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Simonetta Sommaruga: «Gesetze hinken der Realität hinterher»

Simonetta Sommaruga
Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der Zurich Pride 2012. (Bild: Zurich Pride Festival)

Bundesrätin Simonetta Sommaruga sprach an der Zurich Pride und stand Mannschaft Magazin für ein kurzes Interview zur Verfügung.

«Ob wir nun Frauen lieben oder Männer lieben, ob wir nun Männer und Frauen lieben, heiss ist uns heute allen», sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga, als sie ihre Rede im Rahmen des Zurich Pride Festivals auf dem dicht gedrängten Turbinenplatz begann. Und heiss war es an jenem 16. Juni wirklich, als geschätzte 8‘000 Besucherinnen und Besucher am traditionellen Umzug durch die Zürcher Innenstadt teilnahmen.

Doch Erschöpfung war nirgendswo zu spüren, als Justizministerin Sommaruga mehrmals während ihrer Rede tosenden Applaus erntete. Vielleicht haben wir es gerade ihr zu verdanken, dass sich der Bundesrat im Februar dieses Jahres für das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare aussprach.

Diskriminierungen können überall passieren, am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche sowie in gewissen Disziplinen des Spitzensports, so Sommaruga. Noch immer können viele sogenannte Fans nicht damit umgehen, dass männliche Fussballidole schwul sein könnten.


Es sei ihr Ziel, die realen Lebensverhältnisse und die Gesetze zusammenzuführen, so Sommaruga. Sie werde sich daher für ein zeitgemässes Familien- und Privatrecht einsetzen, in dem Lesben und Schwule nicht benachteiligt seien.

Nach ihrem Rede nahm sich die Bundesrätin kurz Zeit, für Mannschaft Magazin einige Fragen zu beantworten:

Frau Bundesrätin, es freut uns sehr, dass Sie uns als erste Bundesrätin auf dem Turbinenplatz besucht haben. Aus welchem Grund sind Sie gekommen?
Tausende von Menschen sind heute zusammengekommen, um sich gemeinsam gegen die Diskriminierung aus Gründen der Liebe zu wehren. Ich will diese Menschen und ihr Anliegen unterstützen. Deswegen bin ich heute gekommen.


Wieso ist es so schwer, im Bundeshaus Unterstützung für die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare zu gewinnen?
Heute hinken Gesetze oft der gelebten Realität hinterher. Das ist unter anderem vor allem bei der Stiefkindadoption der Fall. Der Bundesrat hat deswegen beschlossen, dass er in dieser Hinsicht etwas bewegen will. Jetzt muss aber zuerst einmal das Parlament der gleichen Meinung sein. Am Schluss vielleicht sogar auch die Bevölkerung. Als Justizministerin ist es mein Ziel, die Gesetze und die gelebte Realität näher zusammenzubringen.

Wie lange geht es denn noch, bis ein gleichgeschlechtliches Paar in eingetragener Partnerschaft Kinder adoptieren darf?
In der Schweiz ändern sich Gesetze nicht so schnell. Das ist ein Prozess. Die Tatsache, dass sich der Bundesrat für die Stiefkindadoption ausgesprochen hat, ist ein ganz wichtiges Zeichen, und jetzt beginnt dieser Prozess. Ich denke, das kann schon noch eins bis zwei, vielleicht sogar drei Jahre dauern.


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