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Mobbing: Stille Hilfeschreie auf Youtube

Auf Karteikarten bringen Jugendliche ihr Leiden zum Ausdruck

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Bild: Screenshot Youtube

Auf Karteikarten erzählen US-amerikanischen Jugendliche von Mobbing und Ausgrenzung im Alltag. Trotz Solidarität im Netz nehmen sich einige von ihnen das Leben.

Seit August 2011 geht das Video des 13-jährigen Jonah Mowry um die Welt. Auf grossen Karteikarten schildert er, wie er in der Schule gemobbt und als «Schwuchtel», «Schwanz», «Weichling», «Homo» und «Arschloch» beschimpft wird. Auf einer weiteren Karte steht: «Leute hassen mich … und ich weiss nicht warum». Jonah zeigt seine geritzten Arme und bricht an mehreren Stellen im Video in Tränen aus.

Das Video wird zur Youtube-Sensation und hat bis dato über 9 Millionen Klicks. Im gleichen Stil mit Karteikarten nehmen jungen Menschen weltweit ihre persönliche Videobotschaft auf und sprechen Jonah ihre Unterstützung aus. Auch diese Videos machen in sozialen Netzwerken die Runde und ermutigen betroffene Menschen, sich gegen Mobbing zu wehren. Allein Johnny Robinsons Videobotschaft für Jonah vom Dezember wurde über 400’000 Mal angeklickt:

Trotz dieser kleinen Revolution gegen Homophobie an amerikanischen Schulen haben sich im Januar zwei weitere Jugendliche wegen Mobbing das Leben genommen. Einer davon, Eric James Borges, hat sechs Wochen vor seinem Selbstmord sogar ein Video für das amerikanische «It Gets Better»-Projekt ins Netz gestellt.


Seine Mutter wollte ihn exorzieren
Darin erzählt Eric, wie er seit dem Kindergarten fast täglich gehänselt wurde. «Die anderen Kinder wussten immer, dass ich anders bin», sagt er. Das Mobbing sei von Jahr zu Jahr schlimmer geworden. In der Mittel- und Oberstufe wurde Eric bespuckt, getreten, zusammengeschlagen und als «Schwuchtel» beschimpft. Vor einem Jahr hatte er sein offizielles Coming-out und engagierte sich als Motivationssprecher und Filmemacher für verschiedene LGBT-Projekte.

Erics Familie aber, die er selbst als christliche Extremisten bezeichnet, warf ihn aus dem Haus, nannte ihn «ekelhaft» und verdammte ihn in die Hölle. Seine Mutter versuchte sogar, ihn zu exorzieren. Am 25. Januar nahm er sich das Leben. Auslöser für sein Verzweiflungsakt war gemäss Freunden ein «traumatisches Coming-out Erlebnis».

«Bitte hilf mir, Mom».
Fünf Tage zuvor im US-Bundesstaat Tennesse erhängte sich der 14-jährige Philipp Parker im Badezimmer seines Elternhauses. Kurz nachdem seine Eltern seine Leiche entdeckten, fanden sie eine Notiz auf dem geschrieben stand: «Bitte hilf mir, Mom». Gemäss seiner Mutter sei er im vergangenen Jahr für schwul gehalten worden und deswegen konstant gemobbt worden. Erst im Monat zuvor hatte sich ein weiterer Jugendlicher in Tennesses das Leben genommen. In der lokalen Presse steht, dass der Anstieg der Selbstmordrate unter Jugendlichen mit homophoben Bullying zusammenhänge. Im Mai 2011 wurde in Tennesse ein Gesetz erlassen, das den Diskurs über Homosexualität an öffentlichen Schulen verbietet.


Das «Es wird besser»-Projekt
Auch die Schweiz verfügt über ein ähnliches Projekt wie «It Gets Better». Auf eswirdbesser.ch kann jeder seine eigene Coming-out Geschichte aufnehmen und ins Netz stellen. Ins Leben gerufen wurde die Website von Daniel R. Frey und Fabio Huwyler, beides «gayRadio»-Moderatoren und aktive Blogger.


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