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Happy Birthday, Cowboy: Jake Gyllenhaal wird 40

In «Brokeback Mountain» hat er nicht seine einzige schwule Rolle gespielt

Brokeback Mountain
Heath Ledger (links) und Jake Gyllenhaal als Liebhaber in «Brokeback Mountain» (Bild: Focus Features)

Ob als schwuler Cowboy, kaputter Boxer oder Bomben-Opfer im Rollstuhl: Jake Gyllenhaal geht mit fesselnder Intensität völlig in seinen Rollen auf. Der verdiente Oscar fehlt noch. Mit 40 Jahren will er nun aber etwas kürzer treten.  Barbara Munker (dpa) gratuliert.

So wunderbar wandelbar wie Jake Gyllenhaal auf der Leinwand ist, zeigt der Schauspieler auch während der Corona-Pandemie viele Seiten. Im April liess er sich auf die «Handstand-Challenge» ein, zu der ihn «Spider-Man»-Star Tom Holland herausgefordert hatte. Gyllenhaal postete ein Video, das schnell durchs Netz ging: mit nacktem Oberkörper balanciert der Star kopfüber auf einer Hand, dabei zieht er sich ein T-Shirt an.

Die Aktion nutzte er gleich für einen Hilferuf. Auf dem Shirt prangte das Logo eines New Yorker Restaurants, das wegen Corona schliessen musste. «Vergesst nicht, eure örtlichen Geschäfte zu unterstützen», mahnte der Schauspieler seine Fans.


Im Mai begeisterte er auf Instagram mit seinem Gesangstalent. Vollbärtig und mit bewegender Stimme singt er einen Liebessong «im Zeitalter der Quarantäne», verbunden mit einem Spendenaufruf für Musicalprojekte. Ende September erinnerte der Hollywood-Star wehmütig an seine Broadway-Produktion «Sea Wall/A Life» von 2019, verbunden mit der Hoffnung, dass es bald wieder Theater geben wird.

Gyllenhaal, der am Samstag (19. Dezember) 40 Jahre alt wird, kann neben seiner Kino-Karriere mit Highlights wie «Brokeback Mountain», «Southpaw» und «Stronger» noch viel mehr vorweisen. Er ist Mitbegründer der New Yorker Produktionsfirma Nine Stories, die mit «visionären Geschichtenerzählern» auf Projekte in Film, TV, Theater und Dokumentationen setzt.

Botschaften in Filmen seien ihm wichtig, betonte Gyllenhaal im Interview der Deutschen Presse-Agentur zum Kinostart von «Demolition – Liebe und Leben» (2016). «Ob es uns passt oder nicht, alles was wir tun und sagen, hat einen Effekt. Für mich muss ein Film immer mehr sein als nur pure Unterhaltung.» In «Demolition» verkörperte er einen Banker, der nach dem Tod seiner Frau den Zugang zu sich selbst finden muss.


Gyllenhaal spielt häufig Männer, die aus ihrem gewohnten Milieu herausfallen. Am eindrucksvollsten zeigte er das an der Seite von Heath Ledger in dem tabubrechenden Drama «Brokeback Mountain» (2006) über die verbotene Liebe von zwei schwulen Cowboys seit den 1960er Jahren. Ang Lee erhielt den Regie-Oscar, Ledger und Gyllenhaal waren als Haupt- und Nebendarsteller nominiert, gingen aber leer aus. Heath Ledger starb im Januar 2008 an einer Wechselwirkung mehrerer eingenommener Schmerz- und Beruhigungsmittel.

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Annie Proulx, die die Buchvorlage für den Film geschrieben hat, erklärte später, sie wünschte, sie hätte die Geschichte nie geschrieben. «Seit der Film herausgekommen ist, gab es deswegen nur Ärger, Probleme und Irritationen.» Die Bewohner*innen ihrer damaligen Wahlheimat Wyoming im Nordwesten der USA würden die Geschichte über die heimliche Liebe der zwei Cowboys sowieso nicht lesen. Ein grosser Teil von ihnen sei immer noch ausser sich vor Wut.

Zudem sei der Film von vielen Leuten missverstanden worden: Es gehe gar nicht in erster Linie um die beiden Hauptdarsteller, sondern «um Homophobie, eine soziale Situation, einen Ort und eine besondere Denkart und Moral», so Proulx.

14 Jahre nach «Brokeback Mountain» war Gyllenhaal nochmal in einer schwulen Rolle zu sehen, als schwuler Kunstkritiker im Psychothriller «Die Kunst des toten Mannes» (MANNSCHAFT berichtete). Und die nächste schwule Rolle ist auch schon beschlossen, wie Anfang des Jahres bekannt wurde. So soll Jake Gyllenhaal Bruce Bechdel in der Adaption des mehrfach preisgekrönten Musicals «Fun Home» spielen und laut Evening Standard auch als Produzent im Einsatz sein.

Es war 2006 die bisher einzige Oscar-Nominierung für Gyllenhaal, trotz seiner vielen intensiven Auftritte. In dem Thriller «Prisoners» (2013) von Denis Villeneuve spielt er mit Coolness und angespannter Nervosität einen Detektiv, der eine Entführung aufklären muss. Im Grossstadtkrimi «Nightcrawler» (2014) wird er zum Videoreporter, der mit seiner Kamera skrupellos Unfällen und Verbrechen nachjagt. Ausgemergelt und mit durchdringendem Blick spielt er den Soziopathen.

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Auch in «Southpaw» (2015) geht er körperlich an die Grenzen. Für das Box-Melodram unter der Regie von Antoine Fuqua trainierte er sich über Monate hinweg Muskelpakete an. In dem Terrordrama «Stronger» spielt er ein Opfer des Terrorattentats auf den Boston-Marathon 2013, das beide Beine verliert. In der Rolle des Jeff Bauman habe er seine Superhelden-Rolle gefunden, sagte Gyllenhaal beim Filmfest in Toronto, wo der Film 2017 vorgestellt wurde. Mit «Spider-Man: Far From Home» (2019) kam dann doch noch ein Superhelden-Auftritt als Mysterio an der Seite von Spinnenmann Holland dazu.

Gyllenhaal, in Los Angeles geboren, stammt aus einer Filmfamilie: Die Mutter ist Produzentin und Drehbuchautorin, der Vater Regisseur, seine Schwester Maggie («Crazy Heart») ebenfalls eine bekannte Schauspielerin. Sein Filmdebüt gab er mit zehn Jahren als Leinwand-Sohn von Billy Crystal in der Komödie «City Slickers». Der Durchbruch gelang ihm 2001 mit dem kultigen Aussenseiter-Drama «Donnie Darko» als psychisch gestörter Highschool-Schüler.

Der deutsche Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich castete ihn für den Katastrophenfilm «Day After Tomorrow» (2004). Nach seinen Liebesszenen mit Heath Ledger in «Brokeback Mountain» brillierte er als stürmischer Lover an der Seite von Anne Hathaway in «Love and other Drugs».

Mit 40 Jahren ist Gyllenhaal unverheiratet – und sieht die Schuld für das Scheitern seiner bisherigen Liebschaften eher bei sich. «Es lag an mir, Mann», sagte er 2015 in der Radio-Talkshow von Moderator Howard Stern. «Ich glaube, ich habe wohl Angst bekommen.» Zweimal sei er ernsthaft verliebt gewesen, doch die Namen seiner grossen Lieben verriet er nicht. Gyllenhaal war unter anderem mit Kirsten Dunst, Reese Witherspoon und Taylor Swift liiert.

In einem seiner seltenen Interviews sprach er im Mai mit dem britischen «Vogue»-Magazin über seine Zukunftspläne. Er habe sich bis jetzt sehr in die Arbeit gestürzt und sein Leben «vernachlässigt», sagte Gyllenhaal. Er wolle sich nun mehr Zeit für Familie, Freunde und Liebe nehmen. Eines Tages wolle er «definitiv» auch eigene Kinder haben. In den vergangenen zwei Jahren wurde er oft mit dem französischen Model Jeanne Cadieu gesehen.

Beruflich steht aber schon das nächste Projekt an. Für Netflix legt Regisseur Antoine Fuqua den dänischen Erfolgs-Thriller «The Guilty» neu auf. Gyllenhaal, der auch als Produzent mitwirkt, wird einen Polizisten spielen, der in einer Notrufzentrale am Telefon ein Leben retten muss.


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