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Transgeschlechtlich­keit als «ideologische Verblendung»?

Kritik an Äusserungen aus der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen

Geschlechtsanpassung
Symbolbild: Delia Giandeini/Unsplash

Transgeschlechtlichkeit als «ideologische Verblendung»? Anlässlich der Dezember-Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) wendet sich die Fachstelle der LAG Queeres Netzwerk Sachsen in einem Offenen Brief an die KVS und die KVB.

Im Editorial der Ausgabe bezeichnet der Vorsitzende der KVS, Klaus Heckemann Transgeschlechtlichkeit als «ideologische Verblendung» und redet von «Genderproblematik», mit Hilfe derer «über Sprache das Denken manipuliert werden soll». Das sorgt für Kritik.

Leo Lentz ist Referent der Fachstelle der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Queeres Netzwerk Sachsen. Sie ist der Dachverband der sächsischen Organisationen und Vereine, die sich für die gleichberechtigte Teilhabe von LGBTIQ in Sachsen einsetzen. «Wir sind erschüttert darüber, dass dieser offensichtlichen Meinungsmache im Magazin der KV Sachsen so prominent Raum geboten wird. Solche Aussagen kennen wir sonst eher von Stammtischen oder durch Hetze von rechts», so Lentz.

Auch Alice Schwarzer steht wegen transfeindlicher Positionen in der Kritik. Der Queer-Beauftrage der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte dazu, er finde es bitter, wie Schwarzer nach und nach ihr Lebenswerk selber kaputt macht (MANNSCHAFT berichtete).


Weiter erklärt der Referent vom Queeren Netzwerk Sachsen in einer Pressemitteilung: «Junge trans Personen sind schon früh Diskriminierung ausgesetzt. Diese beginnt meist in der Schule, geht im Arbeitsalltag weiter und macht auch oft in der Familie nicht halt. Trans Personen sind angewiesen auf Gutachter*innen, Therapeut*innen und Ärzt*innen, sowie deren Wissen über ihre spezifischen Bedarfe. Laut der sächsischen Lebenslagenstudie von lsbtiq* Personen (2022) geben zwei Drittel aller trans Personen an, dass sie nicht die gleichen Chancen auf eine adäquate ärztliche Versorgung in Sachsen haben. Nur jede fünfte Person nimmt die gleichen Chancen im Zugang zu Krankenkassenleistungen wahr.»

Abschliessend sagt Lentz: «Anstatt sich also über Identitätspolitik auszulassen und Aufklärung über geschlechtliche Vielfalt als Verbrechen darzustellen, braucht es dringend von der Medizin und den sächsischen Ärzt*innen eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den gesundheitlichen Risiken und Bedürfnissen transgeschlechtlicher Personen. Wir brauchen eine adäquate, individualisierte, flächendeckende und frei zugängliche Gesundheitsversorgung für trans Personen. Dazu gehört auch die Sensibilisierung von Fachpersonal in den medizinischen Bereichen.»

Gefordert wird nun eine Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung, wie es zu diesem Editorial kommen konnte, ob die getätigten Aussagen so unterstützt und welche Konsequenzen daraus gezogen werden.


In der Debatte um die Rechte von trans Personen sorgt die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling immer wieder für Aufsehen: «Nein zur Selbst-Identifizierung», meint sie (MANNSCHAFT berichtete).


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