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Neuer Stolperstein erinnert in Gelsenkirchen an schwules Nazi-Opfer

Berlin Stolperstein
Der deutsche Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung eines Stolpersteins (Archivbild/Jürgen Wenke)

Am Mittwoch, den 23. Mai 2018 wird erstmals im Gelsenkirchener Stadtteil Horst ein Stolperstein für einen von den Nationalsozialisten verfolgten Mann verlegt, der als Homosexueller verfolgt wurde. Jürgen Wenke, der sich seit Jahren für die Erinnerung an schwule Nazi-Opfer engagiert, hat den Verfolgungsweg von Lothar Keiner recherchiert.

Demnach war Lothar Adolf Wilhelm Keiners (geboren am 18.8.1908 in Mannheim) letzter freiwilliger Wohnort in der Helenenstraße 13 in Gelsenkirchen-Horst, Beruf: zuletzt Montage-Arbeiter. Im April 1940 wurde er von der Kripo wegen homosexueller Kontakte verhaftet, er hatte keine Vorstrafen.

Verprügelt wegen „sexueller Annäherungen“
Es gab mehrmalige sexuelle Kontakte mit dem Sohn seiner Zimmervermieterin. In späteren Verhören wurden Keiners auch sexuelle Kontakte zu mehreren anderen männlichen Personen vorgeworfen, ebenso zu einem Arbeitskollegen und es gab auch mehrere vergebliche sexuelle Annäherungen, die aber von den Bekannten selbstbewusst zurückgewiesen wurden. Außerdem wurde im Urteil des Landgerichtes Essen vom 15. Juni 1940 ein Annäherung an einen Arbeitskollegen dokumentiert: „Der 17 Jahre alte Zeuge Ha. war ein Arbeitskamerad des Angeklagten. (…) Der Zeuge Ha.. lehnte dieses Ansinnen ab und verprügelte zugleich den Angeklagten wegen dieses Ansinnens.“


Deportiert ins KZ Neuengamme
Verurteilt wurde Keiners nach §175 vom Landgericht Essen am 15. Juni 1940 zu zwei Jahren Gefängnis. Nach voller Verbüßung der Haft von der Polizei Recklinghausen in sog. Vorbeugehaft genommen mit anschließender Deportation in das KZ Neuengamme bei Hamburg im April 1942. Dort wurde er am 27. November desselben Jahres ermordet, angebliche Todesursache: „Versagen von Herz und Kreislauf bei Magen- und Darmkatarrh“.

schwules Nazi-Opfer
Quelle: Jürgen Wenke

Im Gelsenkirchener Stadtgebiet ist es nach den Stolpersteinen zur Würdigung und Erinnerung von Arthur Herrmann (Verlegung 2012) und Ernst Papies (2015) und Josef Wesener (2016) der vierte Stein für einen Menschen, der als schwuler Mann stigmatisiert wurde.

Verwandte von Lothar Keiner konnten bisher nicht gefunden werden. Mutter und sein Bruder Oswald Eduard Keiner wanderten bereits vor Beginn der NS-Zeit in die USA aus. Möglicherweise leben dort noch Nachkommen des Bruders von Lothar Keiner. Wenke hofft, dass im Zuge der Berichterstattung noch Nachkommen der Keiners gefunden werden.


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