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Opferschutzorganisation: «Gegen Hass und Hetze stellen!»

Viele Menschen haben wegen der Hasskommentare ihr Profil bei einem Online-Dienst deaktiviert oder gelöscht

Hass und Hetze
(Bild: iStockphoto)

Die Opferschutzorganisation Weisser Ring macht sich gegen Hass und Hetze und die Folgen stark. «Wir müssen uns einer Verrohung der Gesellschaft gemeinsam entgegenstellen», sagte der Bundesvorsitzende Jörg Ziercke der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Sichtbar sei diese Verrohung zunächst meist im Internet, zunehmend aber auch im Alltag auf der Strasse.

«Wer sich gegen Hass und Hetze stellt, betreibt aktiven Opferschutz», sagte Ziercke. «Er beschützt Menschen – und er beschützt gleichzeitig die Demokratie, die nach wie vor beste, sicherste und freiste Staatsform, die wir je hatten.»

«In Deutschland starben in den vergangenen vier Jahren Dutzende Menschen nach Hasstaten», erinnerte Ziercke. Namen wie Walter Lübcke, Orte wie Berlin-Breitscheidplatz, Halle und Hanau seien zu Chiffren für die schlimmsten Folgen von Wut, Verblendung oder Verschwörungsdenken geworden.

Die Bundesanwaltschaft hat nach der offenbar islamistisch motivierten Messerattacke von Dresden Anklage gegen den mutmasslichen Täter erhoben. Er soll am 4. Oktober 2020 auf ein homosexuelles Paar eingestochen haben, einer der Männer starb danach (MANNSCHAFT berichtete).


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Der Hass im Internet richte sich oft gegen Minderheiten, zum Beispiel gegen Menschen mit Migrationshintergrund, Homosexuelle oder Behinderte. Aber auch Frauen seien Hass und digitaler Gewalt ausgesetzt, «einfach weil sie Frauen sind».

Einer Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft zufolge bekennen sich 54 Prozent der Befragten wegen Hassreden im Internet seltener zu ihrer politischen Meinung, wie die Opferschutzorganisation feststellt. 15 Prozent der Befragten hätten wegen der Hasskommentare ihr Profil bei einem Online-Dienst deaktiviert oder gelöscht. Dieser Rückzug verändere die abgebildete Meinung im öffentlichen Raum.

Betroffene erstatten keine Anzeige
Die meisten Fälle von Hass und Hetze vor allem im Internet würden erst gar nicht erfasst, stellt Ziercke fest. Die Betroffenen zeigten sie nicht an, weil ihnen die Rechtslage unklar erscheine – und weil nur die wenigsten angezeigten Taten verfolgt und bestraft würden. «Wir wollen allen Betroffenen Mut machen, sich Unterstützung zu holen», sagte Ziercke. Mit dem 30. «Tag der Kriminalitätsopfer» am Montag will der Weisse Ring eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema und den Einsatz sensibilisieren.


Auch Kirchen und die Diakonie sind in den Sozialen Netzwerken zunehmend mit Hate Speech konfrontiert. Immer wieder wird die Grenze zu Beleidigung, Verunglimpfung oder sogar Drohung überschritten. Viele dieser Mails und Kommentare in den sozialen Netzwerken sind mit dem Themenfeld Vielfalt verknüpft und äussern sich vor allem zu Flüchtlingen, aber auch zu Gender oder Homosexualität (MANNSCHAFT berichtete).


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