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Diversität in der Musikbranche: Ein schleppender Prozess

Hamburger Reeperbahn-Festival regt Veränderung «aus dem Inneren» an

Iniko
Iniko trat beim Reeperbahn-Festival auf (Foto: Christian Charisius/dpa)

Diversität wird im Alltag noch immer nicht ausreichend abgebildet. In der Musikbranche sieht das nicht anders aus. Das Hamburger Reeperbahn-Festival regt eine Veränderung «aus dem Inneren» an.

Seit die Musikbranche verstärkt auf mehr Geschlechtergerechtigkeit achtet, sind auf und hinter den Bühnen deutlich mehr Frauen und non-binäre Menschen beschäftigt. Dennoch bilde die Live-Kulturbranche noch immer nicht die deutlich diversere Gesellschaft ab, sagte Musikerin Antje Schomaker am Donnerstag auf dem Hamburger Reeperbahn-Festival im Rahmen der Diskussion «Live für alle? Lebt die Kulturbranche an der Gesellschaft vorbei?». «Der erste Schritt muss sein, zu verstehen dass Feminismus und Diversität kein Trend sind, sondern dass das unsere Lebenswirklichkeit ist», sagte die 31 Jahre alte Songwriterin weiter. Sie selbst fühle sich auch wohler auf Festivals, die divers gebucht sind.


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Gleichzeitig sei es wichtig, dass die Vielfalt nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Teams selbst stattfinde, ergänzte Festivalmanager Suntke Garbe von der Hamburger Festivalagentur Kopf & Steine GmbH. Man müsse diese Themen ernst nehmen. «Auch, wenn es schmerzhafte Prozesse sind. Aber sie führen dazu, dass man in all seinen Strukturen queerer und diverser ist.»


Als Beispiel nannte er den Wunsch nach Diversität auch bei Security- und Technikteams und der Bar-Mannschaft. Das sei aber nach wie vor schwer: «Wir stossen da gar nicht auf Widerstand. Aber unsere Dienstleister kriegen diese Menschen nicht.» Es sei deshalb auch wichtig, die Menschen zu ermutigen, in die Jobs der Branche zu gehen – vom Booking über Lichttechnik bis hin zur Werbung.

Die Songwriterin Antje Schomaker sagte dazu: «Wir müssen das jetzt aus einem Inneren ändern. Dann werden wir auch wieder attraktiv als Branche für alle Menschen sein.» Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist, dass das Reeperbahn-Festival sich die Vielfalt in der Branche in diesem Jahr überdeutlich auf die Fahnen geschrieben hat. Zum Eröffnungsprogramm gehörten zum Beispiel die/der nicht-binäre Iniko sowie die bisexuelle Arlo Parks. Zuletzt hatten die Macher*innen des Festivals mit dem Keychange-Programm die Geschlechtergerechtigkeit in der Branche erfolgreich angestossen und eingefordert.

Arlo Parks
Arlo Parks singt in Hamburg (Foto: Christian Charisius/dpa)

Bei dem viertägigen Hamburger Reeperbahn-Festival steht vor allem der Nachwuchs im Mittelpunkt. Aufstrebende Musiker*innen zeigen auf den etwa 60 Bühnen auf dem Kiez ihr Können und hoffen auf die grosse Karriere. Sechs von ihnen bekommen den Nachwuchspreis des Festivals, den Anchor-Award. Er wird am Samstagabend vergeben. Zur Jury gehören die Künstlerinnen Katie Melua, Banks und Tayla Parx sowie der Produzent Toni Visconti. Sie beurteilen die Acts bei ihren Auftritten in den Hamburger Clubs.


Im Rahmen der Fachkonferenz hat auch der Erfurter Musiker Clueso (43) aufstrebenden Musiker*innen Tipps für eine gute Karriere mit auf den Weg gegeben. Mit das Wichtigste sei für ihn, dass man richtig Bock auf seine Arbeit habe und dass das Umfeld stimme, sagte er am Donnerstag bei einem Gespräch. «Wenn ich die richtigen Leute dabei habe, dann ist das wie Basteln im Hort. Ich mache sauviel für den Papierkorb, wie auch ganz viel mit Eroberungsgedanken und daddel nur rum. Das hat nie aufgehört zum Glück.»

Er treffe immer wieder Leute, die ihn auf neue Ideen bringen. «Das ist wichtig, dass ich ein Umfeld habe, das mich inspiriert», sagte Clueso. Zudem achte er darauf, welchen Antrieb die Menschen haben, die mit ihm zusammenarbeiten wollen.

 


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