Dokumentarfilme über die schwule Pornoindustrie sind wahrlich kein neues Phänomen, aber sie haben sich inzwischen von einem Nischenprodukt hinein in den Mainstream bewegt. Und sind jetzt sogar bei Netflix angekommen. Der dort aktuell zu bestaunende Film «Circus of Books» nimmt einen Sonderstatus ein, weil er hinter der Sexfassade eine berührende Mutter-Sohn-Geschichte erzählt.
In Abwandlung der berühmten Neil-Patrick-Harris-Nummer von den Tony Awards 2011 könnte man sagen: «It’s not just for gays anymore!» Soll heissen, heute beschäftigen sich weit grössere Kreise mit schwuler Pornografie als Schwule. Das gilt, im unmittelbaren Sinn, auch für stark pornografisch gefärbte Kunst. Das neue Zielpublikum für viele explizit homoerotische Werke sind selbstbewusste heterosexuelle Frauen, wie der Kunstberater Thomas Knapp unlängst in einem Interview erklärte: «Immer mehr Frauen drängen in den Kunstmarkt, Frauen, die CEOs sind mit genug Geld, um sich Arbeiten zu leisten. Sie kaufen sich Kunst zu ihrem eigenen Vergnügen, und sie wählen andere Themenschwerpunkte als vormals heterosexuelle männliche Kunstsammler. Sie wollen von den Werken stimuliert werden – und Männern beim Sex zu zuzusehen finden sie stimulierend!»