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Jürgen Prochnow: Stolz auf schwule Rolle in «Die Konsequenz»

Der Schauspieler wird am Donnerstag 80

Foto: Warner Bros

Viele kennen ihn aus «Das Boot». Der Schauspieler Jürgen Prochnow ist besonders stolz auf einen Film, der in der Gesellschaft etwas bewegt hat: In «Die Konsequenz» (1977) spielte er einen schwulen Mann.

Damals war das noch für viele skandalös. Der Bayerische Rundfunk boy­kot­tier­te die Erst­aus­strah­lung von «Die Konsequenz» am 8. November 1977 in der ARD und zeigte ein harm­lo­ses Er­satz­pro­gramm. Stolz ist der Schauspieler auf diesen Film, der in der Gesellschaft etwas bewegt hat: «Dieser Film hatte einen ungeheuren Widerhall», so Prochnow im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

1975 erschien der Roman von Alex­an­der Ziegler: «Die Kon­se­quenz» über das Schei­tern einer schwulen Liebe am Wi­der­stand einer ver­ständ­nis­lo­sen Umwelt. Der junge deutsche Film­pro­du­zent Bernd Eichin­ger und der spätere Hol­ly­wood­re­gis­seur Wolfgang Petersen er­kann­ten das fil­mi­sche Po­ten­ti­al: Die Haupt­rol­le besetzte er mit Jürgen Prochnow, der als einer der ersten Star­schau­spie­ler über­haupt im deutsch­spra­chi­gen Raum eine ernste Schwu­len­rol­le übernahm, wie auf schwulengeschichte.ch nachzulesen ist.

Der gebürtige Berliner lernte nach der Schule «erstmal was Ordentliches», wie man damals sagte: Bankkaufmann. Nach dem Schauspielstudium an der Folkwangschule in Essen zog es ihn ans Theater. Mitentscheidend für seine Film- und Fernsehkarriere waren in den 70er Jahren der «Tatort» und Wolfgang Petersen.


Antikriegsfilm oder fragwürdiges Heldenepos?
Der Regisseur engagierte ihn schliesslich für den Film «Das Boot», der 1981 anlief und es sogar ins Oscar-Rennen schaffte. Prochnow gibt darin für seine Jungs an Bord einen väterlichen Kapitän, den «Alten». Sowohl die Kino- als auch die spätere Fernsehfassung wühlten viele Menschen auf. Die Lesarten waren unterschiedlich: Viele sahen die Adaption des Buchs von Lothar-Günther Buchheim als bewegenden Antikriegsfilm. «Zeit»-Kritiker Fritz J. Raddatz sprach hingegen von einem «politisch fragwürdigen Heldenepos».

Filmgeschichte ist «Das Boot» ohne Zweifel. Prochnow hadert nicht damit, dass er immer wieder darauf angesprochen wird, wie er deutlich macht. «Ich bin natürlich auf die Arbeit und den Erfolg des Films wahnsinnig stolz», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er hat viel Anerkennung für seine anderen Werke bekommen. Das macht das Dauer-Etikett wett.

Jürgen Prochnow
Jürgen Prochnow im Jahr 2017 (Foto: Soeren Stache/dpa)

Jahrzehntelang arbeitete er als Deutscher in Hollywood: Prochnow erlebte, wie es ist, dort ein Star zu sein. Er flog Erste Klasse, drehte mit Regisseuren wie David Lynch und Anthony Page, Schauspieler wie Harrison Ford und Eddie Murphy wurden seine Kollegen. Gerne wurde er mit seinem narbigen Gesicht als Bösewicht besetzt, aber auch für Komödien-Quatsch war er sich nicht zu schade.


Unterschätzt wurde seiner Meinung nach «The Dry White Season» von 1989, hierzulande recht unbekannt. Das war ein Anti-Apartheidsfilm, den er mit seinem «grossen Idol» Marlon Brando drehte, in London und Simbabwe, weil es in Südafrika aus politischen Gründen damals nicht ging. Für Prochnow ist es ein «ganz wichtiger und wertvoller Film».

Eine Hauptrolle hätte er gerne gehabt, aber bekam sie nicht – in «Schindlers Liste» von Steven Spielberg. «Liam Neeson war hervorragend in der Rolle, muss man auch sagen, aber ich hätte das auch sehr gern gespielt.»

Der Schauspieler, der nach vielen Jahren in den USA in Berlin und am Gardasee lebt, wird am 10. Juni 80 Jahre alt. Er hält sich mit Schwimmen und Spaziergängen mit Hund Pippo fit. Die geplante grosse Feier zum 80. fällt wegen der Pandemie aus. Dafür plant seine Frau, die österreichische Schauspielerin Verena Wengler, eine Überraschung, wie Prochnow erzählt. «Was es ist, weiss ich nicht.» (mit dpa)

Rosa von Praunheims Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» feierte vor 50 Jahren bei der Berlinale seine Uraufführung (MANNSCHAFT berichtete).


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