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Stress, Drogen und Rauchen machen Babys homosexuell?

Sehr steile These aus den Niederlanden

Stressverhalten in der Schwangerschaft macht Babys homosexuell. Swaab sorgt mit seinen Theorien für Kontroverse. (Bild: istockphoto)

Leidet eine Frau während ihrer Schwangerschaft unter Stress, so ist die Chance grösser, dass sie ein homosexuelles Kind zur Welt bringt. Dies behauptet das neue Buch «We Are Our Brains» des holländischen Neurowissenschaftlers Dick Swaab von der Universität Amsterdam, das seit seiner Erscheinung als kontrovers gilt.

Swaab behauptet, dass der Lebensstil einer schwangeren Frau den Hormonhaushalt und die Entstehung des Gehirns ihres ungeborenen Kindes beeinflusst. Auch nur die kleinste chemische Veränderung im Körper der Mutter könne dafür verantwortlich sein.

Grundlage für Swaabs Aussagen ist ein Medikament, das in den Vierziger- und Fünfzigerjahren zwei Millionen Frauen verschrieben wurde, um Fehlgeburten zu verhindern. Dieses Medikament soll die Wahrscheinlichkeit von bi- und homosexuellen Kindern erhöht haben.

«Sexualität des Menschen wird während der Schwangerschaft festgelegt.»


Swaabs Buch ist das neuste Kapitel in einem jahrelangen Diskurs um die Entstehung und Herkunft der Homosexualität. Während viele behaupten, dass die Sexualität des Menschen durch die Kindheit und Jugend bestimmt wird oder eine «bewusste Entscheidung» ist, glaubt Swaab, dass sie während der Schwangerschaft festgelegt wird und unveränderlich ist.

«Obwohl man oft davon ausgeht, dass auch die Entwicklung nach der Geburt unsere Sexualität bestimmt, gibt es dafür keine Beweise», schreibt Swaab in seinem Buch. «Kinder, die von Lesben erzogen werden, sind nicht mit grösserer Wahrscheinlichkeit homosexuell als andere. Es gibt auch keine Beweise für den Mythos, dass Homosexualität ein bewusster Entscheid ist.»

Ältere Brüder erhöhen Wahrscheinlichkeit des Schwulseins
Des Weiteren schreibt Swaab, dass Nikotin und Amphetamine während der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit einer lesbischen Tochter erhöht. Dasselbe gilt für Stress: «Erhöhte Werte des Stresshormons Kortisol haben einen Einfluss auf die Produktion von Sexualhormonen im Embryo.»


Und: «Je mehr ältere Brüder ein Junge hat, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass er schwul wird.» Grund dafür sei eine Immunreaktion der Mutter auf männliche Stoffe, die von Knaben in der Gebärmutter verursacht werden. Die Immunreaktion werde von Schwangerschaft zu Schwangerschaft stärker.

Im Buch von Swaab geht es aber nicht nur um Homosexualität. Eine weitere kontroverse Theorie ist die Annahme, dass schwierige Geburten die Wahrscheinlichkeit von Schizophrenie, Autismus und Magersucht erhöhen. Und: Das mühsame Verhalten von Teenagern sei ein natürlicher Mechanismus, um Inzest vorzubeugen.

Swaab spaltet LGBT-Szene

In den Achtzigerjahren empörte Swaab zahlreiche LGBT-Aktivisten, als er die Unterschiede der Gehirne von homo- und heterosexuellen Menschen untersuchte. Die Aktivisten befürchteten, dass seine Ergebnisse die Homosexualität als medizinisches Problem taxieren würden.

Auch heute spaltet Swaab die Meinung von Schwulen und Lesben. Gemäss der Website queerty.com hält Ben Summerskill, CEO der LGBT-Organisation Stonewall nichts von Swaabs Theorien: «Es gibt nicht die Spur eines Beweises, dass der Lebensstil einer Mutter die Sexualität ihres Kindes beeinflusst. Wir gehen davon aus, dass die Sexualität eines Menschen genetisch bedingt ist. Bis es Beweise gibt, kann nichts behauptet werden.»

Der LGBT-Aktivist Peter Tatchell ist anderer Meinung und unterstützt Swaabs Ideen: «Es ist eine Niederlage für homophobe Politiker und Religionsfanatiker. Wenn die Homosexualität vor der Geburt durch biologische Faktoren bestimmt wird, ist es falsch, lesbische Frauen und schwule Männer zu verurteilen oder sie zu diskriminieren.»


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