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Tag der Blutspende: Individuelle Risikoermittlung gefordert

Schwule und Bi-Männer sind immer noch in vielen Ländern praktisch ausgeschlossen

Blutspende
Eine Blutkonserve auf einer Blutwaage (Foto: Marius Becker/dpa)

Am Montag ist Weltblutspendetag. Jahr für Jahr wird dabei für die in Spezialbeuteln verpackte Lebensrettung geworben. Schwule und Bi-Männer sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer noch praktisch bei der Blutspende ausgeschlossen.

Der 14. Juni ist der Internationale Tag der Blutspende. An diesem Tag endet die Blutspendenkampagne von Volt Deutschland. Mit dem Aufruf #500mlEuropa hat die pro-europäische Bürgerbewegung mit Parteicharakter seit Anfang April auf die Diskriminierung von Männern, die Sex mit Männern haben und anderen Personen durch eine willkürliche Rückstellungsfrist aufmerksam.

Volt fordert wie etwa die FDP und die Grünen die als willkürlich kritisierte Rückstellungsfrist von 12 Monaten bei sexuellem Risikoverhalten auf Regelungen anderer europäischer Länder von drei bis vier Monaten wie in Italien, Spanien und Portugal zu reduzieren. Dieser verkürzte Zeitraum orientiere sich an der zeitlichen sicheren serologischen Nachweisbarkeit von Neuinfektionen und sei vergleichbar mit der Begründung für Personen heterosexueller Orientierung. (Die Niederlande lockerten das Blutspendeverbot für Schwule und Bisexuelle im März – MANNSCHAFT berichtete).

Ausserdem drängt Volt auf die Einführung einer individuellen Risikoermittlung (Individual RiskAssessment, IRA) und nennt Italien als Best Practice-Beispiel: Seit der Reform 2001 konnte wissenschaftlich bewiesen werden, dass diese Regelung keinen signifikanten Einfluss auf die Ausbreitung von HIV hatte. Im Zuge der individuellen Risikoerfassung will Volt das Wissen über die sexuelle Identität und Praktiken, sowie die Offenheit bei Mitarbeitenden im Gesundheitswesen verbessern.


Männer, die mit Männern Sex haben, müssen auch in der Schweiz weiterhin 12 Monate enthaltsam leben, um Blut spenden zu dürfen (MANNSCHAFT berichtete).

Auch in Österreich komme eine angekündigte Reform (MANNSCHAFT berichtete) auch unter dem neuen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) nicht voran, wie der Nationalratsabgeordnete Mario Lindner (SPÖ) kürzlich kritisierte.

Seit Jahren diskutieren wir über die Diskriminierung beim Blutspenden 👉 Zwei parl. Anfragen zeigen jetzt leider, wie weit wir noch von einem Ende der Diskriminierung entfernt sind …und beschreiben leider eine Bankrotterklärung des Gesundheitsministers und der Regierung! 😡 1/6

— Mario Lindner (@MarioLindner82) June 12, 2021

Hier die Antworten auf ein paar zentrale Fragen zur Blutspende:


Warum ist die Blutspende wichtig?
Blutbestandteile haben eine begrenzte Haltbarkeit und können nur eine gewisse Zeit gelagert werden, wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Robert Koch-Institut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in einer gemeinsamen Mitteilung betonen. Blutplättchen etwa seien nur vier bis fünf Tage einsetzbar. Die klassische Blutkonserve hält laut DRK 42 Tage. «Sollten über einen Zeitraum von mehr als einer Woche nicht genügend Blutspenden eingehen, wäre die Patientenversorgung innerhalb kurzer Zeit nicht mehr lückenlos abzusichern.»

Wie hat sich Zahl der Blutspenden im Zuge von Corona entwickelt?
Der Sprecher der DRK-Blutspendedienste sagte, nach dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr mit viel Verunsicherung habe es in Deutschland eine Welle der Solidarität gegeben. Gerade in dieser Zeit hätten sich viele junge Erstspender gemeldet. Im Sommer sei das Aufkommen eher knapp geworden. Während weniger Menschen wegen Urlauben etwa in Malaria-Risikogebieten von Spenden ausgenommen waren, hinderten etwa Quarantänepflichten auf der anderen Seite den ein oder anderen Spender. Das laufende Jahr sei bisher «sehr zufriedenstellend angelaufen», sagte der Sprecher.

Genaue Zahlen auch zu Daten von Kliniken und privaten Anbietern für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Das Paul-Ehrlich-Institut ermittelt jährlich den deutschlandweiten Verbrauch sogenannter Blutkomponenten. 2019 waren das 3 341 592 Erythrozytenkonzentrate rein aus roten Blutzellen, 482 360 Thrombozytenkonzentrate mit Blutplättchen und 735 310 mal Plasma. Das Spendeaufkommen liegt einer PEI-Sprecherin zufolge um etwa zehn Prozent höher.

Hat sich der Bedarf während der Pandemie verändert?
Kaum. Zu Beginn der Pandemie ausgefallene Operationen holten die Krankenhäuser nach Angaben des DRK-Sprechers nach. Auch weniger schwere Verkehrsunfälle und ausbleibende Schlägereien nach Diskobesuchen fielen nicht so sehr ins Gewicht. Ein Grossteil der Blutpräparate und Transfusionen werde für die Behandlung von Krebskranken oder chronisch kranken Menschen eingesetzt.

Um die Versorgung schwerkranker Patienten in den Kliniken lückenlos zu gewährleisten, müssen nach DRK-Angaben an jedem Werktag in Deutschland mindestens 15 000 Blutspenden gewonnen werden. Frauen, die spendeberechtigt sind, dürfen das viermal innerhalb von zwölf Monaten machen. Bei Männern sind höchstens sechs Spenden innerhalb dieses Zeitraums erlaubt.

Können Coronaviren über Blut übertragen werden?
Nein. Nach Angaben von RKI, PEI und BZgA gibt es keinen Hinweis darauf, «dass Sars-CoV-2 durch Blut übertragbar ist und eventuell durch unerkannt infizierte Personen auf Patientinnen oder Patienten übertragen wird». Hygienekonzepte in den Blutspendeeinrichtungen stellten zudem sicher, dass für Spenderinnen und Spender kein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung besteht. Auch für eine Übertragung durch Stechmücken gibt es übrigens laut BZgA keine Hinweise.

Wie sieht es mit Antikörpern aus?
«Bei standardmässig hergestellten Blutkomponenten ist von keiner relevanten Antikörper-Konzentration auszugehen», erklärt eine PEI-Sprecherin. Allerdings sei die Übertragung von neutralisierenden Antikörpern durch das Plasma von Genesenen möglich. In diesen speziell hergestellten Präparaten (Rekonvaleszenten-Plasma) liegen die Antikörper demnach in stark angereicherter Form vor.

Werden Blutkonserven auf Corona untersucht?
Nein. Das DRK verweist auf eine Studie des PEI. Demnach konnte im Blut von Patienten ohne Symptome sowie bei Patienten mit weniger ausgeprägten Symptomen kein Sars-CoV-2-Erbgut nachgewiesen werden.

Was muss ich tun, wenn ich nach der Blutspende an Covid-19 erkranke?
Wer in Deutschland innerhalb von 14 Tagen nach seiner Blutspende entsprechende Symptome bemerkt oder positiv auf Corona getestet wird, soll sich unverzüglich bei der kostenfreien Hotline des DRK unter 0800 11 949 11 melden oder über ein Nachrichtenformular im Internet melden.

Wie lange muss ich nach einer Corona-Infektion warten, bis ich Blut spenden darf?
Personen, die an Covid-19 erkrankt sind, dürfen erst vier Wochen nach Ausheilung wieder Blut spenden. Auch Spendewillige mit den Symptomen Halskratzen, Schüttelfrost, Husten oder Kurzatmigkeit sowie einer Körpertemperatur von mehr als 38 Grad werden nicht zur Spende zulassen. Ähnliche Regeln gelten nach dem Aufenthalt in einem der offiziellen Corona-Risikogebiete.

Was gilt nach Kontakt mit einem Corona-Infiziertem?
Menschen, die Kontakt mit Infizierten oder Erkrankten hatten, müssen aus Sicherheitsgründen eine Wartezeit von zwei Wochen vor der nächsten Spende einhalten. Daran ändert ein negativer Test nichts.

Darf ich nach der Impfung spenden oder gibt es eine Karenzzeit?
Eine Corona-Impfung ist nach DRK-Angaben kein Grund, nicht zu spenden. Wichtig ist, dass man sich gesund fühlt und keine Nebenwirkungen der Impfung hat: «Bei Wohlbefinden können Sie am Folgetag der Impfung Blut spenden.»

Kann ich durch gespendetes Blut eines Geimpften Impfschutz bekommen?
Davon gehen Experten nicht aus. Bei den mRNA-Impfstoffen lasse sich die mRNA kaum im Blut des Geimpften nachweisen, erläutert die PEI-Sprecherin. «Zudem wird diese mRNA nur in der Zelle des Geimpften abgelesen und so die Produktion eines Sars-CoV-2-Spikeproteins ermöglicht.» Die mRNA sei aber nicht in der Lage sich zu replizieren. «Nach aktuellem Kenntnisstand wird eine nicht integrierte mRNA in wenigen Stunden vom Immunsystem des Geimpften abgebaut.» (mit dpa)


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