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Praunheim-Ausstellung in Nürnberg wird nicht wieder öffnen

Man müsse aufpassen, dass «Schwule nicht wieder eins auf den Deckel kriegen», so Rosa von Praunheim

Rosa von Praunheim
Rosa von Praunheim (Foto: Christoph Soeder/dpa)

Der Berliner Filmemacher und Künstler Rosa von Praunheim sieht seine wegen Protesten nach nur wenigen Tagen geschlossene Ausstellung in einer Nürnberger Kirche trotzdem als Erfolg.

UPDATE (28. Juli) Die Egidiengemeinde wird nach heftigen Anfeindungen die «Jesus liebt»-Ausstellung nicht wieder öffnen. Das hat der Kirchenvorstand von St. Egidien und St. Sebald einstimmig beschlossen, wie die evangelische Gemeinde mitteilte. «Die Aufgabe der Kirche ist es, in der Kraft des Evangeliums zu einen, zu heilen und zu versöhnen», erklärte der geschäftsführende Pfarrer Martin Brons. «Wir bedauern sehr, dass die Ausstellung das Gegenteil bewirkt hat.» Es habe ein «erhebliches Mass an Hass, Hetze, Unterstellungen und unbelegten Vorwürfen» gegeben.

«Ich war begeistert natürlich, dass da eine Reaktion ist. Ist doch schön, wenn Leute sich aufregen», hatte Rosa von Praunheim zuvor dem Bayerischen Rundfunk gesagt. Er freue sich über die regen Diskussionen, die seine Bilder ausgelöst haben. Nach Nürnberg soll die Schau weiter nach München und Hamburg gehen, kündigte von Praunheim an. «Die wird dann auch ausserhalb der Kirche weiter bestehen.»

Die Ausstellung in der Egidienkirche thematisiert den Umgang mit Liebe, Sex und Homosexualität im Christentum – zum Teil mit recht provokanten Motiven. Eins zeigt zum Beispiel den früheren Papst Benedikt XVI. umgeben von homosexuellen Männern, ein anderes eine Jesus-Figur, die diese beim Sex zu segnen scheint. Nur fünf Tage nach der Eröffnung entschied der Kirchenvorstand wegen vieler kritischer und empörter Stimmen, die Ausstellung vorerst geschlossen zu lassen. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus (MANNSCHAFT berichtete)


«Der Pfarrer ist sehr mutig, dass er das überhaupt gemacht hat, dass er mich eingeladen hat», sagte von Praunheim. Er könne nachvollziehen, dass sich Leute in ihrem religiösem Empfinden verletzt fühlten. Er selbst sei streng katholisch und autoritär erzogen worden. «Ich bin erzogen worden, dass ich als Schwuler eben Höllenstrafen leiden muss», so von Praunheim. Davon habe er sich langsam befreien und zu seinem Schwulsein stehen können. Der in Berlin lebende Künstler gilt als einer der Wegbereiter der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland.

Für die Bildserie habe er religiöse Kitschmotive aus dem Internet verarbeitet, sagte von Praunheim. «Wir sind seit Jahrhunderten beschallt worden mit diesen Kitschbildern der Kirche mit den Helden, den Maria- und Jesus-Kitschbildern und so weiter. Das ist ja eine grössere Beleidigung als meine Bilder.» Es sei wichtig, dass diese nun Aufmerksamkeit erregten und zu Diskussionen führten. «Wir sind ja in einer Zeit, die wieder ins konservative, reaktionäre, rechte Lager schlittert und müssen aufpassen, dass die Schwulen nicht wieder eins auf den Deckel kriegen.»

Die Freiheit der Kunst hängt ab vom kritischen Streit über sie.

Die deutsche Sektion der Internationalen Kunstkritikervereinigung AICA kritisierte die vorläufige Schliessung der Ausstellung scharf. «Die Freiheit der Kunst hängt ab vom kritischen Streit über sie. Dieser muss sich auf Fakten stützen, also auf die konkrete Machart von Bildern und Bilddetails», teilte deren Präsident Kolja Reichert mit. «In Nürnberg haben dagegen unbegründete Meinungen, Ressentiments und die Berufung auf Gefühle zur Schliessung einer Kunstausstellung geführt.»



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