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Hate Crime in Madrid: Mann (20) «Schwuchtel» in den Po geritzt

Auch Spaniens Ministerpräsident Sánchez äusserte sich zu dieser «Botschaft des Hasses», die ganz Spanien schockt

Madrid
Die acht Angreifer*innen trieben ihr Opfer vor seinem Wohnhaus in die Enge (Symbolfoto: Nijwam Swargiary / Unsplash)

(UPDATE: Der junge Mann hat seine Aussagen später wieder zurückgezogen – MANNSCHAFT berichtete)

Eine Gruppe von acht vermummten Angreifer*innen hat einen schwulen Mann in Madrid «bösartig» attackiert und ihm das Wort «Schwuchtel» in den Po geritzt.

Der Vorfall ereignete sich am Sonntagnachmittag (5.9.) gegen 17.15 Uhr im hippen Studenten- und Partyviertel Malasaña. Das Opfer ist ein 20-Jähriger.

Während die Täter dem jungen Mann direkt vor seinem Wohnhaus das Schimpfwort ins Fleisch seines Pos schnitten, schrien sie laut Angaben der Policía Municipal Madrid gleichzeitig «maricón», also Tunte bzw. Schwuchtel. Darüber berichtete zuerst das spanischsprachige Nachrichtenportal elDiario. Mehrere internationale LGBTIQ-Portale übernahmen die Meldung.

Demnach war das bislang nicht namentlich genannte Opfer auf dem Weg nachhause, als die Gruppe «mit bedeckten Gesichtern auf ihn zu rannte und ihn vor sich hertrieb» bis zum Eingang seines Wohnhauses.


Dort wurde er als «Scheissefresser» und «ekelerregend» beschimpft, aufgrund der Schläge platze seine Oberlippe auf. Der Mann meldete die Tat später bei der Polizei.

Malasaña
Der hippe Stadtteil Malasaña von Madrid, in der Nähe der Universität gelegen (Foto: Zarateman / Wiki Commons)

«Gefühl von Straflosigkeit»
Laut elDiario seien die Polizeibeamten überrascht über das «Gefühl von Straflosigkeit», das die Angreifer offenbar fühlten. «Das ist der erste Angriff dieser Art von dem wir wissen», sagten die Beamten. «Die Ermittlungen konzentrieren sich auf das Material aus Videoüberwachungskameras und darauf, dass wir Zeug*innen finden, um die Angreifer zu identifizieren», so die Polizei.

Erst vor zwei Monaten hatte der brutale Mord des 24-jährigen Samuel Luiz im spanischen A Coruña das Land geschockt und internationale Empörung ausgelöst. Auch damals handelte es sich um eine homophobe Tat, bei der die Täter schrien «Wir töten dich, weil du schwul bist» (MANNSCHAFT berichtete). Daraufhin gab es landesweite Demonstrationen gegen Homophobie und Kritik am Verhalten der Polizei (MANNSCHAFT berichtete).


Mit der noch frischen Erinnerung an den Fall von Samuel Luiz im Hinterkopf, schrieb Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez auf Twitter, dass er den neuerlichen homophoben Vorfall aufs Schärfste verurteile. Der linke Politiker weiter: «Hass hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. […] Wir werden es nicht zulassen. Wir werden weiterhin für ein offenes und vielfältiges Land arbeiten, in dem niemand Angst haben muss, so zu sein, wie er ist, in dem wir alle frei und sicher leben. Meine Zuneigung zu dem angegriffenen jungen Mann.»

En nuestra sociedad no tiene cabida el odio. Mi rotunda condena a este ataque homófobo. No vamos a permitirlo. Seguiremos trabajando por un país abierto y diverso, donde nadie tenga miedo a ser quien es, en el que todos/as vivamos libres y seguros.

Mi cariño al joven agredido. https://t.co/YDjWENyeVa

— Pedro Sánchez (@sanchezcastejon) September 6, 2021

Auch der Bürgermeister von Madrid, José Luis Martínez-Almeida, von der konservativen Volkspartei, versprach am nächsten Tag in einem Radiointerview mit Cadene Ser, dass die Angreifer die «ganze Macht des Gesetzes» zu spüren bekommen würden.

«Die Zahlen stimmen nicht»
Laut Statistik des Observatorio contra la LGTBfobia gab es dieses Jahr bislang 103 homophobe Angriffe bzw. Vorfälle in Madrid. 41 Prozent der LGBTIQ-Spanier*innen seien in den zurückliegenden zwölf Monaten schon einmal homo- oder transphob beleidigt worden, hatte eine Studie der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) letztes Jahr ergeben.

In einem Kommentar für die Zeitung El Paīs schreibt Rubén López vom Observatorio contra la LGTBfobia: «Die Fälle sind zurückgegangen, aber die Zahlen stimmen nicht. Angriffe ereignen sich meist nachts, wenn Menschen ausgehen und etwas trinken. Aktuell geht aber niemand aus…» wegen der Corona-Krise.

Die LGBTIQ-Community sei wegen dieses «fürchterlichen Vorfalls» unter «Schock», meint López. «Das ist das Schrecklichste, was ich in meinen sechs Jahren beim Observatorio gesehen habe – und in meinen 17 Jahren als Aktivist», so López: «Die Botschaft des Hasses ist furchtbar und bösartig.»


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