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Diverses «Märchenland für alle» erscheint auf Deutsch

Das Buch will diverse Rollenbilder ins Kinderzimmer holen

Ungarn
Foto: Facebook/Promo

Es war einmal ein Prinz, der den Prinzen seines Herzens suchte, ein Hase mit drei Ohren und eine Königstochter, die lieber Abenteuer erlebte, anstatt zu heiraten. Traditionelle ungarische Märchen neu erzählt – dieses Kinderbuch sorgte in Ungarn für grosse Aufregung. Jetzt erscheint «Märchenland für alle» auf Deutsch.

Es gibt einen schwulen Prinzen, Aschenputtel mit einem alkoholsüchtigen Vater, ein Hase mit drei Ohren, Schneewittchen als «Braunblättchen» und eine Königstochter, die lieber Abenteuer erlebt, anstatt zu heiraten. Diese Figuren und viele mehr finden sich in ‚Märchenland für alle‘, das im Herbst vergangenen Jahres in Ungarn erschienen ist. Hinter dem Kinderbuch steckt die Idee, traditionelle Märchen neu zu erzählen, und so versammelt es 17 Geschichten mit diversen Held*innen.

Kurz nach seinem Erscheinen wurde das Kinderbuch in Ungarn Gegenstand einer monatelang anhaltenden politischen Debatte und von der Regierung zum Anlass genommen, um homo- und transphobische Gesetze einzuführen. Kritik löste es seitens ultrakonservativer und rechtsradikaler Gruppen und des Regierungschefs Viktor Orbán aus, die das Buch als Angriff verstanden, auf von ihnen vertretene angeblich traditionelle Familienwerte. Eine rechtskonservative Politikerin hatte es sogar öffentlich in einen Reisswolf gesteckt (MANNSCHAFT berichtete)

Ungeachtet der Boykottversuche entwickelte sich «Märchenland für alle» seitdem zum Bestseller, der Stern hat die exklusiven Rechte erworben (MANNSCHAFT berichtete).


Anna-Beeke Gretemeier und Florian Gless, die Stern-Chefredakteur*innen, erklären: «Dieses Buch leistet etwas Grossartiges: Es holt diverse Rollenbilder in die Kinderzimmer und schafft dadurch Orientierung. Die verschiedenen Heldinnen und Helden der Märchengeschichten erfahren im realen Leben immer noch viel zu häufig Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Auch die Autorinnen und Autoren wurden wegen ihres Einsatzes für gleichberechtigte Vielfalt angegriffen.»

Der Stern will ein Zeichen für Meinungsfreiheit setzen und zeigen: «Wir vertreten die gleichen Werte und setzen uns zusammen dafür ein – Toleranz, Demokratie und ein gemeinschaftliches Miteinander. Wir hoffen, dass es auch hierzulande einen wichtigen Beitrag gegen Diskriminierung und Rassismus leisten kann.»

Der ungarische Herausgeber des Buches, Boldizsar M. Nagy, sagte gegenüber MANNSCHAFT: «Das Interesse an dem Buch aus dem Ausland hat mir bewusst gemacht, wie global die in den Geschichten behandelten Themen, die verschiedenen sozialen Ungleichheiten, sind. In dem Buch geht es ja nicht nur um die LGBTIQ-Situation in Ungarn, sondern auch um systemischen Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Klassismus, Ableismus, Homophobie, Transphobie – und diese durchdringen die gesamte westliche Kultur trotz der geltenden Gesetze.»


Am 17. März soll «Märchenland für alle» auf Deutsch erscheinen.


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