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«Norwegian Dream» – Schwule Liebe am Fjord

Ab Februar im Kino

Norwegian Dream
Norwegian Dream (Foto: Salzgeber)

Allzu rosig sieht er zunächst einmal nicht aus, der «Norwegian Dream», den der junge Pole Robert im gleichnamigen Film bei seiner Ankunft in Skandinavien erlebt. Trostlos, grau und beinahe so karg wie eine Mondlandschaft präsentiert sich die Provinz nahe Trondheim.

Die nicht sonderlich fair bezahlte Arbeit in einer Fischfabrik ist monoton und einigermassen eklig, die Unterbringung mit lauter anderen polnischen Arbeitern wenig komfortabel. Doch der 19-jährige Robert (Hubert Milkowski aus «Operation Hyakinthos») will sich durchbeissen – und zumindest so viel Geld verdienen, dass er Heimat die Schulden seiner verwitweten Mutter bezahlen kann.


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Dass Robert ausser zum Geldverdienen auch im Sinne der Selbstfindung nach Norwegen gekommen ist, zeigt sich spätestens, als ihm bei der Arbeit der gleichaltrige Ivar (Karl Bekele Steinland) vor die Nase gesetzt wird.


Zuhause in Polen hat Robert immer wieder erfahren, was es bedeuten würde, die eigene Queerness auszuleben, hier nun sieht er mit an, wie der Adoptivsohn des Fabrikbesitzers zwar nicht gänzlich unbehelligt, aber zwischen Hippie-Grossmutter und Dragshows in der nahen Grossstadt doch sehr frei ausleben kann, wer er ist.

Zögerlich verlieben sich die beiden ineinander, doch prallen so zwei sehr unterschiedliche Welten und Mentalitäten aufeinander, nicht zuletzt, weil Robert seine Gefühle vor seinen Landsleuten nicht offen zeigen möchte. Als dann auch noch seine Mutter aus Polen anreist und obendrein ein Streik für bessere Arbeitsbedingungen die Belegschaft der Fabrik und Ivars Familie gleichermassen zu entzweien droht, steht das junge Glück schnell vor einer riesigen Belastungsprobe.


Raue Natur, homophobe Provinz-Realitäten und toughe, von Machismo geprägte Arbeitsbedingungen sind lange schon fester Bestandteil des europäischen Queer Cinemas, wenn es darum geht, dem ungeschönten Ringen mit der eigenen Identität atmosphärisch und visuell Ausdruck zu verleihen.

In dieser Hinsicht ist «Norwegian Dream», der erste Spielfilm des polnisch-norwegischen Regisseurs Leiv Igor Devold wenig überraschend und erinnert nicht von ungefähr an Werke wie «God’s Own Country» von Francis Lee. Doch zu einem schlechten Film macht ihn das nicht.


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Hin und wieder ist die Geschichte hier womöglich – in all ihrer Realismus atmenden Nüchternheit – ein wenig überfrachtet; dass auch Roberts Mutter nach Norwegen kommt, ist beispielsweise ein Subplot, der nicht nötig gewesen wäre. Doch an anderen Stellen wiederum ist Devold sehr geschickt darin, unaufgeregt und fast beiläufig verschiedene Konflikte und Themenfelder (neben Homophobie und Arbeiterrechten auch Rassismus und Klassenunterschiede) miteinander zu verweben.

Die beiden jungen Hauptdarsteller, ganz besonders der aus der Netflix-Serie «Das Grab im Wald» bekannte Milkowski überzeugen auf ganzer Linie – und ganz zum Schluss gibt das Drehbuch von Justyna Bilik, Gjermund Giswold und Radoslaw Paczocha diesem «Norwegian Dream» dann sogar noch eine traumhaft hoffnungsvolle Note.

Das dokumentarische Langfilmdebüt «Der Wunsch» von Judith Beuth über eine Frauenbeziehung hat diese Woche seine Uraufführung im Wettbewerb Dokumentarfilm des 45. Filmfestivals Max Ophüls Preis in Saaarbrücken gefeiert (MANNSCHAFT berichtete).


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