in ,

Neu im Kino: Nan Goldins Kampf gegen den Mäzen

Die Fotografin setzte ihre Karriere aufs Spiel

All the Beauty and the Bloodshed
Filmszene aus «All the Beauty and the Bloodshed» (Bild: Copyright 2022 Participant Film LLC Courtesy Of Participant)

Mit ihren Fotos über Menschen mit HIV, Schwule und trans Personen setzte Nan Goldin ein Zeichen gegen Diskriminierung. Der neue Film «All the Beauty and the Bloodshed» zeigt ihre Entwicklung von der Künstlerin zur Aktivistin.

In den Achtzigerjahren wollten die Galeristen New Yorks nichts mit Nan Goldin zu tun haben. Die Bilder der jungen Fotografin hatten wenig gemeinsam mit dem Werk ihrer männlichen Kollegen. «Das ist keine Fotografie!», bekam sie zu hören. Doch sie liess nicht locker. Wie der Dokumentarfilm «All the Beauty and the Bloodshed» eindrücklich zeigt, scheute Nan Goldin nicht davor zurück, das ganze Establishment auf den Kopf zu stellen.

Goldins Fotos sind echt, schonungslos und ungefiltert. Sie zeigten Menschen, die im New York der Achtziger am Rande der Gesellschaft lebten: Menschen mit HIV, Drogenabhängige, Schwule und trans Frauen. Mit dem Werk «The Ballad of Sexual Dependency» gelang ihr der Durchbruch.

All the Beauty and the Bloodshed
Aus der Dia Serie von Nan Goldin (Bild: Courtesy of Nan Goldin)

Die Serie besteht aus über 700 Dias, die sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren gemacht hat und die ihr eigenes Leben und das ihrer Freund*innen dokumentieren. Die Bilder reichen von exzessiven Partys über intime Liebesmomente bis hin zu den Schattenseiten von Drogenmissbrauch und HIV-Infektion.

All the Beauty and the Bloodshed
Aus der Dia Serie von Nan Goldin (Bild: Courtesy of Nan Goldin)

Goldins Arbeit fand international Anerkennung und über die Jahre folgten zahlreiche Ausstellungen in renommierten Museen und Galerien. 2014 wurde ihr nach einer Operation das berüchtigte Schmerzmittel Oxycontin verschrieben. Sie wurde abhängig, schaffte aber im Gegensatz zu unzähligen Anderen den Ausstieg.

All the Beauty and the Bloodshed
Aus der Dia Serie von Nan Goldin (Bild: Courtesy of Nan Goldin)

In «All the Beauty and the Bloodshed» wird Goldin von der rebellischen Künstlerin zur kompromisslosen Aktivistin. Zusammen mit Gleichgesinnten gründet sie PAIN (Prescription Addiction Intervention Now) – eine Organisation, die sich für die Schadens- und Überdosis-Prävention einsetzt und die Milliardärsfamilie Sackler hinter dem Pharmakonzern Purdue zur Verantwortung ziehen will. Nach dem Vorbild des Aids-Aktivismus von Act up setzt PAIN auf Guerilla-Aktionen und wirft Purdue Verschleierung und aggressive Methoden bei der Vermarktung von Oxycontin vor.

All the Beauty and the Bloodshed
Filmszene aus «All the Beauty and the Bloodshed» (Bild: Copyright 2022 Participant Film LLC Courtesy Of Participant)

Die Sacklers sind mehr als nur eine schwerreiche Unternehmensfamilie. Als Mäzen ist der Clan für umfangreiche Spenden an Museen und an prestigeträchtige künstlerische Projekte bekannt. Ganze Flügel in Museen wie dem Pariser Louvre, dem Met in New York oder in der Londoner Tate tragen den Namen «Sackler». Ob wegen ihres Aktivismus ihre Karriere einbrechen werde, fragt Nan Goldin im Trailer von «All the Beauty and the Bloodshed». «Wahrscheinlich», lautet die Antwort.

«All the Beauty and the Bloodshed» folgt zwei Erzählungen. Gekonnt verwebt die Oscar-prämierte Filmemacherin Laura Poitras Goldins Vergangenheit und Gegenwart und macht daraus ein filmisches Meisterwerk: von den PAIN-Aktionen an renommierten Kunstinstitutionen über die intimen Fotografien ihrer Freund*innen und Wegbegleiter*innen bis hin zu ihrer legendären, von der National Education Association zensierten AIDS-Ausstellung 1989, «Witness: Against Our Vanishing».

All the Beauty and the Bloodshed
Filmplakat «All the Beauty and the Bloodshed» (Bild: Copyright 2022 Participant Film LLC Courtesy Of Participant)

«All the Beauty and the Bloodshed» gewann den Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig und ging als Oscar-Kandidat für den besten Dokumentarfilm ins Rennen. Am 27. April startet der Film in den Schweizer Kinos, am 25. Mai in Österreich und am 26. Mai in Deutschland.

Simonetti

Riccardo Simonetti verkürzt die Wartezeit zum ESC 2023

KPÖ

Nach der Wahl in Salzburg: Kommunisten als queere Alternative?