büchern ihrer Mutter Marion, neugierig auf deren Kindheit und streift durch die Wälder rund um das Haus. Dort trifft sie auf ein Mädchen, das ihr wie ein Ei dem anderen gleicht. Sie heisst Marion. Schnell entwickeln die beiden eine innige Freundschaft und teilen bald ein mystisches Geheimnis, das sie auf wunderbare Weise verbindet. Unaufgeregt und dabei voller Poesie ist der Film eine Zeitreise durch die Augen eines jungen Mädchens. Sciamma sagt dazu: «Die Zeitreise findet nur in uns statt. Ich wollte die Zuschauer dazu bringen, ihre eigene Zeitmaschine anzuwerfen, die sich in ihrem Körper, in ihrem Geist befindet.»

Neben den Ausstrahlungen im WDR Fernsehen am 3., 10. und 17. August sind die Filme auch in der ARD Mediathek verfügbar.


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