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Bernmobil hatte die Kampagne abgelehnt, jetzt hängt sie in Zürcher Trams und Busse

Vor drei Jahren lehnte Bernmobil eine Aufklärungskampagne zum Coming-out-Day ab. Die Zürcher haben keine Probleme damit

Bild: HAZ

Pünktlich zum heutigen Internationalen Coming-out Day 2013 hängen in Zürcher Trams und Busse Plakate der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung in Zusammenarbeit mit den Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich HAZ. Sie ist identisch mit der Kampagne, die 2010 von Bernmobil abgelehnt wurde.

Die neue Plakatkampagne der HAZ ruft Eltern und Angehörige dazu auf, ihr Kind so zu akzeptieren, wie es ist. Unter anderem wird auch auf das Angebot der HAZ verwiesen. Die Sätze «Mein Sohn ist schwul. Warum sollte ich ihn deshalb weniger lieben?» und «Meine Tochter ist lesbisch. Warum sollte ich sie deshalb weniger lieben?» sind nebst Deutsch in sechs verschiedene Sprachen übersetzt worden.

Plakate wie dieses hängen im Oktober und November im Zürcher ÖV. (Bild: HAZ)

Die Zielgruppe der Kampagne liegt aber nicht bei Menschen mit Migrationshintergrund wie die Kampagne der Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern HAB von 2010. «Eine intolerante Haltung als Problem von Menschen mit Migrationshintergrund abzutun wäre falsch, auch wenn viele Jugendliche diese Haltung von zuhause aufschnappen», so Aner Voloder von der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung. «Auch bei konservativen Schweizerinnen und Schweizern muss man für mehr Toleranz aufrufen. Ein Viertel aller Plakate sind auf Deutsch, der Rest ist auf sechs Sprachen verteilt.»

Bernmobil wollte ähnliche Plakate nicht aufhängen
Dass diese Plakate hängen ist keine Selbstverständlichkeit. 2010 wurde eine fast identische Kampagne von Bernmobil, den öffentlichen Verkehrsbetrieben in Bern, abgelehnt. Zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai 2010 wollten die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern HAB mit Sprüchen auf Türkisch, Arabisch oder Albanisch für mehr Toleranz bei Menschen mit Migrationshintergrund werben. Gegenüber 20Min sagte Mediensprecherin Annegret Hewlett damals: «Wir hängen in unseren Fahrzeugen keine Plakate auf, die wir selbst nicht verstehen.» Für die LGBT-Szene war die Begründung unbegreiflich. Die deutsche Übersetzung war auf den Plakaten angebracht.


Vor drei Jahren hätten in Bern ähnliche Plakate hängen sollen. (Bild: HAB)

Rolf Meyer, seit Juli dieses Jahres neuer Mediensprecher von Bernmobil, findet die Formulierung gegenüber 20minuten vor drei Jahren etwas unglücklich. «Wir haben die Kampagne abgelehnt, weil wir befürchtet haben, Fahrgäste mit Migrationshintergrund könnten sich provoziert fühlen», sagt er auf Anfrage von Mannschaft Magazin.

Ob Provokation oder erster Schritt zu mehr Toleranz: Bei Kampagnen, die Werte vermitteln, sei das immer eine heikle Sache, so Meyer. Doch er fügt an: «Wir würden diese Kampagne jetzt aufhängen.»

Bei den Berner Verkehrsunternehmen BLS und RBS, in deren Fahrzeugen die Kampagne vor drei Jahren aufgehängt wurde, sei es zudem zu keinen Reklamationen gekommen.


Christoph Janser, Präsident der HAB, zeigt sich freudig überrascht über den Kurswechsel von Bernmobil. Ob die HAB die Kampagne im Berner ÖV wieder lancieren wird, lässt Janser offen. «Eine solche Kampagne kostet über 10’000 Franken. Aber wieso nicht? Wenn sich die Stadt Bern als Partner zur Verfügung stellt, wäre das eine Möglichkeit.»

Einer von ihnen hat das Plakat sogar mit nach Hause genommen und es seinem Vater gezeigt.

Keine Bedenken bei der VBZ
Die Zielgruppe der diesjährigen Zürcher Kampagne liegt aber nicht bei Menschen mit Migrationshintergrund wie die Berner Kampagne der Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern HAB von 2010. «Eine intolerante Haltung als Problem von Menschen mit Migrationshintergrund abzutun wäre falsch, auch wenn viele Jugendliche diese Haltung von zuhause aufschnappen», so Aner Voloder von der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung. «Auch bei konservativen Schweizerinnen und Schweizern muss man für mehr Toleranz aufrufen. Ein Viertel aller Plakate sind auf Deutsch, der Rest ist auf sechs Sprachen verteilt.»

Die diesjährige Kampagne in Zürich verläuft bis jetzt reibungslos. Grund dafür ist vermutlich politischer Natur: Seitdem der Zürcher Stadtrat eine Mandatsergänzung der Fachstelle für Gleichstellung zu LGBT-Themen beschlossen hat, trägt die Sensibilisierungsarbeit in diesem Bereich eine stärkere politische Legitimation. Das Berner Pendant, die Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau, setzt sich nicht für LGBT-Themen ein.

«Wir haben nicht daran gezweifelt, dass die Kampagne vom VBZ unterstützt wird», freut sich Aner Voloder. «Die VBZ hat unsere Kampagne schon am ersten Tag genehmigt.»

«Für uns war das Thema keine Frage», so Andreas Uhl, Mediensprecher der VBZ. «Das Anliegen ist legitim. Wir haben keine Probleme damit.»

Die Zürcher Plakate werden noch diese Woche bis zum 14. Oktober und danach noch zwischen 12. und 26. November aufgehängt.


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