Christophe Honoré erzählt im neuen Film «Sorry Angel»/«Plaire, aimer et courir vite» (in der Schweiz ist er unter dem Originaltitel zu sehen) das Leben zweier völlig unterschiedlicher Menschen im Paris der Neunzigerjahre. Bei der Weltpremiere in Cannes sprachen wir mit ihm über Homophobie in Frankreich und die Bedeutung von Nacktszenen.
Monsieur Honoré, Ihr neuer Film spielt in den Neunzigerjahren, in denen nicht nur einer Ihrer beiden Protagonisten, sondern auch Sie selbst nach Paris kamen. War es Ihre Absicht, persönliche Erfahrungen zu verarbeiten?
Einerseits auf jeden Fall. Ich wollte einen Film über meine Jugend drehen und über die Neunzigerjahre, in denen ich aufwuchs. Mindestens genauso wichtig als Motivation für den Film war aber andererseits noch etwas ganz anderes. Denn ich war wirklich schockiert von der Welle der Homophobie, die Frankreich in den letzten Jahren erfasst hat. Über die Tausenden wütender Menschen, die gegen die Ehe für alle auf die Strasse gingen. Daran gab ich auch mir als schwulem Künstler eine Mitschuld, schliesslich ist es doch auch meine Aufgabe und Pflicht, dagegenzuhalten und die Menschen mindestens zum Nachdenken anzuregen und ihnen neue Welten zu eröffnen.