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«Du bist kein Mann»: LGBTIQ-Journalist in Aserbaidschan enthauptet

Dem Aktivisten wurden scheinbar Kopf und Penis abgeschnitten, sein Cousin gestand die Tat

Avaz Hafizli
Der Journalist Avaz Hafizli (Foto: Facebook)

Mehrere Medien berichten über den Fall des Journalisten Avaz Hafizli, der für den Nachrichtensender Kanal 13 arbeitete. (Achtung: Dieser Artikel enthält Schilderungen brutaler Gewalt.)

Hafizli sei ein bekannter queerer Aktivist in Aserbaidschan gewesen, der sich «unermüdlich für die trans Community im Land» eingesetzt habe, heisst es. Ausserdem habe er die Regierung immer wieder auf Verletzungen von LGBTIQ-Rechten hingewiesen und Hassverbrechen publik gemacht. Während einer Protestaktion soll Hafizli sich sogar ans Gitter des Staatsanwaltsgebäudes gekettet haben, berichtet PinkNews.

Laut Nachrichtenportal Azerbaycan24.com haben nun die Staatsanwaltschaft und das Innenministerium bestätigt, dass der 24-Jährige am 22. Februar in Baku mit einem Messer getötet worden sei: Er sei enthauptet und mit abgeschnittenen Genitalien gefunden worden, heisst es. (MANNSCHAFT berichtete über Aserbaidschan als das vom Westen «vergessene Land».)

Hafizli sei in einen Teppich gewickelt worden und mit der Müllabfuhr zum Leichenschauhaus gebracht worden, beklagen laut PinkNews mehrere Aktivist*innen. Die Polizei hätte sich geweigert, diesen «unreinen Körper» anzufassen.


Avaz Hafizli, young #journalist was killed today in #Baku, beheaded by his cousin. Recently he became very active for speaking up for #LGBTI+ rights in #Azerbaijan. Friends carried his body to morgue. #Ambulance & #police refused to carry his body. #hatecrimes are political! pic.twitter.com/YZ3gK1sy8G

— Cavid Nabiyev #SədaqətEviQaytar (@nabiyevcavid) February 22, 2022

Hafizlis Cousin Amrulla Gulaliyev habe inzwischen gestanden, ihn getötet zu haben. Er wurde verhaftet und verhört, er stand zum Tatzeitpunkt scheinbar unter Alkoholeinfluss. Zuvor sei ein Streit zwischen den beiden «über persönliche Dinge» entbrannt.

«Mitschuld der Behörden»
Allerdings geben lokale Aktivist*innen den Behörden eine klare Mitschuld an diesem Verbrechen. (MANNSCHAFT berichtete über Baku als Reiseziel.)

PinkNews zitiert eine mit Hafizli befreundete Aktivistin, die dem Portal sagte: «Nachdem er an Demonstrationen für LGBTIQ-Rechte teilgenommen hatte, war er mit Polizeigewalt konfrontiert. Nach dieser öffentlichen Protestaktion begannen auch seine Familie und Angehörige, ihn zu bedrohen. Er wusste, dass er sich in Gefahr begeben hatte – aber er machte weiter.»


Die Aktivistin sagt ausserdem, dass sie sich sorge, der Fall könne – so wie ähnliche Fälle in der Vergangenheit – nicht «fair» untersucht werden. Sie befürchtet, die Behörden könnten versuchen, den Vorfall zu vertuschen.

«Die ganze queere Community ist jetzt in Panikzustand, denn solche Gewalt wird von den Medien gerechtfertigt und von einigen Politiker*innen sogar gelobt», sagt die im Artikel nicht namentlich genannte Frau.

Eine weitere befreundete Person erklärt PinkNews, es sei zu befürchten, dass Hafizlis Leiche auf einem Friedhof anonym begraben werden könnte. (MANNSCHAFT hatte darüber berichtet, dass in Baku Regenbogenfahnen im Fussballstadium verboten und entfernt wurden.)

«Wer wird als nächstes getötet?»
Eine dritte befreundete Person begleitete die Leiche scheinbar zu einer nahegelegenen Moschee, wo sie gewaschen wurde. Dort habe der*die Zeug*in gesehen, dass der Penis abgeschnitten war. «Man kann sicher sein, dass das direkt etwas mit Avazs Identität als schwuler Mensch zu tun hat», heisst es in einem Statement. «Wenn das keine klare Botschaft ist nach dem Motto ‹Du bist kein Mann›, warum sollte dann der Penis abgeschnitten worden sein?»

Lili Nazarov, eine LGBTIQ-Aktivistin in Aserbaidschan, mahnt: «Die Schuldigen sind die Gesellschaft, die Regierung von Aserbaidschan und die Sicherheitsbehörden. Jedes Jahr werden duzende LGBTIQ-Personen geschlachtet, nur weil sie LGBTIQ sind. Jeden Tag werden Frauen getötet, nur weil sie Frauen sind. Und hunderttausende Menschen leben in Furcht. Aber niemand tut etwas, um das zu verhindern. Stattdessen befördern sie diesen Zustand noch.»

Nazarov fragt provozierend: «Wer wird als nächstes getötet?» Und: «Wie viele Menschen müssen noch niedergestreckt werden, bis jemand anfängt, ihre Sicherheit und ihre Rechte zu garantieren?»


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