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Reuters, dpa und Co. wollen diskriminierungssensibler schreiben

Umdenken bei deutschsprachigen Nachrichtenagenturen

Gendern
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen AFP, APA, dpa*, epd, Keystone-sda, KNA, Reuters und SID haben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, um diskriminierungssensibler zu schreiben und zu sprechen. Vorerst aber ohne Genderstern.

Das generische Maskulinum wird in kompakter Nachrichtensprache noch vielfach verwendet, soll aber schrittweise zurückgedrängt werden. Ob die Nachrichtenagenturen in einigen Jahren ganz darauf verzichten können, hängt von der weiteren Entwicklung der Sprache ab. (In der Hamburger Verwaltung darf in Drucksachen, E-Mails und Formulierungen künftig eine gendergerechte Sprache genutzt werden – MANNSCHAFT berichtete).

Noch sei unklar, ob und welches der Sonderzeichen (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt etc.), die auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten abbilden sollen, sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen wird. Bis auf weiteres verzichten die Nachrichtenagenturen daher auf die Verwendung dieser Zeichen. Bislang entsprechen sie auch weder dem amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung noch dem allgemeinen Sprachverständnis beziehungsweise der allgemeinen Sprachpraxis. Aber viele andere Möglichkeiten zur Vermeidung diskriminierender Sprache und zur Sichtbarmachung von Diversität sind konsequent zu nutzen.

Die Nachrichtenagenturen wollen die Entwicklung der Sprache in den nächsten Jahren gemeinsam beobachten und in enger Abstimmung mit ihren Medienkunden regelmässig neu bewerten.


Diese Beispiele für diskriminierungssensible Formulierungen werden in der gemeinsamen Pressemitteilung genannt:

– Doppelformen/Paarformen: Schülerinnen und Schüler.
– Geschlechtsneutrale Pluralformen: die Feuerwehrleute, die Angestellten, die Pflegekräfte, die Fachkräfte, die Lehrkräfte.
– Substantivierte Partizipien: die Studierenden.
– Sache statt Person: das Fachgremium, die Redaktion, die Teilnahmeliste.
– Neutrale Funktionsbezeichnung: Vorsitz, Leitung, Personal, Personalvertretung, Direktion, Team, Belegschaft.
– Syntaktische Lösungen: Wer raucht, hat eine kürzere Lebenserwartung. (Statt: Raucher haben eine kürzere Lebenserwartung.) Alle, die dieses Programm nutzen (statt: alle Nutzer dieses Programms).
– Plural statt Singular: alle, die… (statt: jeder, der…).
– Umschreibung mit Infinitiv: Der Antrag ist vollständig auszufüllen. (Statt: Der Antragsteller muss das Formular vollständig ausfüllen.)
– Partizip Perfekt: herausgegeben/betreut von (statt: Herausgeber/Betreuer).
– Adjektiv statt Substantiv: der ärztliche Rat (statt: der Rat des Arztes).

Das ergab kürzlich eine Umfrage der MANNSCHAFT zum Thema: Wer gendert, nutzt am ehesten den Genderstern.


 

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Und noch ein Schritt zu einer inklusiveren Sprache bei der Swiss: Die Passagier*innen sollen nicht mehr mit «Ladies and Gentlemen» begrüsst werden, sondern einer neutralen Formulierung (MANNSCHAFT berichtete).

*Auch MANNSCHAFT nutzt das Angebot der dpa


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